Die Löwen-Zahlen der Woche: 45 und 9

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Zwei Zahlen spielen für die Löwen aktuell eine Rolle: die 45 und die 9. Die erste der beiden Löwen-Zahlen ist die 45 und gibt an, dass nach dem gestrigen 31:24-Erfolg gegen Zagreb in der EHF Champions League 45 Tag vergehen werden, bis das nächste Heimspiel ansteht. Die zweite Löwen-Zahl ist die 9. Sie sagt aus, dass die Löwen eine sagenhafte Serie von neun Auswärtsspielen hintereinander zu bestreiten haben! Neun!

Die 45 und die 9 – zwei Löwen-Zahlen, die so eigentlich niemand wollen kann. Da gab es drei Heimspiele in fünf Tagen, und nur eine Woche später noch ein Heimspiel, und dann über sechs Wochen lang kein Heimspiel. Wirtschaftlich ideal ist das sicher nicht. Ganz abgesehen davon, dass die Spieler auch neun Mal in Serie auf die Heimkulisse verzichten müssen. Und die SAP Arena hat sich in den letzten Jahren gemausert; ist ein immer wichtigerer Faktor für die Spieler geworden. Die Unterstützung ist bedeutend besser als früher, auch wenn sicher noch mehr geht. Aber das braucht seine Zeit.

Was zu den Löwen-Zahlen eigentlich auch noch dazu gehört: 2955. So viele – oder besser: so wenige – Zuschauer hatten gestern Abend zu nachtschlafener Zeit den Weg in die SAP Arena gefunden. Die EHF Champions League zieht in Mannheim sowieso nicht allzu sehr, zumal in der aufgeblähten Gruppenphase, aber ein reines Unterrangspiel? Gegen Zagreb? Um 21 Uhr? Nee, das kann’s eigentlich nicht sein. Die Frage lautet: Warum spielt man denn so spät?

Löwen-Geschäftsführerin Jennifer Kettemann hat das auf Anfrage des Mannheimer Morgen so begründet:

“Der Europäische Verband EHF hat mit der späten Anwurfzeit dem Wunsch des Fernsehsenders Sky entsprochen. Sky möchte an einem Donnerstag die Champions League nicht parallel zur Handball Bundesliga übertragen. In die Gespräche waren wir nicht eingebunden.”

Tja. Nachvollziehbar, oder? Und zwar sowohl die Kritik an der Anwurfzeit als auch die Ansetzung  durch die EHF auf Wunsch von Sky. Ich frage mich nur: Wurde man davon wirklich überrascht? Ist das etwas, das aus heiterem Himmel kommt? Oder hätte man vorab bereits damit rechnen müssen? Meiner Meinung nach gilt letzteres. Wer die TV-Rechte an Sky abgibt und sich die Anwurfzeiten auf Donnerstag und Sonntag diktieren lässt MUSS gewusst haben, dass sich Sky nicht selber Konkurrenz machen wird. EHF Champions League parallel zur DKB HBL? Mal ernsthaft: Das war doch klar, dass das nicht passieren würde. Und da die DKB HBL, bei der diese Saison immerhin alle Spiele übertragen werden, logischerweise Priorität genießt, geht sie auch vor. Also muss sich eine EHF Champions League Partie hinten anstellen.

Toll ist das nicht für die Löwen, oder auch für Kiel oder Flensburg, wenn die mal davon betroffen sein sollten. Aber da sich solch ungünstige Anwurfzeiten auf die Löwen-Zahlen stärker auswirken als im hohen Norde ist auch das Loch in der Kasse größer.

Der ach so wunderbare und fast schon überschwänglich gefeierte neue TV-Vertrag bringt nach und nach anscheinend mehr und mehr Probleme mit sich. Die EHF beruft sich darauf, dass die neuen Spieltermine am Donnerstag und Sonntag nicht mit ihr abgesprochen waren. Von Seiten der Champions League Teilnehmer wird immer darauf hingewiesen, dass beide Seiten – also deutsche Vereine UND nicht-deutsche Vereine – zu Kompromissen bereit sein müssen. S.a. Jennifer Kettemann im oben bereits angeführten Interview:

