Kommunikation ist (k)eine Stärke der Löwen. Oder wie jetzt?

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Zuletzt hatte ich mich mit der Kritik an einigen Spielern und am Trainer befasst, um danach einen Blick auf die Neuzugänge zu werfen. Heute soll es um den Verein selber gehen, also um die Rhein-Neckar Löwen. Oder genauer: Um die Kommunikation des Vereins nach außen. Diese, oder der (vermeintliche?) Mangel daran, ist nämlich immer wieder ein Kritikpunkt.

Der Konflikt zwischen Vereins- und Faninteressen

Bevor ich mich darauf einlasse, was vom Verein kommt und was nicht, möchte ich zunächst aus meiner ganz persönlichen Sicht darstellen, was ich unter Vereinsinteressen verstehe und was unter Faninteresse. Aus Sicht des Vereins möchte man die Fans mitnehmen, ihnen “Erlebnisse” bieten, sie dazu motivieren, in die Halle zu kommen und Merchandise zu kaufen. Gerade die letzten beiden Punkte sind absolut legitim, denn Vereine der HBL sind nicht zuletzt Wirtschaftsunternehmen. Ein Punkt, der von Fanseite aus gerne mal ignoriert wird.

Darüber hinaus ist es für einen Verein immer auch von Interesse, als wertvoller Partner für Sponsoren und auch als attraktiver Arbeitsplatz für Spieler angesehen zu werden. Zur Erreichung dieses Ziels muss der Verein sich selbst natürlich gut darstellen. Er sollte für eine offene Kommunikation stehen, aber genauso auch Verschwiegenheit an den Tag legen, wo dies erforderlich ist. Beispielsweise wäre es für manche Fans sicher interessant zu wissen, wie viel die Spieler verdienen, oder wie viel die einzelnen Sponsoren nun Jahr für Jahr auf den Tisch legen. Diese Informationen komplett offen zu legen wäre aber sicher für die Löwen nicht hilfreich bei der Suche nach weiteren Sponsoren oder auch Spielern.

Kontrolle

Die Kontrolle darüber zu behalten, was an die Öffentlichkeit dringt, ist für einen Verein wie die Rhein-Neckar Löwen daher von wesentlicher Bedeutung. Daher sollte es auch nicht verwundern, wenn beim Besuch der Geschäftsführerin im Löwenfunk nicht zu intensiv nachgebohrt wird, und vielleicht auch nicht jedes heiße Eisen angepackt wird. Ob das Interview dann gleich komplett gescripted ist, wie es einige vermuten, geht mir zu weit. Dass es im Vorfeld aber eine Verständigung darauf gab, was gefragt werden kann und darf, und was nicht, würde mich nicht überraschen. Schließlich ist es der Podcast der Rhein-Neckar Löwen, moderiert vom Hallensprecher der Löwen, veröffentlicht auf den Kanälen der Löwen. Was erwartet man da? Knallharten Investigativjournalismus?

Damit das niemand in den falschen Hals bekommt: Ich finde den Löwenfunk hervorragend! Es gibt auch genug Fans anderer Vereine, die den Löwen-Podcast zu den besten im Handball zählen. Macht man sich klar, dass es logischerweise Limitationen gibt, kann man den Löwenfunk auch wirklich genießen. Nicht nur einmal kamen hier interessante, spannende und lustige Interna zur Sprache, was nicht zuletzt Moderator Kevin Gerwin zu verdanken ist. Dass vielleicht nicht alle kritischen Fragen aufgegriffen werden, die von Fans gestellt werden, sollte niemanden überraschen. Wer den Löwenfunk als ein Instrument zur gleichberechtigten Kommunikation zwischen Verein und Fans begreift, und/oder als Möglichkeit, bohrende Nachfragen zu unangenehmen Themen zu stellen, der hat das Konzept meiner Meinung nach nicht begriffen.

Kommunikation in Sachen Spielerwechsel

Ich gebe es zu: Ich würde, wie viele andere sicher auch, gerne alles, aber auch wirklich alles dazu wissen, welche Spieler die Löwen als Neuzugang im Auge haben, und auch wer gehen und wer bleiben soll (und warum!). Allerdings bin ich Realist genug, das als utopisch anzusehen. Übrigens ist es natürlich mit Recht utopisch. Als Spieler willst du sicher nicht, dass jeder weiß, dass du mit einem anderen Verein redest. Und als Verein möchtest du das eben auch nicht; nicht zuletzt, weil dann der eine oder andere aktuelle Spieler deiner Mannschaft anfängt, nachzudenken, ob sein Platz noch sicher ist.

