Die Löwen-Saison 2018/19 im Rückspiegel – Nach dem Jahreswechsel

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Vorgestern ging es um die Zeit von August bis Dezember 2018. Heute schaue ich zurück auf den Teil der Löwen-Saison 2018/19, der nach dem Jahreswechsel, oder genauer nach der Handball-WM liegt. Dazu sei eine Vorbemerkung gestattet. Anders als in den Jahren zuvor wurden die Rhein-Neckar Löwen durch ein großes Turnier im Januar wirklich hart getroffen. Die Form von Mads Mensah, der vor der WM der beste und stabilste Rückraumspieler der Löwen war, hatte sich verflüchtigt. Steffen Fäth kehrte mit einer Hüftprellung von der WM zurück, die ihn lange Zeit außer Gefecht setzte. Noch schlimmer erwischte es Jesper Nielsen, der die WM verletzungsbedingt abbrechen musste und kein einziges Spiel mehr für die Löwen bestreiten konnte. Damit fehlte eine wichtige Option in der Abwehr, gerade in der 5:1, aber auch eine starke Option im Angriff, um Jannik Kohlbacher ab und an zu entlasten. Damit aber rein in den Rest der Saison.

Die Löwen-Saison 2018/19 – Februar

Der Monat begann gleich sehr unschön. Beim 27:30 gegen Skopje waren die Löwen das schwächere Team und letztlich komplett chancenlos. Das war ernüchternd, und auch das 26:20 gegen den Bergischen HC brachte hier kein besseres Gefühl mit sich, da die Gäste stark ersatzgeschwächt antreten mussten. Einem nicht wirklich überzeugenden 31:26 in Minden folgte zwei Tage später – immer wieder grüßt das Murmeltier – eine ärgerliche 24:27 Niederlage in Brest. Damit war die Chance auf eine richtig gute Platzierung in der Champions League eigentlich schon weg. Zwar gelang ein knappes 30:29 gegen Kielce, aber darauf folgte mit dem 23:23 in Erlangen eine erneute Ernüchterung. Wieder einmal schafften es die Löwen nicht, sich mal entscheidend abzusetzen. Doch schon zwei Tage später – das Murmeltier meldete sich schon wieder – musste es aber weiter gehen.

Die Löwen-Saison 2018/19 – März

Mit einem 25:30 starteten die Löwen in den März, und damit mit der nächsten Niederlage. Dass es nicht deutlicher wurde lag zum einen an einer Leistungssteigerung in der zweiten Halbzeit, v.a. aber wohl daran, dass Barcelona mindestens einen Gang zurück schaltete. Es folgte ein deutliches 31:21 gegen Wetzlar, wonach es allerdings bis zum 23:20 in der 50. Minute gar nicht aussah. Den Schwung der Endphase konnten die Löwen nicht so richtig mitnehmen. Nur mit hohem Aufwand konnte ein 25:23 in Lemgo errungen werden. Dass im anschließenden Achtelfinalhinspiel der Champions League gegen Nantes nach einem 31:26 in der 52. Minute lediglich ein 34:32-Sieg zu Buche stand passte ins Bild der Löwen-Saison. Dennoch war dies eine sehr gute Leistung der Löwen gegen ein starkes Team aus Nantes.

Zwei eiskalte Duschen

Wieder einmal standen dann zwei Spiele in weniger als 48 Stunden auf dem Plan der Löwen. Erst setzte es nach einer indiskutablen Leistung eine böse 23:28 Schlappe in Gummersbach, dann folgte mit dem 27:30 in Nantes zwar eine bessere Leistung, aber dennoch das Ausscheiden aus der Champions League. In der 56. Minute war man rechnerisch sogar noch im Viertelfinale, konnte am Schluss aber nichts mehr zusetzen. Das war kein guter Abschluss des Monats.

Die Löwen-Saison 2018/19 – April

Lediglich drei Spiele hatten die Löwen im April zu absolvieren. Das 30:28 in Hannover war ein Spiel der Marke „Andy macht das schon“ (11 Tore, 5 Assists), von denen es in dieser Löwen-Saison letztlich doch zu wenige gab. Aber das ist nochmal eine ganz andere Geschichte dieser Saison, die ich ein anderes Mal erzählen werde. Es folgte ein 23:26 zuhause gegen Flensburg, bei dem die Löwen alles gaben, auch wenn es am Ende nicht reichte. Dass die Löwen sich aufraffen konnten und im letzten Spiel des Monats mit 32:29 in Magdeburg gewinnen war ein starkes Signal, das Hoffnung auf einen erfolgreichen Rest der Saison machte.

Die Löwen-Saison 2018/19 – Mai

Diese Hoffnung wurde durch das überlegene 30:15 gegen Bietigheim gestärkt. Auch das 26:23 in Melsungen sowie das 33:27 gegen Göppingen richteten die Gedanken erst recht wieder in Richtung Platz 3 in der Tabelle. Mehr war nicht drin, denn viel zu souverän zeigten sich Flensburg und Kiel an der Spitze. Was folgte war eine Ernüchterung, die einer heftigen Watschn gleich kam. Nach einer ewig lang katastrophalen Leistung, die zu einem zwischenzeitlichen 19:27 führte, kämpften sich die Löwen in Berlin Tor um Tor heran, nur um am Ende doch mit 33:34 zu verlieren. Dieses Löwen-Team, das sich nicht aufgab und das dem Spiel seinen Stempel aufdrückte, sah man in dieser Löwen-Saison viel zu selten.

