Fasse dich kurz!

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Nicht immer habe ich die Zeit (und die Lust), zu jedem Spiel der Rhein-Neckar Löwen, zu jedem Gedanken, der mir kommt, ausführlich etwas zu schreiben. So geht es mir jetzt im Moment gerade, denn bisher erschien hier noch nichts zu den letzten drei Spielen der Löwen. Getreu dem Motto “Fasse dich kurz!” werde ich das heute in Kurzform nachholen. Und wenn ich schon dabei bin, gibt es auch noch ein paar kurze Gedanken zu einigen Spielern.

Wer hat noch nicht, wer will noch mal?

Wenn es heißt, fasse dich kurz, dann wird das bei einem Spiel wie dem beim Hamburger SV ganz schön schwierig. Meine Güte! Mit 37:40 verlieren die Löwen ein außergewöhnliches Spiel, bei dem die Torhüter auf beiden Seiten noch mit zu den Besten gehörten. Die Löwen bekamen nur sehr selten und nie lange Zugriff auf das Spiel. So endete ein munteres Scheibenschießen mit einem verdienten Erfolg für die Hansestädter. Für mich war das aber kein Beinbruch. Solche Spiele wird es immer mal wieder geben. Das gehört für mich zum Lernprozess der Mannschaft dazu. Wenn sie daraus lernt.

Das Spiel in Magdeburg

Und sie hat daraus gelernt, denn es gab gleich noch so ein Spiel, bei dem das Motto “Fasse dich kurz” verflixt schwer einzuhalten ist. Meine Güte, was war da denn alles drin? Immer mal wieder gab es Führungswechsel, und kein Team konnte sich entscheidend absetzen. Das alles auf einem richtig guten Niveau. Es war tatsächlich ein klasse Spiel, das Tempo, Härte ohne wirklich üble Fouls, Spannung., Kampf, aber auch technisch starke Leistungen aufwies. Zwei Tore vor, weniger als eine Minute zu spielen – das solltest du gewinnen, oder? Taten die Löwen aber nicht. Der SCM kam Sekundenbruchteile vor der Schlusssirene zum Ausgleich. Ärgerlich, aber ebenfalls kein Beinbruch. Noch ein Spiel, aus dem die Mannschaft viel lernen kann. Ich bin mir sicher, dass Trainer Sebastian Hinze an den richtigen Stellschrauben drehen wird.

Fasse dich kurz in Sachen Lemgo?

Wieder gilt: In dem Spiel war so viel drin, dass mir das Leitthema “Fasse dich kurz” doch Schwierigkeiten macht. Ich versuche es dennoch. Es war eine sehr durchwachsene erste Halbzeit der Löwen gegen munter aufspielende Ostwestfalen. Dass die Löwen mit 16:14 in die Halbzeit gehen konnten, war ein Glücksfall. In der zweiten Halbzeit waren dann die richtigen Löwen auf der Platte. Viel mehr Intensität, Laufbereitschaft, Kampfeswille in der Abwehr, deutlich mehr Tempo und Druck im Angriff. So wurden dem TBV Lemgo-Lippe relativ schnell die Grenzen aufgezeigt. Zwischenzeitlich lagen die Löwen sogar mit +11 (!) vorne, ehe es am Ende einen immer noch deutlichen 37:28-Erfolg gab.

Erst drei Spiele, jetzt drei Spieler

Nach drei Spielen geht es mir hier um drei Spieler, die meiner Meinung nach besondere Beachtung verdienen. Das soll andere nicht minder wichtig erscheinen lassen, denn zu jedem Spieler der Löwen gibt es etwas zu schreiben. Heute aber – Fass dich kurz! – gibt es nur etwas zu drei Spielern, die ich völlig subjektiv ausgewählt habe.

Kristjan Horžen

Bei Kristjan Horžen könnte man das Motto “Fasse dich kurz” eigentlich prima umsetzen. Er spielt nicht allzu oft, und wenn, dann mal gut bis sehr gut, dann wieder eher mittelmäßig. Das wäre jetzt aber doch etwas zu kurz. Was mir auffiel: Mit Horžen kam immer ein frischer Wind rein. Nicht, dass er vorne fehlerfrei war, aber das war Jannik Kohlbacher in letzter Zeit auch immer mal wieder nicht. Doch Horžen kämpft, rackert, sucht seine Chance. Zumindest ist das mein Eindruck. Ich habe bei ihm auch das Gefühl, dass er in der Abwehr ein bisschen spritziger und flinker ist als Kohlbacher. Gerade beim Heraustreten auf einen Halbspieler finde ich das bei Horžen immer sehr konsequent und kompromisslos.

Für mich ist er daher ein etwas anderer, aber kein schlechterer Abwehrspieler auf Halb als Kohlbacher. Vorne fehlt ihm noch ein bisschen was, vor allem vielleicht Erfahrung und Spielanteile. Vielleicht bekommt er mehr, wenn Kohlbacher nach Melsungen abwandert? Das ist ein anderes Thema für einen anderen Blogbeitrag. Wie auch immer: Ich freue mich jedes Mal, wenn Horžen auf der Platte ist, und drücke ihm die Daumen, dass er seine Leistungen auf hohem Niveau stabilisieren kann.