Es ist ja auch richtig, keine Wasserstandsmeldungen abzugeben. Solange die Tinte unter dem Vertrag nicht trocken ist, sollten die Löwen keine Neuverpflichtung bekannt geben. Und auch dann erst, wenn der abgebende Verein dem zustimmt. Umgekehrt gilt das natürlich genauso.

Ist das Geld knapp?

Eine Frage, die von einigen Fans angesichts der letzten Neuzugänge immer wieder vorgebracht wird, ist die nach dem vorhandenen Geld. Müssen die Löwen massiv sparen und können sich deswegen keine Top-Spieler leisten? Wenn dem so ist, dann soll der Verein das doch einfach sagen, und es ist gut, so heißt es gerne. Aber ist das wirklich so einfach? Was wäre, wenn die Löwen in aller Öffentlichkeit sagen würden, dass sie ihren Etat um z.B. eine Million Euro kürzen müssen?

Sicher, mancher würde dann sagen, dass es unter den Bedingungen OK ist., eher auf entwicklungsfähige Spieler mit Potenzial zu setzen. Ich selbst sehe das anders. Diese Strategie, eben keine “fertigen” Topspieler zu holen, ist auch ohne Geldknappheit nicht verkehrt. Zum einen schont es natürlich die Kassen und hilft evtl. dabei, Reserven aufzubauen, und wenn das Geld knapp ist, ist es sowieso richtig, so zu handeln. Zum anderen ist die Strategie, auf fertige, teure Spieler zu setzen, für die Löwen schon mal schief gegangen. Will jemand zurück in die Perlen-Kasper-Zeit? Ich nicht! Ein Beweis dafür, dass die Strategie, mit entwicklungsfähigen Spielern zu arbeiten, durchaus auch in der Kommunikation mit den Fans geteilt wird, ist der von mir schon häufiger angesprochene letzte Löwenfunk.

Kommunikation auf unterschiedlichen Kanälen

Die Löwen sind sehr aktiv auf Instagram und auf Facebook, eingeschränkt auch auf X/Twitter. Was genau auf Facebook passiert kann ich nicht beurteilen, da mein dortiger Account vor sich hin verstaubt. Auf X/Twitter war früher mehr los von Seiten der Löwen, wobei ich es angesichts der Entwicklung dieser Plattform nachvollziehen kann, dass dort nicht mehr viel passiert. BTW: Wie wäre es mit BlueSky, liebe Löwen? Falls ihr einen Invite-Code benötigen solltet: Ich hätte da noch einen. *zwinkersmiley*

Kommen wir zum Instagram-Account der Löwen. Der ist wirklich viel frequentiert, wird immer wieder mit neuem Material versorgt und gut gepflegt. Nur die Kritik von Fans in den Kommentaren, wenn es nicht so läuft, ist zeitweilig wirklich unterirdisch. Bei weitem nicht von allen, um das klar zu stellen, aber einige Dauernörgler sind da schon unterwegs. Was diejenigen sich dabei denken? Vermutlich nicht viel. Und ob sich durch – Verzeihung für das Wort – dahingerotzte Beschimpfungen die Leistungen der Spieler und die Kommunikation zwischen Verein und Fans verbessert, wage ich stark zu bezweifeln.

Kommunikation zwischen den Zeilen

Ohne es direkt zu sagen, hat Jennifer Kettemann im letzten Löwenfunk – ja,. ja, ich weiß, dass ich den schon zig Mal erwähnt habe, aber es war für mich ein Glücksfall, dass Ausgabe 84 genau jetzt veröffentlich wurde – schon einiges zu dem gesagt, was in nächster Zeit so kommen wird. Ivan Martinovic steht ja schon länger als Neuzugang für 2024 fest, aber dass die Löwen durchaus noch weitere erfahrenere Spieler verpflichten wollen, konnte man meiner Meinung nach recht deutlich heraus hören. Auch, dass die Torhütersituation vermutlich kein Modell für die Ewigkeit darstellt, sollte nun jedem klar sein.

Dazu passt auch ein Gerücht, das ich letzte Woche in einem Forum aufgeschnappt habe. Tim Nothdurft, früher in Balingen und derzeit beim BHC unter Vertrag, soll angeblich zu den Löwen kommen. Das wäre für mich schon überraschend, denn Zacharias und Móré sind zwar beide noch sehr jung, aber viele Spielanteile sollten ihnen helfen, schneller Erfahrung zu sammeln. Mit einem erfahrenen, in der Liga etablierten Linksaußen, würde das schwieriger werden. Viellicht gibt es ein Leihmodell, so wie mit Zacharias in der Saison 2022/23? Dass Uwe Gensheimer mit Ende der Saison seine aktive Karriere beendet, darf als gesichert angesehen werden. Die Qualität von Nothdurft erkenne ich absolut an, aber die Notwendigkeit, ihn zu holen, sehe ich nicht so richtig. Insbesondere im Hinblick auf den oft erwähnten Fünf-Jahres-Plan.

