Raubkatzenduell in der SAP Arena mit Leckerbissen

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Darüber, dass es für eine Mannschaft wichtig sein kann, nach einem Negativerlebnis gleich wieder ein positives Erlebnis zu haben, wurde vermutlich unzählige Male geredet. Im Raubkatzenduell des gestrigen Tages war das nicht anders, und die Rhein-Neckar Löwen zeigten den bergischen Löwen vom BHC die Grenzen auf.

Eine überraschende Anfangsformation

Nach einer Schweigeminute für eine kürzlich verstorbene, langjährige Mitarbeiterin der Rhein-Neckar Löwen ging es mit einer etwas überraschenden Anfangsformation los. Dass Andy Schmid und Uwe Gensheimer von Beginn an spielen würden war klar. Auch Patrick Groetzki auf Rechtsaußen sowie Andreas Palicka im Tor stellten keine Überraschung dar. Aber sonst? Steffen Fäth im linken Rückraum? Jesper Nielsen defensiv und offensiv am Kreis? Niclas Kirkeløkke auf Rückraum rechts? Wer bis gestern nicht wusste, was Neu-Trainer Kristján Andrésson anders macht als sein Vorgänger, der weiß es spätestens jetzt.

Alexander Petersson hätte wohl gespielt, aber er verletzte sich beim Aufwärmen. Das machte den Weg frei für Niclas Kirkeløkke, und die fast 60 Minuten Spielzeit nutze er fast durchweg gut. Der erste Wurf von Andy Schmid war zwar nix, und der Bergische HC ging auch schnell in Führung. Was danach folgte war ein Hin und her, bei dem die Gäste durchweg in Führung gingen. Dass sich an diesem Wechsel nichts änderte lag daran, dass beide Mannschaften durch technische Fehler ihre Chancen zu einem Bruch dieses Ablaufs nicht nutzen konnten.

Ein Raubkatzenduell auf Augenhöhe

Große Löwen, kleine Löwen? Davon war nicht viel zu sehen. Der BHC spielte seine Angriffe lange aus, und in den ersten Minuten war besonders Fabian Gutbrod durch die Löwen nicht zu stoppen. Die defensivere Grundausrichtung der Abwehr machte es den Bergischen allerdings schwer, Max Darj am Kreis zu finden. Es schien so, als hätten die Löwen genau das unbedingt unterbinden wollen. Dass damit etwas mehr Tore aus dem Rückraum fallen können wurde wohl in Kauf genommen.

Dass die (Rhein-Neckar) Löwen fast durchweg nur einen Angriff-Abwehr-Wechsel haben tut ihrem Spiel gut, finde ich. Zwar machte BHC-Torwart Tomas Mrkva den Löwen das Leben schwer, doch diese schafften es dennoch, nie mit zwei Toren oder gar mehr in Rückstand zu geraten. So entwickelte sich ein zähes Ringen, wobei sich das “zäh” nicht auf das Handballerische bezieht. Ich persönlich finde, dass es ein sehr ansehnliches Spiel war. Das hat schon Spaß gemacht, zuzuschauen.

Schluss mit dem Kuschelkurs!

Nicht sofort, aber doch recht bald nach den ersten Wechseln der Löwen, war Schluss mit Tor um Tor hin und her. Lagarde für Fäth im linken Rückraum, in der Abwehr im Zentrum neben Abutovic, Kohlbacher für Nielsen rein, in der Abwehr auf Halb. Da war plötzlich etwas mehr Zug bei den Löwen drin, v.a. in der ersten Welle. Die erste Auszeit der Bergischen bei 9:8 für die Zweistromlöwen verpuffte wirkungslos, weil die Hausherren in der Abwehr nochmal eine Schippe drauf legten, Palicka einige Bälle weg nahm, die Rückzugsbewegung besser wurde und Ballgewinne zu Toren umgemünzt wurden. Sagte ich irgendwann schon mal, dass Lagarde eine absolute Granate ist?

Entscheidend absetzen

Mit einem 5:0-Lauf von 8:8 auf 13:8 schufen die Rhein-Neckar Löwen genügend Abstand zum BHC und die Grundlage für den Heimsieg. Die Gäste nutzten eine Zeitstrafe gegen Lagarde, um auf 13:10 heran zu kommen, doch die Rhein-Neckar Löwen hielten dagegen, setzten sich wieder auf +5 ab. Die Zeitstrafe gegen Kirkeløkke tat nicht wirklich weh, auch wenn das letzte Tor des BHC zum 16:12 Halbzeitstand ein bisschen ärgerlich war.

