Der Blick in die Glaskugel

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Der PIXUM-Supercup läuft gerade noch, während ich diese Zeilen schriebe, und morgen geht es mit den ersten Spielen der HBL-Saison 2022/23 los. Wird Zeit, die Glaskugel auszupacken, abzustauben und einen tiefen Blick hinein zu werfen. Schauen wir mal, was sich da so offenbart in Sachen Saisonvorschau.

Keine Wiederholung

Der SC Magdeburg ist letzte Saison verdient Meister geworden, das steht außer Frage. Sie haben einen hervorragenden Handball gespielt, waren individuell überragend und konnten die kleinen und großen Schwächen der Konkurrenz ausnutzen. Der Kader wurde kaum verändert, weshalb der SCM auch diese Saison wieder ein heißer Kandidat für den Titel ist. Es gibt aber eine Unbekannte, und das ist die Champions League. Die ist der SCM nicht gewohnt. Von daher sehe ich den SCM etwas hinter dem THW Kiel.

Der THW holt Meisterschaft Nr. was-weiß-ich

Ja, ich sehe den THW tatsächlich auf Platz 1. Sagosen hin, Pekeler her, der THW wird das so hinbekommen, dass sie ihre Meisterschaftschancen bis zur Rückkehr der beiden nicht verspielen. Und dann werden sie ihre Erfahrung ausspielen. Von daher glaube ich, dass der THW nach 34. Spieltagen an der Spitze stehen wird.

Hat jemand einen Würfel?

Wenn es um Platz 3 und 4 geht brauche ich aktuell einen Würfel. Die Hauptstadt-Füchse haben sich nochmals verstärkt. Mathias Gidsel ist sicher eine Bereicherung der Liga und wird den Berlinern viel Freude bereiten. Reicht es für mehr, für die Qualifikation zur Champions League (Platz 2) oder gar für die Meisterschaft? Um das klar und deutlich zu sagen: Sollten die Füchse Meister werden, würde mich das nicht wirklich überraschen. Aber letzte Restzweifel habe ich noch. Von daher wäre Platz 3 das “normale” Ergebnis.

Oder halt Platz 4, wenn es Probleme geben sollte und die SG Flensburg-Handewitt wieder so richtig in Tritt kommen sollte. Viele Verletzungen haben die SG erstmals seit etlichen Jahren die Champions League gekostet. Dass es international nun “nur” in der European League zur Sache geht, könnte sich als Vorteil für die SG erweisen. Wenn die SG von schweren, längerfristigen Verletzungen von Leistungsträgern verschont bleibt, ist mehr als Platz 4 drin. Vielleicht sogar Platz 2 oder, wenn wirklich – wirklich! – alles optimal läuft, vielleicht sogar die Meisterschaft.

Platz 5 und 6 wie letzte Saison?

Puuh, das ist sooo schwer vorherzusagen. Am ehesten traue ich es Frisch Auf! Göppingen zu, Platz 5 zu verteidigen, denn das Team wirkt gefestigt. Zwar fehlt Sebastian Heymann noch länger, aber das wurde durch die Verpflichtung von Gilberto Duarte sehr vielversprechend aufgefangen. Dazu die geballte Erfahrung des ebenfalls neu verpflichteten Martin Sego im Tor, und schon sind die Göppinger ein starker Kandidat für Platz 5.

Das sieht beim TBV Lemgo-Lippe aus meiner Sicht anders aus. Peter Johannesson weg, Bjarki Mar Elisson weg, Jonathan Carlsbogard weg – das ist schon eine Menge. Es wird Zeit brauchen, bis sich das Team von Florian Kehrmann wieder richtig gefunden hat. Da von unten andere Teams nach oben drängen, glaube ich nicht an eine Wiederholung von Platz 6. Wie weit es nach unten geht? Schauen wir mal.

Verschiebungen auf Platz 7-9

Die HSG Wetzlar spielte letzte Saison, der ersten unter Trainer Benjamin Matschke, eine großartige Runde. Platz 7 war daher die verdiente Belohnung, aber dass das wiederholt werden kann, erscheint mir eher unwahrscheinlich. Vermutlich wird es etwas nach unten gehen, aber wer weiß? Die HSG ist eigentlich immer für eine Überraschung gut.

Die MT Melsungen auf Platz 8. Nicht gut für die Nordhessen, und weit weg von den eigenen Ansprüchen. Nun wurde mal wieder ordentlich eingekauft, aber wurden auch Teamgeist, Führungsqualitäten, mentale Stärke, unbedingter Siegeswille mit eingekauft? Diese “Artikel” findet man nicht so einfach. Es fehlt der Beweis, dass es wirklich richtig gut wird bei Melsungen. Dennoch denke ich, dass die MT sich grundsätzlich auf dem richtigen Weg befindet. Es wird etwas nach oben gehen, vielleicht sogar ins internationale Geschäft.