Ymir Örn Gislason

Ich muss mal eine Frage stellen: Bin ich der einzige, der der Meinung ist, dass Gislason in den letzten Wochen leistungsmäßig zugelegt hat? Gegen Lemgo fand ich ihn z.B. sehr gut, als er in der Abwehr im Innenblock kam. Er wirkt auf mich beweglicher als bisher, auch wenn seine Beinstellung manchmal noch sehr breit ist. Doch Gislason scheint sich wohler zu fühlen, und die Abstimmung mit den Nebenleuten wird besser. Für mich ist er so ein wichtiger Bestandteil, und das nicht nur, um Schefvert oder Jaganjac eine Pause zu gönnen. Gislason ist da schon mehr als nur Lückenfüller, zumal er auch vorne durchaus Akzente setzen kann. Was den Angriff angeht sehe ich ihn zwar hinter Kohlbacher und Horžen, aber in der Abwehr ist es von großem Wert, dass er im Innenblock decken kann. Wäre schön, wenn seine Entwicklung weiterhin in die richtige Richtung zeigen würde.

Fasse dich kurz in Sachen Juri Knorr

Wie soll das gehen? Dazu könnte ich ja endlos etwas schreiben. Na ja, ich versuche es dennoch. Knorr ist ein Spieler, der dich zur Weißglut treiben kann. Ohne Witz, wenn er mal wieder überhastet oder mit schlechter Vorbereitung die Unterarmpeitsche auspackt, dann könnte ich mir die Haare raufen, wenn ich nicht auf die wenigen noch verbliebenen achten müsste. Oder wenn wieder einmal ein Pass nicht die Hand des Kreisläufers findet, weil der noch gar nicht bereit oder zu gut abgeschirmt ist.

Ja, solche Momente gibt es noch immer viele. Zu viele, könnte ich auch sagen. Bei Knorr kommt aber ein Aspekt ins Spiel, der meiner Meinung nach nicht unterschätzt werden sollte. Er ist diese Saison zum ersten Mal ohne den Über-Mittelmann Andy Schmid unterwegs. Trainer Sebastian Hinze schenkt ihm das Vertaruen, hat ihn als klare Nummer 1 auf der Spielmacherposition. Knorr darf auch Fehler machen (solange er es nicht maßlos übertreibt). Und das ist ihm anzumerken. Knorr spielt mit einer Selbstverständlichkeit, die schon beeindruckend ist. Es klappt nicht alles? Ja, gut, war aber bei Schmid gerade in den letzten Jahren auch nicht anders. Er überdreht? Ja, gehört aber auch zum Lernprozess bei Knorr dazu, finde ich.

Was bei einigen in meinem Umkreis im Stehblock zu hören ist, ist Kritik, wenn Knorr nur wenig Tore macht, wenn er keine gute Quote hat. Ja, das kann mensch kritisieren, und ich bin mir ziemlich sicher, dass Knorr selbst sein härtester Kritiker ist. Dabei geht aber etwas unter, was sich in Zahlen nur schwer messen lässt. Damit meine ich die Spielsteuerung, die Vorgabe des Tempos, der Aktionen, der Dynamik im Spiel. Hier hat sich Knorr, finde ich, deutlich verbessert. Vielleicht kommt es auch nur deutlicher zum Vorschein, weil er eben viel häufiger spielt als in der letzten Saison.

Schon drei Absätze zu Knorr? Da hat das mit dem “Fasse dich kurz” in Sachen Knorr ja super geklappt. Und dabei habe ich noch gar nicht darüber geschrieben, wie sehr mich das nach wie vor nervt, wenn in Überzahl mehr Standhandball gespielt wird, als weiter mit schnellen Kreuzungen Lücken zu schaffen. Gilkt übrigens auch dann, wenn diese Taktik zum Torerfolg führt. Ich habe auch nicht darüber geschrieben, wie brutal sein Antritt aus dem Stand ist. Dieser erste Schritt … ein Traum! Dass Knorr in der Abwehr … ja, ist gut jetzt. Ich fasse mich kurz. Ab sofort wieder.

Was kommt nun?

Drei schwere Spiele. Erst am Samstag in Erlangen, dann am Donnerstag nächster Woche zuhause gegen die Füchse, und schließlich nochmal eine Woche später in Gummersbach. Das können drei Niederlagen werden, die die bis jetzt hervorragend verllaufene Saison schon ein wenig ins Wanken bringen können. Oder es werden drei Siege, was die Löwen tatsächlich wohl für längere Zeit ganz weit oben in der Tabelle halten sollte.

Wahrscheinlicher ist aber, dass es irgendetwas dazwischen gibt. Ich bin bescheiden und rechne mit drei Punkten, halte vier Punkte für durchaus möglich, und über jeden Punkt mehr freue ich mich sehr. Falls es weniger sein sollten, geht davon dfie Welt auch nicht unter. In jedem Fall gibt es wohl etwas, über das es sich zu schreiben lohnt. Stay tuned!