Die Zahl des Tages: 9034

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Was war das für ein berauschender Saisonauftakt für die Rhein-Neckar Löwen! Mit 36:25 (18:11) fideln die Löwen die enttäuschende MT Melsungen ab und gewinnen auch in der Höhe absolut verdient. Ja, das sah schon sehr gut aus, was die Mannen des neuen Löwen-Trainer Sebastian Hinze abgeliefert haben. Meine Zahl des Tages ist für Insider sicher schnell entschlüsselt. Für alle anderen gilt: Erklärung folgt.

Ab geht die Post!

Alter Verwalter, was für ein Tempo! Da gerät man ja in einen Geschwindigkeitsrausch, wenn man sieht, mit welchem Druck, mit welcher Überzeugung die Löwen nach vorne agieren. Da wirkte vieles schon richtig gut eingespielt und aufeinander abgestimmt. Noch gab es ein paar technische Fehler zu viel, aber dennoch war das Tempospiel der Löwen beeindruckend. Die Zahl des Tages hat aber nicht ursächlich etwas damit zu tun.

Die Anfangsphase

Schnell liegen die Löwen mit 2:0 vorne, dank zweier Tore von Neuzugang Halil Jaganjac. Zu ihm später noch mehr, doch zuvor ein Wort zu Mikael Appelgren. Was war das denn zu Beginn des Spiels? Überragend, was Apfel zeigte! Klasse Stellungsspiel, hervorragende Reaktionen, tolle Präsenz. Das entnervte die Melsunger mehr und mehr. Juri Knorr zog die Fäden im Rückraum der Löwen, war torgefährlich und lieferte tolle Anspiele. Jannik Kohlbacher, der zwischen den Abwehrriesen der Melsunger wie ein schmaler Hering wirkte, ackerte wie gewohnt und schuf sich und anderen Freiräume. Bei Melsungen dagegen war in der Anfangsphase nicht viel zu sehen. Lediglich Linksaußen David Mandic, einer der drölfzig Neuzugänge der Nordhessen, konnte positiv auf sich aufmerksam machen.

Noch eine Zahl des Tages: 1

Um es vorweg zu nehmen: In der Anfangsphase gelang es Melsungen noch, an den Löwen dran zu bleiben. Näher als auf ein Tor Rückstand kamen sie aber nicht heran. Die Löwen hatten immer eine Antwort, konnten immer dagegen halten. Die “1” ist jedoch auch in einem, anderen Zusammenhang wichtig. Bei den Löwen gab es im gesamten Spiel lediglich eine Abwehrformation zu sehen, und das war eine 6-0. Wer nun aber meint, dass das für Melsungen schnell ausrechenbar war, sollte diese Ansicht nochmal überdenken. Nichts war da ausrechenbar, denn die Löwen waren dabei durchaus flexibel, interpretierten die 6-0 v.a. zu Beginn eher offensiv, später dann eher defensiv.

Bewegung, Einsatz, Leidenschaft

Diese drei Worte fallen mir zu allererst ein, wenn ich an die Abwehrarbeit der Löwen denke. Im zweiten Teil meiner Saisonvorschau hatte ich Jaganjac als zentralen Baustein im Innenblock gesehen. Und das war er am Samstag auch! Was für eine Maschine! Von Minute 1 an war Jaganjac unheimlich präsent, engagiert, flink auf den Füßen und kam trotz seiner konsequenten Deckungsarbeit ohne Zeitstrafe durch. Dass er darüber hinaus 41 Minuten vorne und hinten durchspielte – Hammer!

Doch nicht nur Jaganjac wusste in Bezug auf Beweglichkeit, Einsatz und Leidenschaft zu überzeugen. Zusammen mit Schefvert war das großartig, was im Innenblock passierte. Auch mit Ymir Gislason statt Schefvert gab es keinen wirklichen Leistugnsabfall. Noch vorne ging es im Höchsttempo, aber nicht kopflos, sondern zumeist sehr strukturiert. Das sah schon sehr gut aus, und deutlich besser als letzte Saison.

Zurück zum Spiel

Es stand 6:5, als die Löwen anfingen, die MT zu überrollen. Bis auf 11:5 (19. Minute) konnten sich die Löwen absetzen, und Melsungen wirkte konsterniert. Das alte Problem der Melsunger trat zutage: Kaum einer bäumte sich wirklich auf. Kaum einer stachelte seine Mitspieler an, machte ihnen Feuer unter dem Hintern. Dass die Nordhessen es auch anders können, zeigte das 14:8 durch Ignatov. Da spielten die Melsunger auch mal konsequent die erste Welle, und da gerieten die Löwen doch in Probleme. Das passierte letztlich aber viel zu selten, um den Löwen gefährlich werden zu können. Anders gesagt: Die Löwen ließen nicht viel mehr zu. Von daher war der Halbzeitstand von 18:11 absolut gerechtfertigt.

Ergänzungen

Gislason in der Abwehr, Kristjan Horzen hinten und vorne, Schefvert vorne auf der Mitte – das passte bis dahin alles. Gut, es gab bei den Löwen relativ viele technische Fehler, die man sich gegen einen stärkeren, gefestigteren Gegner sicher nicht leisten kann. Es gibt also noch Arbeit für die Löwen. Was im ersten Spiel, bei dem es wirklich zählte, zu sehen war, gibt aber wirklich Anlass zur Hoffnung.