Auch der SC DHjK Leipzig möchte sich nach oben orientieren. Das ist ihnen durchaus zuzutrauen, doch ich bin nicht überzeugt davon, dass es gelingt. Das hat nicht so viel mit dem Leipzigern selber zu tun, sondern damit, dass andere Teams vielleicht noch ein Stück mehr dafür getan haben, um höher zu landen.

Das mittlere Mittelfeld

Platz 10 der Vorsaison lasse ich hier mal aus, aber keine Bange: Zu den Rhein-Neckar Löwen komme ich nachher auch noch. Denken wir daher hier zunächst über den ´Bergischen HC nach. Der langjährige Trainer ist weg, Kreisläufer und Abwehranker Max Darj auch, und auch Rückraum-Shooter David Schmid ist, neben einigen anderen, ebenfalls weg. Das wird aus meiner Sicht eine schwierige Saison für die Bergischen, auch wenn sie mit dem Abstieg sicher nichts zu tun haben werden.

Auf Platz 12 landete letzte Saison mit dem HC Erlangen eine weitere Mannschaft, die sich selbst eigentlich in anderen, sprich höheren, Regionen sieht. Ob das mit diesem Kader klappt? Ausgeschlossen ist das natürlich nicht, doch ich bin skeptisch.

Spannend wird es beim letztjährigen 13., der TSV Hannover-Burgdorf. Für mich sind die Niedersachen ein ernst zu nehmender Kandidat für eine signifikant bessere Platzierung. Wenn es gelingt, die hochkarätigen Neuzugänge schnell zu integrieren, wird das ein für alle Teams unangenehmer Gegner.

Keine Probleme, aber auch kein Schritt nach oben

Der HSV Hamburg erkämpfte sich letzte Saison als Aufsteiger einen sehr respektablen 14. Platz. Damit lagen die Norddeutschen unmittelbar vor dem TVB Stuttgart. Die Stuttgarter arbeiten hart daran, weiter nach oben zu klettern, um möglichst sorgenfrei durch die Saison zu kommen. Das könnte diese Saison tatsächlich gelingen, auch wenn es nicht allzu weit nach oben gehen dürfte.

Die Gefahrenzone

Letzte Saison konnte sich GWD Minden nach katastrophalem Start doch noch berappeln und den Abstieg relativ knapp vermeiden. Das sehe ich diese Saison nicht. Zum einen bin ich der Auffassung, dass Minden nicht stärker geworden ist, und zum anderen daran, dass ich den Zweitligameister VfL Gummersbach als so guten Aufsteiger sehe, dass die Oberbergischen die Klasse halten werden. Neben dem ASV Hamm-Westfalen als zweitem Aufsteiger muss aber halt noch eine weitere Mannschaft absteigen. Das soll nun nicht despektierlich sein, aber der Aufstieg war für die Westfalen schon ein Riesending. Auch mit Mait Patrail als Neuzugang sehe ich aber nicht, wie die Klasse gehalten werden kann.

Und dann waren da noch …

… die Rhein-Neckar Löwen. Eine katastrophale Saison 2021/22 liegt hinter dem Team, der Über-Löwe Andy Schmid ist nicht mehr da, der neue Trainer Sebastian Hinze, auf den man anderthalb Jahre gewartet hat, übernimmt, und auch sonst ist vieles anders. Es gibt neben Hinze und anderen Trainern mit Halil Jaganjac und Olle Forsell Schefvert nur zwei externe Neuzugänge sowie ein neues Spielsystem, Das wird Zeit brauchen, auch wenn die Eindrücke aus der Saisonvorbereitung vorsichtig optimistisch stimmen.

Wird es besser werden als letzte Saison? Hoffentlich, und ganz ehrlich: Viel schlechter geht es ja eigentlich auch gar nicht.

Die Glaskugel hat gesprochen

Ein wenig trüb ist die Glaskugel ja doch noch. Vielleicht muss ich mir mal eine neue zulegen. Was darin leicht verschwommen zu sehen ist, stellt sich am Ende so dar:

  1. THW Kiel
  2. SC Magdeburg
  3. Füchse Berlin
  4. SG Flensburg-Handewitt
  5. Frisch Auf! Göppingen
  6. MT Melsungen
  7. TBV Lemgo-Lippe
  8. Rhein-Neckar Löwen
  9. HSG Wetzlar
  10. TSV Hannover-Burgdorf
  11. SC DHfK Leipzig
  12. HC Erlangen
  13. HSV Hamburg
  14. Bergischer HC
  15. TVB Stuttgart
  16. VfL Gummersbach
  17. GWD Minden
  18. ASV Hamm-Westfalen

So, damit wisst ihr Bescheid! So wird es kommen.

Oder halt ganz anders.