Die Sache mit der Pizza

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Kölle, alaaf! Na ja, nicht ganz, eher “Alle nach Kölle”, denn die Rhein-Neckar Löwen haben es geschafft. Mit einem 31:25 Auswärtssieg bei der TSV Hannover-Burgdorf ziehen die Löwen ins REWE Final 4 ein, das dieses Jahr erstmals in Köln stattfinden wird. Jubel, Trubel, Heiserkeit (kein Tippfehler)! Und eine Pizza, aber dazu später mehr.

Drei Busse am Start

Die WTG-Gruppe, Hauptsponsor der Löwen, hatte bereits zum Pokal-Auswärtsspiel in Leipzig einen Bus gechartert und interessierten Fans eine kostenfreie Mitfahrt angeboten. Dieses großartige Angebot ließen sich rund 50 Fans nicht entgehen, darunter auch meine Tochter und ich. Für das Spiel im Viertelfinale in Kassel gegen die MT Melsungen waren es dann drei Busse, die u.a. meine Frau, unsere Tochter und mich nach Kassel kutschierten. Auch dieses Mal waren die Löwen erfolgreich, und die Rückfahrt bot dann ein besonderes Schmankerl, als unser Bus auf der Suche nach der Autobahn eine Rundreise antrat, dabei einem der anderen Bussen entgegenkam, schlussendlich aber doch den richtigen Heimweg fand. Bei beiden Fahrten war von einer Pizza weit und breit nichts zu sehen.

Samstag in Hannover

Da die Löwen an einem Samstag um 18:30 Uhr in Hannover spielten, war die Gelegenheit günstig, auch dieses Mal mitzufahren. So machten meine Frau und ich uns auf den Weg nach Mannheim, zur SAP Arena, von wo erneut drei Busse abfahren sollten. Da wegen Holiday on Ice die VIP-Parkplätze der Arena nicht zur Verfügung standen – Warum eigentlich nicht? Wir waren an dem Tag für die Löwen sicher very important! – suchten wir uns einen anderen Parkplatz. P6, P7 und P8 standen nicht zur Verfügung, weil abgesperrt,. Also Auto woanders abstellen, dann nochmal umparken auf P5, ab zum Busparkplatz, und erwartungsfroh auf unseren Bus warten.

Du kriegst die Tür, pardon, Scheibe nicht zu!

Wir hatten unseren Bus (Orange; deutlich zu erkennen an der orangenen Oberbekleidung unseres Fahrerteams) gefunden, Platz genommen, die üblichen Ansagen wurden gemacht und es konnte … nicht los gehen. Ein Bus hatte Probleme. Interessant zu beobachten, dass erst nur zwei, drei Busfahrer und der Chef des Busunternehmens am Bus werkelten, ehe dann nach und nach die Gruppe der Experten immer größer wurde. Wir vermuteten zunächst Hydraulikprobleme an der seitlichen Klappe, aber am Ende war es was ganz anderes. Die Scheibe beim Busfahrer ging nicht mehr hoch. Gut, dass Flo Gaffer-Tape dabei hatte! Hilfreiche Hände schoben die Scheibe hoch, diese wurde mit Tape befestigt, und los ging’s im Konvoi.

Bis zur Ampel, und nicht weiter

Also, es ging schon weiter, und um es vorweg zu nehmen: Alle drei Busse kamen rechtzeitig in Hannover an. Aber an der ersten Ampel hängte uns der erste Bus bereits ab. Der zweite Bus fuhr an der nächsten Abfahrt geradeaus, während wir abbogen. Entweder habe ich das mit dem Konvoi anders verstanden, oder es war einfach Zufall, oder es waren unterschiedliche Navis, oder das sollte so sein. Wie auch immer. Auf der Autobahn holten wir einen der Busse wieder ein, fuhren aber früher zur Pause als die Kolleginnen und Kollegen im Bus vor uns. Damit war nach der Pause am bereits von den ersten beiden Fahrten bekannten Rasthof Pfefferhöhe wieder Solofahrt angesagt.

Vollversorgung? Vollversorgung!

