Ein Fazit der EHF Champions League in Frankfurt

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Nun ist es also soweit. Die zweite EHF Champions League Saison der Rhein-Neckar Löwen in der Fraport Arena ist vorbei. Zeit für ein Fazit der beiden Spielzeiten in Frankfurt. Zunächst einmal die nackten Zahlen.

Saison 2015/16 – 4 Siege, 0 Unentschieden, 0 Niederlagen, 106:88 Tore, 11375 Zuschauer (2844/Spiel)

  • Montpellier – Endstand 25:21, 3409 Zuschauer
  • Kristianstad – Endstand 29:20, 1868 Zuschauer
  • Kolding Kopenhagen – Endstand 24:20, Zuschauer: 2824
  • Vardar Skopje – Endstand 28:27, Zuschauer: 3274

Saison 2016/17 – 4 Siege, 0 Unentschieden, 2 Niederlagen, 162:170 Tore, 9803 Zuschauer (1634/Spiel)

  • Celje – Endstand 31:30, Zuschauer: 1200
  • Kristianstad – Endstand 30:29, Zuschauer: 1312
  • Zagreb – Endstand 25:24, Zuschauer: 1546
  • Vardar Skopje – Endstand 27:33, Zuschauer: 2649
  • Brest – Endstand 25:24, Zuschauer: 1866
  • Szeged – Endstand 24:30, Zuschauer: 1230

Gesamtbilanz: 8 Siege, 0 Unentschieden, 2 Niederlage, 268:258 Tore, 21178 Zuschauer (2118/Spiel)

Sportlich ist die Bilanz der EHF Champions League Spiele in Frankfurt durchaus ansehnlich. Zwei Niederlagen, oft enge Spiele, die in den letzten Minuten oder gar Sekunden erst entschieden wurden, das ist positiv. Was die Stimmung angeht ist Frankfurt nun nicht unbedingt überragend, aber auch nicht ganz tote Hose. Und die Halle selbst? Ich finde die Fraport Arena in Frankfurt ja nicht schlecht. Von außen hat die Fraport Arena den Charme einer (modernen) Wellblechhalle, aber das muss ja nicht schlimm sein.

Umlauf der Fraport Arena in Frankfurt

Auch aus den Ecken gibt es einen Blick auf das Spielfeld.

Der Umlauf ist nun nichts besonderes. Das Spielfeld liegt tiefer als der Eingang und in den Ecken ist die Tribüne nicht durchgezogen. Gefällt mir nochmalerweise nicht so sehr, aber hier finde ich das gelungen. Dadurch wirkt die Halle etwas aufgelockert, nicht ganz so eng.

Mit 5000 Zuschauern wäre die Halle ausverkauft, man ist nahe am Geschehen. Die Sitze sind Plastikschalen, der Platz für die Beine/Füße ist etwas knapp bemessen, aber es geht noch. Positiv hervorzuheben sind die Sanitäreinrichtungen und die Parkgelegenheiten. Wenn es allerdings wie am Mittwoch beim Spiel gegen MOL Pick Szeged regnet wird das Parken zur Schlammschlacht.

Kommen wir zum Catering, was durchaus nicht unwichtig ist. Nachos, Hot Dog, heiße Wurst oder Wiener Würstchen, Brezeln, Laugenstange mit Käse gibt es. Kann man so machen, kann aber auch besser sein. Qualitativ finde ich die Brezeln in der SAP Arena besser, preislich ist das jedoch OK. Eine Brezel und eine Cola für 4,- Euro sind kein Schnäppchen, aber im Vergleich zu manch anderer Halle definitiv nicht überteuert. Die Getränkeflaschen bekommt man nur ohne Deckel (“… könnte man sonst als Wurfgeschoss nutzen …”), was ungünstig ist, wenn man die Flasche abstellt und jemand dran stößt. Zumal es ja am Sitzplatz keine Getränkehalter gibt.

Kurzes Zwischenfazit: Würde die Fraport Arena nicht in Frankfurt, sondern in Heidelberg, oder auch in Ludwigshafen oder von mir aus auch in Karlsruhe stehen wäre das nicht schlecht. Die Halle hat eine sehr gute Größe und kann, wenn sie gut gefüllt ist, zu einem Hexenkessel werden. In Heidelberg soll ja eine Halle mit einer Kapazität von bis zu 4000 Zuschauern gebaut werden. Das wäre phantastisch! Ideal für die meisten Gruppenspiele in der EHF Champions League und vielleicht auch für ein Pokalspiel der Löwen. Ich hoffe sehr, dass diese Halle so schnell wie möglich kommen wird.

Nun zu dem weniger schönen Aspekt der Spiele in Frankfurt. Oder, um es auf gut Deutsch zu sagen: zum wirklich enttäuschenden Aspekt der Spiele im Exil. Der Zuschauerzuspruch in Frankfurt ist eines Wettbewerbs wie der Champions League nicht würdig! Dass diese Saison die Zuschauerzahlen sogar noch zurück gingen, obwohl die Löwen als amtierender deutscher Meister antreten, setzt dem Ganzen die Krone auf. Gründe dafür gibt es wohl viele.

