Ein Hoch auf die Wechselwirkung!

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Schwupps, da war er weg. Am vergangenen Samstag gaben die Rhein-Neckar Löwen die Trennung von Trainer Kristján Andrésson bekannt. Von nicht wenigen war das durchaus erwartet worden. Es entstand eine fatale Wechselwirkung zwischen fehlenden Ergebnissen, Formschwäche mehrer Spieler und vielleicht zu hohen Erwartungen mancher Fans. Letztlich ging es nur um den Zeitpunkt, denn eine Wende zum Besseren war bei den Löwen auch jetzt, nach der EM, nicht zu erkennen. Kein Sieg in der HBL im Jahr 2020, dazu nach wie vor viel zu schwankende Leistungen, alleine schon innerhalb eines Spiels. Die Mannschaft wirkte teilweise erschreckend kopflos und uninspiriert. Nicht selten hatte man das Gefühl, dass sich die Löwen in ihr Schicksal ergaben. Da half es auch nicht, dass es ab und an wirklich gute Phasen gab. Ist das jetzt das Ende der Probleme, nicht zuletzt nach der Verpflichtung von Martin Schwalb als neuem Trainer? Gibt es eine Wechselwirkung, oder besser: Zeigt der Wechsel Wirkung? Oder sind wir trotzdem erst am Anfang der Probleme?

Das Missverständnis

Die Löwen begaben sich auf die Suche nach einem Nachfolger von Nikolaj Jacobsen, als klar war, dass dieser die Löwen verlassen würde, um sich ganz der dänischen Nationalmannschaft zu widmen. Mit Kristján Andrésson wurde der scheinbar ideale Nachfolger gefunden, auch wenn – ober vielleicht weil? – dieser wie ein totaler Gegenentwurf zu Jacobsen wirkt. Der Däne war oft, sehr oft, als Rumpelstilzchen unterwegs. Die Wechselwirkung zwischen Trainer und Spielern half den Löwen lange Zeit, wirkte aber gegen Ende hin immer weniger. Es gelang Jacobsen nicht, den Abwärtstrend zu stoppen. Der kam ein wenig auf leisen Sohlen, und nicht ganz so offensichtlich, aber er kam.

Andrésson dagegen ist ein ausgesprochen ruhiger Vertreter seiner Zunft. Ein zu ruhiger, wie manche Fans meinen. Er wirkte fast abwesend an der Seitenlinie; machtlos angesichts der Probleme, die auf der Platte nur allzu offensichtlich waren. Die ruhige, analytische Art von Andrésson war etwas, was der Mannschaft aktuell allem Anschein nach nicht geholfen hat. Wieder war es eine Wechselwirkung, die nicht funktionierte. Hätte die Reinkarnation des HB-Männchens (die Älteren werden es kennen) geholfen? Alles reine Spekulation, aber ich vermute, dass das auch nichts gebracht hätte. Nun aber ist Andrésson weg, und das ist nun das Ende der Probleme. Oder doch nicht?

Andrésson ist besser als seine Ergebnisse

Dass die Löwen so schlecht stehen wie seit drölfzig Jahre nicht mehr wurde von Fans, aber auch von diversen Medien nahezu ausnahmslos an Andrésson fest gemacht. Manchmal offen, manchmal eher versteckt. Wenn man z.B. auf Instagram in einer der Antworten auf die Meldung von der Entlassung liest, dass Andrésson ein „Talent“ ist, mehr nicht, dann frage ich mich schon, wie dieses Talent es geschafft hat, Eskilstuna Guif zweimal zur schwedischen Vizemeisterschaft zu führen. Oder die schwedische Nationalmannschaft zu Platz 5 bzw. 6 bei Weltmeisterschaften und zur Vize-Europameisterschaft 2018.

Ich selbe finde es äußerst bedauerlich, dass die Löwen so handeln mussten. Andrésson kommt sehr sympathisch rüber, wirkt wie ein sehr analytischer, zurückhaltender Mensch. Ich hoffe sehr, dass er einen neuen Job findet und ort erfolgreich ist. Das traue ich ihm zu, auch im Vereinshandball, und ich würde mich sehr freuen, wenn er das bestätigen könnte. Für all diejenigen, die Andrésson endlich los werden wollten, dürfte der Samstag ein Festtag gewesen sein. Sie können aufatmen, denn die Löwen-Bremse ist weg. Auf zu glorreichen Taten! Das Ende der Probleme ist da! Die negative Wechselwirkiung zwischen Mannschaft und Trainer ist Geschichte!

