Der Doppelauswärtshammer (Ausgabe EHF Champions League)

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Morgen, am 02.03., steht für die Rhein-Neckar Löwen in der Velux EHF Champions League das Auswärtsspiel bei RK Celje Pivovarna Lasko an, ehe es drei Tage später in Berlin gegen die Füchse um Punkte in der DKB HBL geht. Die Löwen selber sprechen auf ihrer Website von der Woche der Wahrheit. Meiner Meinung nach gibt es nur noch Wochen der Wahrheit, denn die Saison biegt ganz langsam und allmählich in die Endphase ein. Ja gut, es sind noch rund drei Monate, bis das letzte Spiel gespielt wurde, aber dennoch. Niederlagen können bereits zum jetzigen Zeitpunkt dafür sorgen, dass die selbst gesteckten Saisonziele nicht mehr zu erreichen sind.

Schauen wir heute zunächst auf die Velux EHF Champions League. Ein Blick auf die Tabelle der Gruppe B zeigt, wie eng es hier zugeht. HC Vardar Skopje geht derzeit vorneweg mit 18 Punkten, die Löwen folgen dahinter mit 17 Punkten, und nochmal einen Punkt zurück liegt KV Vive Kielce mit 16 Punkten auf Rang 3 der Gruppe. Bei nur noch zwei ausstehenden Spielen sollte der Gruppensieger aus diesem Trio kommen. MOL-Pick Szeged mit 13 Punkten und HC Meshkov Brest mit 12 Punkten folgen auf den Plätzen 4 und 5, während HC Prvo Plinarsko Drustvo Zagreb und Celje mit jeweils 7 Punkten um den letzten Platz im Achtelfinale streiten. Den kann aber auch IFK Kristianstad noch erreichen, denn mit 6 Punkten ist man absolut nicht abgeschlagen.

Celje braucht also noch jeden Punkt, und das grandiose Comeback gegen Kielce – nach ca. 40 Minuten lag man 16:26 zurück, gewann aber noch mit 34:33 – sollte die Löwen genügend vorwarnen. Miha Zarabec auf Rückraum Mitte zog dort richtig gut die Fäden. Seine Schnelligkeit und Wendigkeit ist nochmals einen Tick besser als das, was Artsion Kulak von Meshkov Brest leisten kann. Und der hat die Löwenabwehr zuletzt vor einige Probleme gestellt. Wenn dann bei Celje noch ein Borut Mackovsek ein Spiel wie gegen Kielce hinlegt und Jungstar Blaz Janc auf Rechtsaußen wirbelt ist Celje schwer zu kontrollieren. Die Löwen haben schon bewiesen, dass sie in Celje gewinnen können, aber ein Selbstläufer wird das nicht. Schon gar nicht ohne Kim Ekdahl du Rietz, der zwar die Reise mit macht, aber eventuell nach seiner Verletzung nicht viel helfen kann, und ohne Neuzugang Filip Taleski, der in der CL nicht spielberechtigt ist. Da Kielce am Wochenende in Kristianstad spielt und dort wahrscheinlich gewinnen wird würden die Löwen bei einer Niederlage auf Platz 3 zurück fallen. Falls Szeged an diesem Spieltag nicht gegen Zagreb gewinnen sollte wären die Löwen auch bei einer Niederlage gegen die Ungarn am letzten Spieltag sicher auf Rang 3 der Abschlusstabelle.

Lohnt es sich, Platz 2 zu verteidigen oder gar Platz 1 anzugreifen? Dass Vardar Skopje in Brest verliert ist nicht auszuschließen, aber ich glaube nicht daran. Und am letzten Spieltag gegen Kristianstad wird man nichts anbrennen lassen. Platz 1 ist daher aller Voraussicht nach weg und wird an Skopje gehen.  Aber wäre Platz 3 wirklich so schlimm? Als Zweitplatzierter geht es gegen einen der Qualifikanten aus den Gruppen C und D. Diese werden in den Überkreuzspielen Montpellier HB gegen HC Motor Zaporozhye und HBC Nantes gegen Naturhouse La Rioja ermittelt. Mich würde es nicht wundern, wenn beide französische Mannschaften sich durchsetzen könnten. Montpellier und Nantes sind meiner Meinung nach beides richtig dicke Brocken, gegen die man noch lange nicht weiter ist. Was wäre die Alternative, wenn man auf Platz 3 landen würde? Es ginge dann gegen den Sechstplatzierten der Gruppe A. Auf diesem sechsten Platz liegt derzeit Orlen Wisla Plock, zwei Punkte vor Bjerringbro-Silkeborg. Plock muss noch zuhause gegen Paris St.-Germain antreten und in Barcelona – zwei Niederlagen wären nicht überraschend. Während dessen muss Bjerringbro-Silkeborg nach dem Überraschungserfolg in Kiel nun nach Flensburg – ich rechne mit einer Niederlage der Dänen – und dann zum Abschluss der Gruppenphase zuhause gegen die Kadetten Schaffhausen antreten. Ein Sieg scheint mir hier machbar zu sein, was Punktgleichheit mit Plock bedeuten würde. Wenn mich nicht alles täuscht zähle dann der direkte Vergleich der beiden Teams. Bjerringbro-Silkeborg hat zuhause mit 33:24 gewonnen und in Plock mit 25:28 verloren. Damit wären die Dänen tatsächlich noch auf Platz 6.

Damit mich keiner falsch versteht: ein Team, das in Kiel gewinnt, ist immer ernst zu nehmen, und weder Plock noch Bjerringbro-Silkeborg darf man auf die leichte Schulter nehmen. Dennoch, und es soll nicht despektierlich klingen: wenn ich es mir aussuchen dürfte für die Löwen hätte ich lieber die Dänen zum Gegner als einen der französischen Vertreter. Aber das Leben eines Handballfans ist kein Wunschkonzert, und am Ende muss man es nehmen, wie es kommt. Schau’n mer mal, wie sich das mit der Champions League für die Löwen ausgeht. Morgen aber steht eine Vorschau auf den zweiten Teil des Doppelauswärtshammers an.