Bereits auf dem Weg zum ersten Stopp war aber in unserem Bus einiges geboten. Keine Musik, aber auch dieses Mal gab es natürlich ein kleines Care-Paket der WTG-Gruppe; vielen Dank dafür! Darüber hinaus waren einige Mitfahrende aber auch wieder bestens ausgestattet. Sekt, Lillet, rote Beeren, Eiswürfel (kein Scherz!), Kräcker, Käse-Gebäckstanden, Schnapspralinen mit der Kirsche aus dem Piemont, Käsewürfel mit kleinen Knabberbrezeln, Pizza … ne, halt: Bruschette-Chips, die aber angenehm nach Pizza schmeckten. Von allem war etwas vorhanden und kreiste in den Reihen vor uns, teilweise auch bei uns und hinter uns. Leute, ihr seid herrlich!

Weiter geht’s zum Stau

Die weitere Fahrt, nach wie vor ohne Pizza, verlief zunächst reibungslos, bis wir zu einem Streckensperrung kamen. Clevererweise fuhr unser Bus nicht an der letzten Abfahrt vor der Sperrung von der Autobahn ab, sondern bereits eine Abfahrt vorher. Dadurch konnten wir recht zügig auf der Landstraße fahren und von Weitem den Stau beobachten, in dem der zweite Bus steckte (und vielleicht auch der dritte). Doch auch dieses Hindernis wurde mit einer eher geringfügigen Verzögerung umschifft. Wobei Verzögerung nicht so ganz zutreffend ist. Wir legten, nachdem wir wieder auf der Autobahn waren, wenig später einen weiteren Stopp ein, da wir vor den beiden anderen Bussen einen ordentlichen Vorsprung hatten. Zudem lagen wir so gut in der Zeit, dass wir viel zu früh in Hannover gewesen wären.

Und dann war da noch die Pizza

Ja, aber jetzt noch nicht. Zunächst gab es nämlich eine echte Innovation auf Auswärtsfahrten zu bestaunen – zumindest für mich und die um uns herum Sitzenden. Ob es bei der ersten oder bei der zweiten Pause war, kann ich gar nicht mehr mit Bestimmtheit sagen. Spielt aber auch gar keine Rolle, denn wir hatten gerade angehalten, da drang plötzlich der Duft von warmen Wiener Würstchen in unsere Nasen. Der Duft kam nicht von draußen, von einer Raststätte, wie schnell festzustellen war, sondern aus Richtung des silbernen Löwen, der vor uns saß. Der hatte nämlich zwei Paar Wiener in einem Thermosbecher mit heißem Wasser mit auf die Fahrt genommen – eine grandiose Idee! Wie schon im Bus gesagt, erwarte ich beim nächsten Mal einen frisch gegrillten Schaschlikspieß. Mindestens!

Wir sind da!

Auch so waren wir ziemlich früh an der Halle. Gut 40-50 Minuten vor Hallenöffnung standen wir da, liefen dann noch ein wenig durch die Gegend und platzierten uns schließlich vor den zwölf Eingängen der ZAG Arena. Einige Zeit später drangen von zwei Seiten Trötengräusche an unser Ohr, und mehr und mehr Menschen in gelb-blauem Outfit und mit ebensolchen Fahnen näherte sich unserem Standort. Die beiden anderen Busse hatten es also auch geschafft, und das, obwohl ein Bus versehentlich zunächst irgendwo in Mannheim statt auf der Autobahn gelandet war. Da gab es dann ein fröhliches Wiedersehen mit Fans, die auch in Block 216 neben bzw. vor uns stehen. Schön, in der Fremde bekannte Gesichter zu treffen!

Rein in die Halle!

Erstmal rein in die Halle, als sich die Türen öffneten, und dann den Weg nach ganz oben suchen. Während unser Block in Kassel bis ganz nach unten an das Spielfeld reichte, sind die Gästeplätze in der ZAG Arena wirklich ganz oben in der Ecke. Drei, in Worten drei, Blöcke belegten wir, da außer den rund 150 Busfahrern nochmal rund 150 Tickets an Selbstfahrer verkauft worden waren. Das war mal ein ordentlicher Fanblock! Dass der Block allerdings recht steil nach unten ging und hoch über dem Spielfeld war, fand nicht bei allen Anklang. Definitiv keine Plätze für Menschen, die es nicht so mit der Höhe haben.