Die Zahl des Tages für die 2. Halbzeit

5. Das ist sie, die Zahl des Tages für die 2. Halbzeit. Die Löwen bauten ihren Vorsprung zunächst aus, bis auf 24:15. Dann folgte eine Schwächephase der Löwen, die Melsunger holten kamen bis auf 24:19 (42.) ran. Leichtes Unbehagen machte sich breit, denn die letzte Saison ist noch nicht vergessen. Dort war das oft der Fall, dass die Löwen mit einer schwächeren Phase eine Abwärtsspirale einläutete und damit Spiele verloren gingen. Würde das jetzt gut gehen, zumal Jaganjac nach 41 Minuten vom Feld ging? Die Bedenken waren aber unbegründet, denn am Samstag war alles anders. Sebastian Hinze nahm eine Auszeit, die Löwen schüttelten sich, richteten ihre Mähne und gaben wieder Vollgas. Über 27:19, 27:20 ging es auf 30:20 (48.). In dieser Phase waren Joel Birlehm und Benjamin Helander auf der Platte, und die Messe war gelesen.

Schlussphase, Jubelphase

Es war nicht mehr das Spektakel wie zuvor, aber die Löwen brachten das Spiel sehr ordentlich – oder sollte ich schreiben: seriös? – über die Runden. Immer noch gab es viel Tempo, immer noch trat die Abwehr engagiert und beweglich auf. Nun bekam auch Philipp Ahouansou Spielzeit im Angriff, die er für zwei blitzsaubere Tore nutzen konnte. Zudem kamen auch noch Niklas Michalski auf Rechtsaußen (ein Tor) und Robert Timmermeister in der Abwehr Einsatzzeiten. Eine sehr gute Sache, dass Hinze das fortsetzt, was Ljubomir Vranjes in der Rückrunde der Vorsaison schon verstärkt eingeführt hatte. Die starken Jugendspieler der Löwen brauchen Möglichkeiten, zu lernen. Gerade die aktuellen A- und B-Jugend-Jahrgänge sind richtig stark.

Nur mit der eigenen Jugend wird es natürlich nicht gehen, das sollte jedem klar sein. Aber wenn am Ende von 16 Spielern im Kader vielleicht fünf, sechs oder gar sieben aus der eigenen Jungend kommen, wäre das eine tolle Sache.

Die wirkliche Zahl des Tages: 9034

Ich bin ja noch die Auflösung schuldig, was die Zahl des Tages in der Überschrift angeht. 9034. Das ist die Zuschauerzahl. Allerdings nicht die, die in der Halle waren, sondern die Anzahl der Zuschauer, die am vergangenen Samstag nicht den Weg in die SAP Arena gefunden haben. 4166 Zuschauerinnen und Zuschauer waren da, und ich bin mir sicher, dass niemand den Besuch des Spiels bereut. Ja gut, vielleicht die wenigen Fans aus Melsungen schon, aber alle, die es mit den Löwen halten, waren sicher zufrieden. Da die SAP Arena beim Handball bis zu 13200 Menschen fasst, blieben bei 4166 Zuschauerinnen und Zuschauern eben 9034 Plätze frei.

Ja, die Löwen tragen daran eine nicht gerade geringe Mitschuld. Die letzte Saison hat Spuren hinterlassen, und auch das Thema Corona ist nicht vom Tisch und wird manche davon abhalten, in die Halle zu gehen. Mit Leistungen wie am Samstag gegen Melsungen bin ich mir aber sicher, dass die Löwen den Kredit, den sie verspielt haben, wieder bekommen werden.

Und nun? Saisonziele neu setzen?

Bitte nicht! Es war nur ein Spiel, und noch stehen 33 Spiele an. Dazu war es gegen – sorry! – die MT Melsungen, die wieder einmal viel schwächer auftrat, als es der Kader eigentlich verspricht. Andere Teams, wie z.B. der nächste Heimgegner aus Leipzig oder gar der übernächste Heimgegner, die SG Flensburg-Handewitt, sind da schon eine andere Hausnummer. Jetzt am Donnerstag geht es aber zunächst zum Aufsteiger ASV Hamm-Westfalen. Knifflige Aufgabe, denn dort sind die Löwen haushoher Favorit. Vor dem Spiel gegen die Flensburger müssen die Löwen nach Stuttgart, und das war in den letzten Jahren nicht gerade ein Spaziergang.

Das Wichtig wird daher sein, dass die Löwen ihren Weg weiter gehen, ihre Spielphilosophie weiter entwickeln und festigen. Wie reagiert die Mannschaft auf Rückstände, wie auf Verletzungen, wie auf eine vielleicht kommende Negativserie? Alles Fragen, auf die es noch keine Antworten gibt. Wegen mir darf es mit Antworten gerne auch noch lange dauern, denn dann würde es hervorragend laufen für die Mannschaft von Sebastian Hinze. Doch die Fragen werden eher früher als später kommen.

Ich hoffe jedenfalls, dass die Löwen schnell gute Antworten finden. (Vorsichtig) Optimistisch bleiben, Löwen-Fans!