“Die zuschauerstärksten Spiele sind bei uns die Bundesliga-Begegnungen, deswegen wollen wir diese Partien am Wochenende austragen. Für Mannschaften aus Polen, Ungarn oder Mazedonien sind Champions League-Spiele das Nonplusultra und sie wollen diese Partien am Wochenende austragen. Es wird sehr schwer werden, bei der Terminierung auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen. Beide Seiten werden Zugeständnisse machen müssen.“

Liest sich gut. Es fragt sich nur: Warum müssen beide Seiten Zugeständnisse machen? Wenn einseitig die Termine einer Liga auf Donnerstag und Sonntag festgelegt werden, warum müssen sich andere Ligen daran orientieren? Hätte es nicht umgekehrt laufen müssen? Dass andere Vereine die Heimspiele der Champions League vorzugsweise am Samstag oder Sonntag austragen ist nun wahrlich keine neue Erkenntnis. Warum sollen Vereine, für die das Spiel in der Champions League das Nonplusultra ist, einen für sie ungünstigen Termin wählen? Wurde das in den Verhandlungen mit Sky angesprochen? Wenn ja, warum ging Sky nicht darauf ein, indem z.B. HBL-Spiele der Champions-League-Teilnehmer auch an einem Mittwoch statt finden dürfen? Und wenn nein bleibt nur #Kopfschütteln!

Klar, man möchte feste Termine haben, um kein Termindurcheinander wie in den letzten Jahren zu haben. Aber das geht zu Lasten der deutsche Vereine in der Champions League. Und die Tabelle ist immer noch nicht so richtig “gerade”. Gestern endete mit dem Spiel der Füchse gegen Erlangen der 1. Spieltag. Der 2. Spieltag wird am 02.11. fortgesetzt und endet erst am 07.12. mit dem Spiel der Löwen gegen Stuttgart. Die Spieltage 3 bis 5 sind beendet, Spieltag 6 auch, allerdings mit einer Woche Verzögerung. Spieltag 7 und Spieltag 8 sind beendet, Spieltag 9 wird am Sonntag abgeschlossen. Ein Spiel des 10. Spieltags – Löwen gegen Hannover-Burgdorf – ist bereits gespielt, sowie jeweils ein Spiel des 15. und des 16. Spieltags. Wer’s nachprüfen will: Spielplan nach Spieltagen. Zugegeben: Das ist besser als in den letzten Jahren, aber immer  noch weit von anderen Ligen wie z.B. der Bundesliga im Fußball entfernt.

Der Vertrag mit Sky läuft einige Jahre. Es fragt sich, ob Anpassungen möglich sind, wenn sich während der Laufzeit zeigen sollte, dass die Bedingungen des Vertrages für die HBL ungünstig sind. Es gibt bereits erste Untersuchungen bezüglich der Zuschauerzahlen, und die sehen nicht so gut aus. Sicher: Seriös kann man das erst nach Ende der Saison angehen, aber ein erster Fingerzeig ist es meiner Meinung nach schon. Und kein guter!

Man kann nur hoffen, dass sich die DKB HBL nicht zu sehr an Sky verkauft hat und in einer Falle sitzt, die ihr und dem Handball insgesamt schadet. Ich bin auch sehr gespannt, wie stark Sky die Berichterstattung in der kommenden Saison zurückfahren wird. Dass dann auch noch alle Spiele live gezeigt werden, daran kann ich nicht glauben. Spannende Frage: Dürfen Spiele, die nicht live gezeigt werden, dann an anderen Tagen ausgetragen werden? Das dürfte wohl nicht die Champions League Teilnehmer treffen, denn deren Begegnungen dürften wohl alle live zu sehen sein. Löst also das Problem mit der EHF auch nicht.

Es bleibt abzuwarten, wie die Löwen-Zahlen am Ende der Saison aussehen.

Ach so, eines noch zum Schluss. Ich hatte vor kurzem am Ende eines Blog-Beitrags bereits darauf hingewiesen, dass ich nicht nur meckern möchte, sondern auch Vorschläge bringen werde, wie es eventuell besser laufen könnte. Das ist nicht vergessen, und ich werde das nicht schuldig bleiben. Wenn in den nächsten Tagen alles normal verläuft gibt’s den Vorschlag gegen Ende der kommenden Woche. Der wird die Verantwortlichen nicht erreichen, und sowieso nicht interessieren. Aber manchmal muss man sich das eine oder andere einfach von der Seele schreiben.