Unser Blick von oben in die noch ziemlich leere ZAG Arena.

Dass es im Oberrang lediglich einen geöffneten Getränkestand gab, zumindest auf “unserer” Seite, war jetzt nicht ganz so prickelnd, aber erträglich. Für die Essensaufnahme mussten wir aber wieder ganz nach unten. Kann man unschön finden, aber etwas Bewegung nach einer langen Busfahrt ist ja ganz sinnvoll.

Pizza!

Ja, Pizza gab es hier auch. Insgesamt gab es ein recht umfangreiches Angebot, was das Essen angeht. Ein Fischbrötchen genügte mir aber zunächst, weshalb die Pizza links liegen blieb. Frisch gestärkt machten wir uns wieder auf den Weg nach oben und nahmen wieder unsere Plätze ein. Die Spieler kamen nach und nach und wurden mit lautem Tröten, Trommeln, Klatschen und Rufen empfangen. Schön war zu sehen, dass Olle Forsell Schefvert mit dabei war. Dass er am Freitag Vater einer Tochter wurde (in Schweden), und erst am Samstag mit dem Flugzeug von Göteborg nach München flog und von dort aus mit dem Zug nach Hannover fuhr, erfuhren wir erst am Sonntag. Junge, Junge, als Handballprofi machst du was mit!

Das Spiel geht los!

Ich behaupte mal, dass der Löwen-Fanblock in den Blöcken O 01 bis O 03 von der ersten Minute an voll da war. Trommeln, Gesänge, Anfeuerungsrufe, Applaus für gelungene Aktionen – alle waren voll dabei, alle wollten ins Final 4 nach Köln. Und die Löwen lieferten, brachten sich in eine sehr gute Situation, wankten kurzzeitig, fielen aber nicht. Zum Spiel selber verweise ich auf den Spielbericht auf der Website der Löwen. Hier möchte ich daher nur auf zwei Dinge eingehen, die sicher nicht nur mir aufgefallen sind.

Kohlbacher im Innenblock? Kohlbacher im Innenblock!

Nachdem es im Vorfeld geheißen hatte, dass Schefvert aus privaten Gründen – die wir nun ja kennen – evtl. gar nicht würde mitspielen können, hatte ich mir Gedanken gemacht, wer denn dann für ihn im Innenblock spielen würde. Robert Timmermeister kam mir in den Sinn, oder halt Jannik Kohlbacher. Kohlbacher? Der Kohli, der nur auf Halb decken kann? Genau den beorderte Trainer Sebastian Hinze neben Ymir Örn Gislason in den Innenblock, um die Mitte zuzumachen. Und, was soll ich sagen? Er löste diese Aufgabe ziemlich souverän. Klar, der beste Kreisläufer der Hannoveraner, Ilja Brozovic, war nicht dabei. Die Gastgeber waren zudem mit einer Rumpftruppe angetreten, die sehr engagiert war, doch das war sicher nicht die Klasse, wie sie beispielsweise der SCM, der THW, die Füchse oder Flensburg darstellen. Dennoch: Es war ermutigend zu sehen, dass Kohlbacher sich gut zurecht fand. Darauf lässt sich aufbauen.

Der Fluch der Weltmeisterschaft

Die Löwen hatten alles in allem zehn Spieler, die bei der Weltmeisterschaft am Start waren. Davon waren acht bis zum letzten Tag der WM im Einsatz, und mussten nun, sechs Tage nach dem letzten WM-Spieltag, erneut ein wichtiges KO-Spiel bestreiten. Irre, völlig irre! Bei wem dieser Irrsinn am besten zu erkennen war? Bei Juri Knorr. Meine Güte, der tat mir echt leid. Es war zu spüren, dass er wollte, aber einfach nicht konnte. Von seiner Spritzigkeit, von seinen genialen Ideen und von seiner Dynamik war nicht viel zu sehen. Gut, dass ihn Hinze dann tatsächlich raus nahm und nicht mehr oft brachte, in der Endphase gar nicht mehr. Juri war selbst extrem unzufrieden, was bei seiner Auswechslung nach einem Fehlpass deutlich sichtbar wurde. Er bräuchte am besten zwei Wochen komplette Ruhe und dann nochmal eine Woche, um sich wieder heran zu arbeiten an seine Topform. Aber der Wahnsinn geht schon am Donnerstag in Minden weiter …