Noch ‘n Gerücht

Angeblich kommt Sebastian Heymann von Frisch Auf Göppingen zu den Löwen. Da bin ich ehrlicherweise zwiegespalten. Fit und in Form wäre er definitiv eine sehr gute Verstärkung, aber gerade der Fitness-Zustand von Heymann war in den letzten Jahren nicht gerade seine Stärke, und auch seine aktuelle Form ist nicht viel besser als mittelprächtig. Zwei Kreuzbandrisse, ein Mittelfußbruch und einige weitere Verletzungen bergen immer ein Risiko. Ich hoffe, die medizinische Abteilung der Löwen kann sich hier einen guten Überblick verschaffen und die Risiken genau einschätzen.

In dem Zusammenhang kommt abermals die Frage auf, ob die Kommunikation seitens der Löwen ausreichend ist. So stellen sich viele die Frage, wie es mit Halil Jaganjac, einem meiner absoluten Lieblingsspieler bei den Löwen, weiter geht; nicht zuletzt wegen der Gerüchte um Heymann. Es ist schon gut ein Jahr seit der schweren Schulterverletzung von Jaganjac, und immer noch kann er im Angriff nicht helfen. Wann geht das wieder? Gibt es da einen ungefähren Zeitplan? Ist die (mögliche) Verpflichtung von Heymann ein Indiz dafür, dass es bei Jaganjac vielleicht gar nichts mehr wird mit einem Einsatz im Angriff? Schließlich kann Heymann genauso wie Jaganjac im Innenblock und im linken Rückraum eingesetzt werden. An die Emotionalität von Jaganjac kommt Heymann ganz sicher nicht ran.

Bedürfnis nach Kommunikation vs. Persönlichkeitsrechte der Spieler

Abschließend zu dem eben angesprochenen Thema möchte ich noch ergänzen, dass jeder Spieler erstmal das Recht hat, dass seine medizinischen Unterlagen nicht allgemein zugänglich sind. Dennoch ist der Fan-Wunsch, etwas mehr Infos zu haben, was die Einsatzfähigkeit von Spielern angeht, verständlich. War ja letzte Saison nicht anders, als z.B. Lukas Nilsson ausfiel. Hier eine ausgewogene Mischung zu finden zwischen Informationen ausgeben und zurück halten ist eine schwierige Aufgabe. Bin froh, dass es nicht meine Aufgabe ist.

Wenn wir schon dabei sind: Liebe Löwen, wenn ein Spieler kurzfristig ausfällt, dann dürft ihr das gerne auch dann bereits öffentlich machen, wenn der Spielberichtsbogen ausgefüllt ist und der Gegner Bescheid weiß.

Das Thema Sportlicher Leiter

Auch so ein Thema, bei dem immer wieder Kritik an der Kommunikation seitens des Vereins aufkommt, ist der aktuell fehlende Sportliche Leiter. Die Frage, die dann oft im Raum steht, ist die nach der Verantwortlichkeit bei Neuverpflichtungen oder auch bei Vertragsverlängerungen. Wer sucht die Spieler aus, wer führt die Verhandlungen, wer entscheidet über Vertragsverlängerungen?

Mal ehrlich: Wer wirklich meint, dass Jennifer Kettemann die sportlichen (!) Entscheidungen trifft, den kann ich nicht ernst nehmen. Das hatte sie ja bereits vor längerer Zeit betont, dass andere dies entscheiden, und dass sie sich dann darum kümmert, ob das wirtschaftlich machbar ist. Was im letzten Löwenfunk klar wurde: Sebastian Hinze ist derzeit quasi im Nebenjob auch Sportlicher Leiter, und Oliver Roggisch führt auch Gespräche mit Beratern. Wichtig: Das soll keine Konstellation für alle Zeiten sein, sondern es werden bereits Gespräche geführt, und es soll ein Sportlicher Leiter kommen. Den Termin ließ die Geschäftsführerin aber noch offen.

Und nochmal: Kommunikation zwischen den Zeilen

Wenn sich Jennifer Kettemann nicht versprochen hat, und wenn sie keine falsche Fährte legen wollte, dann entnehme ich der Formulierung “… ein Sportlicher Leiter wird kommen …”, dass es jemand von Außen ist. Demnach wäre das nicht Uwe Gensheimer, den einige mehr oder weniger gerne in dieser Position sehen möchten. Soll kein Affront gegen Gensheimer sein, aber ich würde eine externe Lösung begrüßen. Warum? Nun, zum einen bin ich der Meinung, dass jemand, der bis Ende einer Saison Teil der Mannschaft ist, nicht direkt danach Sportlicher Leiter werden sollte. Dafür ist er zu nahe an der Mannschaft, an den Mitspielern dran.