Der absolute Tiefpunkt

Nun galt es, beim letzten Heimspiel der Saison den abgehenden Spielern und v.a. Trainer Nikolaj Jacobsen einen schönen, würdigen Rahmen zu geben. Gegen die Eulen aus Ludwigshafen, an diesem Tag noch Tabellenletzter der HBL, sollte das eigentlich kein Problem sein. Was folgte stellt für mich den absoluten Tiefpunkt der Saison dar. Ich hatte eigentlich zu keinem Zeitpunkt des Spiels das Gefühl, dass die Löwen das Spiel wirklich gewinnen könnten. OK, vielleicht einmal in der zweiten Halbzeit, als sie nochmals auf ein Tor ran kamen. Da aber nie der Ausgleich gelang war das ein Spiel zum Vergessen. Es war, das sage ich hier in aller Deutlichkeit, eine Frechheit, wie die Löwen hier auftraten.

So geht das nicht!

Alles wirkte verkrampft, gezwungen, phasenweise ideen- und lustlos. OK, es war eine lange Saison mit etlichen Enttäuschungen. Ja, Platz 3 war nicht mehr erreichbar und ob Platz 3 oder 4 macht sehr wahrscheinlich keinen Unterschied. Zugegeben, es gab einige verletzte und angeschlagene Spieler. Dennoch: So ein Spiel kannst und darfst du so nicht spielen! Das hat letztlich dazu geführt, dass Gummersbach das Unentschieden in Bietigheim nicht zum Klassenerhalt gereicht hat. Klar gibt es für den Abstieg der Gummersbacher noch viele andere Gründe. Dieses Spiel war trotz allem ein ganz übler (Heim-)Abschluss einer seltsamen und unbefriedigenden Saison. Dass diese Niederlage, v.a. auch die Art und Weise, wie sie zustande kam, den Löwen Sympathien gekostet hat, dürfte klar sein. Hier wurde viel Porzellan zerschlagen, das erst wieder mühsam gekittet werden muss.

Die Löwen-Saison 2018/19 – Juni

Nur noch ein Spiel war im Juni zu bestreiten, nämlich das Spiel in Leipzig am 34. Spieltag. Ich lasse hier mal Nikolaj Jacobsen zu Wort kommen, der im Spielbericht auf der Website der Löwen exakt meine Meinung wiedergab:

„Die heutige Partie war irgendwie ein Spiegelbild unserer gesamten Saison. Wir haben phasenweise sehr gut gespielt, aber eben nicht gut genug, um hier zu gewinnen. Wir haben dazu besonders heute zu viele einfache Fehler gemacht und deshalb verdient verloren“. Auf.Den.Punkt. Nochmal eine Serie von drei Niederlagen, die zweite in dieser Saison, und das noch dazu am Ende der Saison. Das tut weh.

Auf.Den.Punkt. Nochmal eine Serie von drei Niederlagen, die zweite in dieser Saison, und das noch dazu am Ende der Saison. Das tut weh.

Tristesse und Niedergang?

Tristesse ja, zumindest teilweise, aber von dieser Saison darauf zu schließen, dass der Niedergang der Löwen eingeläutet wurde, ist meiner Meinung nach komplett verkehrt. Dazu gibt es zu viele positive Aspekte für die Zukunft. Das ist aber eine andere Geschichte. Für dieses Mal bleibt noch eine weitere Frage zu beantworten: Waren/sind die Erwartungen von uns Löwen-Fans, sind meine eigenen Erwartungen zu hoch? Sind sie unrealistisch?

Ein Blick in die Historie

Die Löwen-Saison endete mit 18 Minuspunkten. So viele hatten die Löwen seit der Saison 2011/12 nicht mehr. Den Löwen gelangen nur 960 Tore und damit die wenigsten seit der Saison 2003/04. In der Saison 2015/16 waren es zwar nur 916 Tore, aber bei lediglich 32 Spielen (die Spiele gegen den HSV Hamburg wurden nicht gewertet). Dem gegenüber standen 851 Gegentore, und damit die meisten seit der Saison 2013/14. Zwar gab es 2014/15 immerhin 876 Gegentore, doch das war die berühmt-berüchtigte Saison mit 19 Mannschaften. Dass die Löwen im Achtelfinale der Champions League ausscheiden war unter Jacobsen Standard. Dass im DHB-Pokal bereits das Viertelfinale Endstation war passierte hingegen das erste Mal seit der Saison 2012/13. Berechtigte diese Historie zu Hoffnung auf eine Fortführung der tollen Jahre?

Selbst geschürte Erwartungen

Ich meine, ja, denn nicht zuletzt die Löwen selbst waren es, die nach wie vor weiter um die Meisterschaft spielen, den DHB-Pokal erneut holen und dieses Jahr auch in der Champions League in Final 4 wollten. Das wurde auch offensiv gesagt, was ich durchaus richtig finde. Diesen selbst geschürten Erwartungen wurde die Löwen-Saison 2018/19 nicht gerecht. Es ist Zeit für Veränderungen. Aber dazu schreibe ich heute nichts. Die Zukunft hat einen eigenen Artikel verdient. Für diese Saison aber bleibt: Platz 4 in der HBL, Viertelfinale im DHB Pokal, Achtelfinale in der Champions League. Auf geht’s, Löwen! Die nächste Saison greifen wir wieder an!