Wirklich? Nicht so schnell!

Wer über die aktuellen Probleme der Löwen redet darf nicht nur bis zum Anfang der aktuellen Saison zurück gehen. Es reicht noch nicht einmal, die Saison 2018/19 mit in die Betrachtung einzubeziehen. Zurück gehen müsste man eigentlich bis zum Start der Ära Jacobsen, vielleicht sogar noch weiter. Das würde dann aber doch zu weit führen für einen einzelnen Blogbeitrag. Deshalb starte ich mit dem Pokalsieg am 06.05.2018 gegen „Die Recken“ aus Hannover. Wie bitte? Eine Betrachtung der Probleme der Löwen mit einem grandiosen Erfolg nach so vielen vergeblichen Anläufen beginnen? Ja, denn meiner Meinung nach fingen da die Probleme so richtig an.

Ein Pokaltriumph, aber keine dritte Meisterschaft

Nach dem Pokalsieg gab es noch ein 34:29 zuhause gegen den SC Magdeburg. Das war wohl noch der Euphorie wegen des lange ersehnten Pokalsiegs geschuldet. Danach aber hatte man das Gefühl, dass die Spannung abgefallen war. Der absolute Erfolgshunger war verschwunden, denn man hatte ja schon was erreicht in dieser Saison. Es folgten ein 23:29 in Berlin, ein 25:25 beim HC Erlangen und eine bittere 23:24 Heimniederlage gegen die MT Melsungen. Diese Serie von 1:5 Punkten kostete die Meisterschaft, denn die SG Flensburg-Handewitt nutzte die Gunst der Stunde (und natürlich den Steini-Effekt!) und zog an den Löwen vorbei. Die beiden abschließenden Siege gegen Ludwigshafen und Leipzig nutzten den Löwen nichts mehr, denn die SG patzte nicht mehr und wurde überraschend Meister.

Kein Meister, aber Pokalsieger

Es tröstete nach dem letzten Spiel etwas, dass der Titel im Pokal eingefahren war, aber die Mannschaft zeigte in der Phase zwischen Pokalsieg und Saisonende eine ungute Tendenz. Das Selbstverständnis, die positive Arroganz des Wissens, besser zu sein als der Gegner, sie war weg. Es wirkte, als würde das Erfolgsrezept von Jacobsen nicht mehr so richtig funktionieren. Jacobsen hatte auf eine Stamm-Sieben gesetzt, dazu ein bis zwei Abwehrspezialisten und auf die Genialität von Andy Schmid. Der Erfolg – zwei Meisterschaften, ein Pokalsieg, drei Supercup-Erfolge – gab Jacobsen Recht. Doch über all dem schwebte immer schon das Problem, dass Spieler aus der zweiten Reihe keinen wirklichen Schritt nach vorne machten. Das Paradebeispiel: Harald Reinkind. Bei den Löwen oft schnell ausgewechselt, wenn er in seinen wenigen Einsatzminuten den einen oder anderen Fehler machte, ist er nun beim THW Kiel eine feste Größe. Er zahlt jetzt das in ihn gesetzte Vertrauen mit Leistung zurück.

Die genial-fatale Wechselwirkung zwischen Schmid und der Mannschaft

Ein weiteres, nicht mehr so ganz kleines Problem, ist Andy Schmid, Nein, das ist keine Attacke auf unseren Lieblingsschweizer, sondern eine nüchterne Einschätzung der Situation. Immer noch ist Schmid für überraschende Momente gut. Nach wie vor ist er in der Lage, einem Spiel seinen Stempel aufzudrücken. Er kann die Mannschaft immer noch führen, hat immer noch diese unfassbare Genialität. Nur: Das alles passiert seltener als in den erfolgreicheren Jahren. Um eines klar zu stellen: Ich will Schmid auf keinen Fall los werden! Doch sowohl Jacobsen als auch Andrésson in seiner kurzen Zeit bei den Löwen haben es auch nur annähernd geschafft, die Abhängigkeit des Löwenspiels von Schmid zu verringern. Kein Spieler wurde bisher geholt bzw. längere Zeit hinter Schmid aufgebaut, um das Ruder übernehmen zu können. Die Wechselwirkung zwischen Schmid und seinen Mitspielern war lange Zeit auf hohem Niveau genial. Mittlerweile wirkt sie sich aber öfter auch fatal aus. Ich komme später nochmal darauf zurück.