Zum anderen wäre jemand von Außen ganz gut, da derjenige einen neuen, anderen Blick auf die Strukturen der Löwen hätte. Solch ein Blick ist immer mal wieder wichtig, da sich ein Verein sonst zu sehr im eigenen Universum dreht und zu sehr daran festhält, weiterhin alles so wie bisher zu machen. Ein “Das haben wir immer schon so gemacht” verstellt den Blick auf andere, möglicherweise bessere Ideen. Und selbst wenn man sich bemüht, einige Abläufe neu zu denken, ist Input von außen oft hilfreich.

Der Wunsch an den zukünftigen Sportlichen Leiter

Ich hätte tatsächlich einen Wunsch an den künftigen Sportlichen Leiter der Löwen. Der lautet, dass er die Kommunikation mit den Fans sucht. Es geht mir natürlich nicht darum, über jede mögliche Vertragsverhandlung täglich neu informiert zu werden (auch wenn ich da jetzt nichts dagegen hätte; ich würde auch nichts verraten, echt nicht, ganz ehrlich!). Aber auch Fans einen Einblick zu gewähren in eine grundsätzliche Strategie, in grundlegende Abläufe, ohne das an einem Beispiel explizit und detailliert darzustellen oder gar in Echtzeit zu kommunizieren, wäre schon ganz nett.

Dazu würde auch der Fünf-Jahres-Plan der Löwen gehören. Ich fand es gut, dass Jennifer Kettemann sagte, dass für diese Saison eine Platzierung zwischen 5 und 8 angestrebt wird. Schön wäre es gewesen, den nächsten Schritt dann zu erfahren. Vielleicht gibt es die Info auch noch, vielleicht sogar vor Ende der Saison 2024/25?

Zum Schluss ein Wunsch an die Löwen

Liebe Löwen, pflegt eine gute Kommunikation nicht nur zu Sponsoren und Partnern, sondern auch zu uns “normalen” Fans! Es sind wir “normalen” Fans, die für die Stimmung auf den Rängen sorgen! Ich kann mich jedenfalls nicht daran erinnern, dass von den Sitzplätzen oder aus den VIP-Logen Gesänge, “Löwen”-Rufe oder rhythmisches Klatschen gestartet wurden. Um es klar zu sagen: Mir ist bewusst, dass Sponsoren einen enorm wichtigen Beitrag leisten, und den will ich auch in keiner Weise klein reden.

Allerdings habe ich schon ab und an das Gefühl, dass Otto und Anna Normalfan ein bisschen stiefmütterlich behandelt werden. Mir ist natürlich klar, dass die Löwen nicht mit jedem Fan in dauerndem, individuellen Austausch stehen können. Das verlangt auch niemand, der halbwegs realistisch ist. Ein bisschen mehr Individualität, ein bisschen mehr Kommunikation, die über das reine Vermelden von Informationen hinaus geht, wäre für mich dennoch wünschenswert. Z.B. wäre von Vereinsseite die eine oder andere Reaktion mehr auf Posts in den sozialen Medien eine schöne Sache. Auch wenn hier schon einiges passiert, was der Fairness halber erwähnt sein soll. Aber ein bisschen mehr geht eigentlich immer, oder?

Das war’s?

Ja, das war’s, zumindest für diesen Dreierpack an Artikeln. Weitere Artikel wird es geben, das ist sicher. Wann? Das wird die Zeit zeigen. Es wird aber nicht nochmal mehrere Monate dauern; versprochen!

Ach so, das vielleicht noch zum Schluss: Bis zum Ende des letzten Absatzes waren es in diesem Artikel-Dreierpack 6.386 Wörter. Vielen Dank allen, die sich diese 6.387 Wörter durchgelesen haben! Wenn ihr Anmerkungen habt, mit meinen Ansichten übereinstimmt oder auch nicht, und wenn ihr Themen habt, von denen ihr meint, dass ich mir darüber mal Gedanken machen sollte, dann schreibt mir. Am besten auf BlueSky an @antscd.bsky.social, oder auf X/Twitter an @antscd, oder via Instagram an @more7799 (nein, der Name hat nichts mit David Móré zu tun!). Oder ihr sprecht mich bei Heimspieltagen in der SAP Arena an (Block 2016, ziemlich weit oben, fast an der Treppe neben Block 201, Jaganjac-Auswärtstrikot der letzten Saison).

Bis bald!