Da ist zum einen der Modus der EHF Champions League. Sage und schreibe 14 Gruppenspiele sind erforderlich, um zwei (!) Mannschaften vom weiteren Mitmachen auszuschließen. Dadurch wird das einzelne Spiel schlicht und ergreifend entwertet. Dann kommt hinzu, dass die Gruppenauslosung für die Löwen extrem ungünstig gelaufen ist. Was die Attraktivität der Gegner angeht haben der THW Kiel und die SG Flensburg-Handewitt in Gruppe A das große Los gezogen. Barcelona, Veszprém, Paris, dazu noch Bjerringbro-Silkeborg aus dem nahen Nachbarland Dänemark, sowie Plock und Schaffhausen. Traumhaft! Sehr schwere Gegner, sicher, aber dennoch traumhaft, was das Zuschauerinteresse angeht.Schauen wir dagegen die Gegner der Löwen an: Vardar Skopje, Kielce, Brest, Plock, Kristianstadt, Zagreb, Celje. Wer sich mit dem Handball auskennt weiß, dass da durchaus sehr gute Mannschaften dabei sind; Kielce ist ja immerhin amtierender Champions League Sieger. Da spielen hochinteressante Spieler mit, bei denen es sich lohnt, diese live in der Halle zu sehen. Aber dem Durchschnitts- oder Gelegenheits-Handball-Fan sagen diese Mannschaften wenig bis nichts. Möchte nicht wissen, wie viele bei “Brest” an ein französisches Team dachten.

Dumm gelaufen, kann man da nur sagen. Dass die Spieltermine um 18:30 Uhr nicht ideal sind kommt noch hinzu. Das ist an einem Donnerstag einfach verflixt früh, vor allem, wenn man aus dem Stammland der Löwen kommt. Wenn von den sonst treuen Fans einige schlicht und ergreifend um die Zeit nicht können, dann sind die halt weg.  Zumal ja auch die Anfahrt nicht ohne ist. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln von Kronau oder Östringen nach Frankfurt an die Fraport Arena? Viel Spaß dabei! Da bleibt nur der Privat-PKW – mit dem man sich durch den Feierabendverkehr am Frankfurter Kreuz kämpfen darf – oder der Shuttlebus der Löwen. Das mit dem Shuttlebus war übrigens eine gute Idee. Kostenlos für Dauerkarteninhaber ab der Mannheimer SAP Arena oder ab Kronau; sehr gute Sache! Dennoch: der Bus muss dann halt früh abfahren, was einigen einfach zu früh ist, sei es wegen der Arbeit oder wegen der Familie. Für mich kam der Shuttlebus in den zwei Jahren daher leider nur ein einziges Mal in Frage.

Fraport Arena Frankfurt - Handballfeld

So sieht die Fraport Arena aus, wenn Handball gespielt werden soll.

Wie aber sieht es mit den Zuschauern aus Frankfurt oder aus der näheren Umgebung aus? Für die entfällt ja das Thema lange Anreise. Warum kamen von dort so wenige? Ich glaube, wer diese Frage richtig beantworten UND zusätzlich eine Lösung für das Problem liefert bekommt von den Löwen einen Ehrenpreis. Ich weiß nicht, ob und wenn ja, wie viel Werbung die Löwen in Frankfurt gemacht haben. Gab es Plakate, wenn ja, wie viele und wo in der Stadt, gab es Werbespots im Radio, gab es Anzeigen in den lokalen Zeitungen? Alles Fragen, die ich nicht beantworten kann. Wenn da jemand Beobachtungen gemacht hat, egal welcher Art – ich würde mich über sachdienliche Hinweise freuen. Ist es vielleicht schlicht und ergreifend so, dass Frankfurt nicht ausgehungert ist, was Spitzenhandball angeht? Vielleicht hat man seit dem Ende von Wallau-Massenheim einfach nur anderweitig orientiert, hin zu anderen Sportarten?

Oder es ist einfach so, dass die Löwen immer nur als Kurzzeitgäste wahrgenommen wurden. Ich denke, dass einige vielleicht einmal kommen, um das zu sehen, sich aber nicht mehr engagieren, sich nicht mehr mit dem Team verbunden fühlen wollen, weil sie wissen, dass dieses Gastspiel nur vorübergehend ist. Kann durchaus sein, dass Handball im Allgemeinen und dann eben die Löwen im Speziellen nur als geduldete Gäste angesehen wurden. Ist Spekulation, ich weiß, wäre aber eine mögliche Erklärung – unter vielen – für die schwachen Zuschauerzahlen.Aber egal, was nun die Gründe für den geringen Zuschauerzuspruch sind: ich hoffe, dass die Löwen sobald wie möglich in einer Halle in Heidelberg spielen können und die Zeit bis dahin möglichst gut überbrücken können.

Zumindest für diese Saison ist die Zeit in Frankfurt vorüber. Das Rückspiel im Achtelfinale wird in der SAP Arena gespielt, und auch bei einem möglichen Viertelfinale bin ich mir sicher, dass das in Mannheim ausgetragen würde. Dahin müssen es die Löwen jedoch erst noch schaffen. Und das wird schwer genug.