Welchen Anteil hat „The Rogg“?

Oliver Roggisch ist in den Augen von sehr vielen Fans ein absolutes Aushängeschild des Vereins. Er genießt nach wie vor hohes Ansehen und hat auch tatsächlich eine Bilanz als Sportlicher Leiter, die besser ist, als manche sie machen. Er übernahm das Amt im Frühjahr 2016, und auch wenn die Transfers zur Saison 2016/17 sicher nicht alleine durch ihn initiiert wurden, trägt er aus meiner Sicht ab der Saison 2017/128 die Hauptverantwortung für die Neuzugänge (und für die Abgänge). Schauen wir heute mal nur auf die Zugänge, als da waren:

2017 – Filip Taleski (ab 01.01.2017), Kristian Bliznac, Momir Rnic, Jerry Tollbring, Bogdan Radivojevic
2018 – Ilija Abutovic, Steffen Fäth, Vladan Lipovina, Jesper Nielsen, Jannik Kohlbacher
2019 – Uwe Gensheimer, Niclas Kirkeløkke, Romain Lagarde, Trainer Kristján Andrésson
2020 – Ymir Örn Gislason (ab 06.02.2020), Albin Lagergren (erst ab 01.07.2020)

Nicht gezählt habe ich Spieler aus der 2. Mannschaft; man möge es mir nachsehen. Auch nicht mit aufgenommen habe ich die kurzzeitige Rückholaktion von Kim Ekdahl Du Rietz. Wie sieht nun diese Bilanz aus? Taleski, Bliznac, Rnic, Radivojevic, Lipovina und der Trainer sind nicht mehr dabei, waren teilweise nur ein Jahr oder weniger im Team. Tollbring kommt, warum auch immer, nicht über den Status als Ab-und-zu-Backup hinaus. Mit Abutovic wurde vorzeitig bis 2023 verlängert, was angesichts der Ansage diverser Gegner in etlichen Auszeiten („Greift über Abutovic an!“) schräg bis nicht nachvollziehbar erscheint. Fäth hatte nie das Umfeld, sprich das bedingungslose Vertrauen von Trainer und Verantwortlichen, das er wohl braucht, um Höchstleistungen zu bringen. Hätte man vorher wissen können, dass das Probleme mit sich bringen könnte.

Noch ein paar Namen

Nielsen kam 2019 und 2020 verletzt von einem Nationalmannschaftsturnier zurück, hat seine Momente, ist aber nicht der ganz große Stabilitätsfaktor in der Abwehr. Kohlbacher ist ein Volltreffer, auch wenn er zuletzt gegen Lemgo nur 5 von 11 richtig guten Chancen verwandeln konnte. Kirkeløkke entwickelt sich meiner Ansicht nach so ganz allmählich. Der kann richtig gut werden. Lagarde ist bisher leider zu oft verletzt, und vielleicht ist er auch einfach noch zu jung, um in einer kriselnden Mannschaft dauerhaft Akzente setzen zu können. Doch das Potenzial ist da, und die Hoffnung, dass er dieses Potenzial abrufen kann, ebenfalls. Andrésson? S.o.; mehr gibt es dazu nichts zu sagen. Gislason ist ganz frisch dabei. Sein Einstand bis jetzt ist vielversprechend. Da könnte den Löwen ein Glücksgriff gelungen sein.

Da fehlt doch noch einer?