Keine Pizza, aber Durcheinander

Nachdem der Sieg und das damit verbundene Erreichen des REWE Final 4 in Köln unter Dach und Fach waren, machten wir uns gut gelaunt von unter dem Dach der ZAG Arena auf den Rückweg zum Bus. Dabei gilt normalerweise das Prinzip: Wo der Bus dich raus lässt, steigst du wieder in den Bus ein. Immer. Wirklich immer. Außer halt dieses Mal. Per Zufall hörte ich draußen vor der Tür hinter mir “In wellem Bus seid’n ihr?” “Im oranschene.” (Anm. de. Red.: Das war auch unser Bus.) “Dann misst er do hinner, der hält aa bei de annere.” Aha? Da hatte uns wohl eine diesbezügliche Information nicht erreicht. Hier erkenne ich Optimierungspotenzial! Nachdem wir uns davon überzeugt hatten, dass unser Bus tatsächlich nicht an der ursprünglichen Stelle stand, folgten wir den anderen und siehe da: Da stand er nun!

Nach einigem Hin und Her per WhatsApp und Telefon erhielten die rund 30 Fans, die am Ausstiegsplatz standen, die Order, zum Bus zu kommen. Und so bog wenige Minuten später eine Löwen-Fangruppe um die Ecke, eilte zum Bus und dann konnte es auf die Heimfahrt gehen.

Ein Handy rutscht ins Nirgendwo

Eine Pause machten wir auf der Rückfahrt, ansonsten aber ging es ruhig und ohne Störungen gen Heimat. Letzte Sektreserven wurden bestimmungsgemäß vernichtet, letzte Reste des WTG-Care-Pakets verzehrt, und dann waren wir auch schon fast am Ziel. Als unsere Busfahrerin etwas schwungvoll in die Abfahrt von der Autobahn fuhr, machte sich mein Handy selbständig, rutschte vom Klapptisch vor mir nach links weg und rumpelte nach unten. Kein Problem, dachte ich, beim Aussteigen schnappe ich mir mein Handy. Fällt ja hier sicher nicht in den Rhein rein. Am Busparkplatz der SAP Arena angekommen, ließen wir erstmal die hinter uns aussteigen, und dann suchte ich. Und meine Frau suchte. Und der silberne Löwe suchte. Vergeblich. Das Handy war weg, spurlos verschwunden. Meine Frau fand es dann mehr oder minder zufällig, weil es im Schein ihrer Handylampe in einer Ritze zwischen Sitz und Heizung glitzerte. Ob das Fahrerteam unseres Busses erfreut gewesen wäre, wenn ich den Bus auseinander genommen hätte, wäre es nicht aufgetaucht? Ich hege leise Zweifel.

Auf den Schreck eine Pizza

Na ja, wo gibt es um diese Zeit (ca. 01:45 Uhr) noch Pizza? In früheren Jahren wären wir noch beim Mandy’s in Heidelberg eingekehrt, aber die schließen samstags mittlerweile schon um 23:00 Uhr. Mit einem Heidelberger, einem Tropi-Burger und/oder einem Texas-Burger hätte ich mich nämlich auch gerne zufrieden gegeben und auf Pizza verzichtet. Damit blieb nur noch eine Möglichkeit: Ab nach Hause, und eine Pizza in den Backofen. Nachvollziehbar, nachdem es den Tag über nur vier belegte Brötchen gab, oder? Auch wenn die Pizza erst kurz vor 03:00 Uhr fertig war: Sie war köstlich, und ein prima Abschluss einer erfolgreichen Auswärtsfahrt.