Halbzeit 2 im Raubkatzenduell

Palicka blieb nach der Pause zunächst im Tor, Kirkeløkke kam nach abgebrummter Zeitstrafe zurück, und es klingelte gleich vierfach in knapp anderthalb Minuten. Da sich die Treffer gleichmäßig verteilten stand es somit 18:14. Mittlerweile war schon Mikael Appelgren im Tor, und der hielt kurz danach einen Siebenmeter. Als Lagarde dann mit einem Bobbes-Block seine Löwen in Ballbesitz bringt und Uuuuuuweee das 21:16 erzielt schienen die Hausherren klar auf die Siegerstraße einzubiegen.

Doch noch war das Raubkatzenduell nicht endgültig entschieden. Der Gutbrod-HC, Verzeihung: Bergische HC hielt nochmal dagegen, kam auf 22:19 heran. Appelgren wurde nun mehr und mehr zum Faktor, Mensah gab Kirkeløkke für ein paar Minuten eine Verschnaufpause, und die Löwen hielten das Tempo im Spiel. Zwei bestenfalls mittelprächtige Aktionen von Mensah gaben den Gästen die Chance, nochmal näher zu kommen. Als Appelgren dann in der 51. Minute einen weiteren Siebenmeter parierte blieb es bei +4 für die Löwen.

Auf der Zielgeraden

Das Raubkatzenduell ging nun auf die Zielgerade. Und zwar mit drei Treffern in Serie für die heimischen Löwen, davon zwei in Unterzahl! Das 28:21 in der 55. Minute durch den heimgekehrten verlorenen Sohn war dann endgültig die Entscheidung in diesem Spiel. Die Löwen brachten den Vorsprung sicher über die Runden und konnten sich schlussendlich über ein 30:24 freuen. Wer jetzt noch lesen möchte, was die Löwen selbst zum gestrigen Raubkatzenduell geschrieben haben, sollte den Spielbericht auf der Website lesen.

Neue Erkenntnisse aus dem Raubkatzenduell?

Ganz neue nicht, aber es verfestigt sich zumindest bei mir der Eindruck, dass die Rhein-Neckar Löwen auf dem richtigen Weg sind. Gegen den unangenehmen Gegner aus dem bergischen Land sah nicht alles toll aus, doch einiges war schon gut zu sehen. Kristján Andrésson wechselt ziemlich viel. Ich glaube, so viel wie in den ersten drei HBL-Spielen dieser Saison hat Jacobsen in 8-10 Spielen nicht gewechselt. Die Abwehr der Löwen spielt durchweg in einer 6:0-Formation. Diese wird aber teilweise sehr unterschiedlich interpretiert: Mal defensiv, um die Kreisanspiele extrem zu erschweren, mal offensiv, um den Spielfluss im Rückraum des Gegners zu stören. Besser als letztes Jahr finde ich die Seitwärtsbewegung der Abwehr; das hilft ungemein.

Vorne sind die Außen, besonders Patrick Groetzki, deutlich aktiver und mehr ins Spiel eingebunden. Das bringt immer wieder Unruhe in die gegnerische Abwehr und eröffnet den Löwen neue Möglichkeiten. Lagarde und Kirkeløkke deuteten bereits an, was für enorme Verstärkungen sie für sein können. Noch fehlt das blinde Verständnis, was aber nicht verwunderlich ist.

Wechselspiele

Auffällig ist auch, dass Andrésson wohl gerne blockweise wechselt. Nicht ganz so extrem, wie es z.B. Talant Dujshebaev macht, aber doch so, dass sich die Blöcke einspielen können. Lagarde und Kohlbacher spielen zusammen, in der Abwehr mit Lagarde im Mittelblock und Kohlbacher auf Halb. Sind die beiden draußen, kommen Nielsen und Fäth (oder Mensah). Nur auf Außen passiert nicht allzu viel. Was Tim Ganz angeht ist das meiner Meinung nach auch vollkommen in Ordnung und nicht anders zu erwarten. In Sachen Jerry Tollbring sieht die Sache ein wenig anders aus. Er müsste viel spielen, aber einen Uwe Gensheimer in der Form von gestern raus nehmen? Schwierig.

The odd man out ist derzeit wohl Gedeon Guardiola. Nachdem der Vertrag mit Ilija Abutovic vorzeitig verlängert wurde und Guardiolas Vertrag Ende dieser Saison ausläuft scheint für mich einiges darauf hinzudeuten, dass unser Spanier keinen neuen Vertrag erhält. Doch wer weiß: Vielleicht brauchen die Löwen Guardiola noch ganz dringend im Verlauf der Saison?

Auf nach Lingen!

Erst mit der Party-Bembel nach Ludwigshafen, und nun mit dem Auto nach Lingen. Ja, wir werden uns am Samstag auf den Weg in den Norden machen. Tickets haben wir gestern in der SAP Arena entgegen genommen, Übernachten werden wir bei einem guten Freund, und dass wir uns auf dieses Wochenende riesig freuen dürfte klar sein. Doch das ist eine Geschichte, die erst noch erzählt werden muss …