Ja, richtig, da fehlt noch einer. Uwe Gensheimer hat einen eigenen Abschnitt verdient. Dass die Löwen den verlorenen Sohn, den Monnemer Bub, zurück holen, war eine logische Aktion. DAS Gesicht der Mannschaft, bevor er nach Paris ging, DIE Identifikationsfigur, DAS Aushängeschild des Vereins. Aus Marketingaspekten war das mit Sicherheit eine hervorragende Entscheidung. Doch ich hatte im Vorfeld der Saison bereits meine Skepsis über diese Rückholaktion zum Ausdruck gebracht. Und leider sehe ich mich bestätigt. Das Klima in der Mannschaft ist, von außen betrachtet, nicht besser geworden. Auf der Platte wirken die Löwen zu selten wie EINE Mannschaft. Ich schrieb vor der Saison, dass Gensheimer in Bestform ein Upgrade zu Sigurdsson wäre. Das Problem: Seine Bestform hat Uns Uwe zu selten erreicht. Ich hoffe auf eine baldige Trendwende.

Ungute Wechselwirkung zwischen Gensheimer und dem Rest der Mannschaft?

Das ist kein Uwe-Bashing, denn von außen lässt sich das nicht belastbar beurteilen. Dass die Spieler jedoch deutlich seltener als in früheren Jahren nach außen hin wie eine Einheit, wie eine verschworene Gemeinschaft wirken, das lässt sich kaum abstreiten. Um das hier sicherheitshalber klar zu stellen: Aus meiner Sicht sind die Probleme der Löwen vielschichtig. Dass der zurückgekehrte verlorene Sohn – ungewollt! – seinen Teil dazu beiträgt, halte ich allerdings für durchaus möglich.

Wo war ich vorhin stehen geblieben?

Ach ja, bei Oliver Roggisch und seiner Bilanz als Sportlicher Leiter der Löwen. Ein echter Volltreffer unter den Verpflichtungen der Löwen seit 2017 ist aus meiner Sicht nur Jannik Kohlbacher. Gensheimer legt hoffentlich wieder zu, Kirkeløkke ist auf dem richtigen Weg, Lagarde kann noch zum Volltreffer werden, und Gislason ebenfalls. Lagergren kommt erst noch und ist dann hoffentlich nicht so oft außer Gefecht wie zuletzt in Magdeburg. Dann kann er der Mannschaft sicher auch helfen.

Von daher sehe ich die Bilanz von Oliver Roggisch nicht so schlecht wie manche, denen man in den Weiten des Internets über den Weg liest. Was ihm jedoch definitiv nicht gelungen ist: Es wurde keine Ergänzung, kein potentieller Nachfolger für Schmid geholt. Das liegt sicher nicht nur an Roggisch, aber es ist schon ein dunkler Fleck auf der Weste. Und ein großes Problem für die Löwen, wenn wir den Blick in die Zukunft richten, denn auch ein Andy Schmid wird nicht jünger.

Gestörte Wechselwirkung

Wenn man so vor einem Löwenspiel in der SAP Arena mit anderen Fans im Friedrichspark zusammen steht und sein Frikadellenbrötchen oder seinen Arena-Burger isst und dazu ein Kaltgetränk genießt, dann unterhält man sich nicht nur über das Wetter. Da geht es eben auch um die Leistungen der Löwen auf der Platte, um das Umfeld, um Veränderungen, und um Schwierigkeiten bei alldem. Eines der Themen ist dann auch Andy Schmid, genauer: Seine Spielweise ist das Thema. Diese Spielweise ist seit Jahren in allererster Linie darauf angelegt, den Kreisläufer in Wurfposition zu bringen. Gelingt dies, dann gibt es zumeist ein Tor oder einen Siebenmeter. Kein Wunder, dass Rückraumshooter wie Fäth, Lipovina, Taleski oder auch Reinkind nicht richtig zündeten. Die wurden nach Fehlern auch oft schnell ausgewechselt, aber das Angriffsspiel der Löwen war bzw. ist auch viel zu selten auf deren Möglichkeiten, auf deren Fähigkeiten zugeschnitten.

In den erfolgreichen Jahren waren es Du Rietz und Petersson auf den Halbpositionen, die Akzente setzten. Nicht aus 9 oder 10 Metern, sondern eher mit dem Durchbruch zum Kreis. Die bekannte Spielweise der Löwen ist in den letzten Jahren immer häufiger entschlüsselt worden. Ist der Kreis gut abgedeckt, geht fast nichts mehr. Das Tempo, das in den Meisterjahren und bis zum Pokalsieg 2018 oft noch im Spiel war, wurde immer geringer. Das ist heutzutage oft Schlafwagenhandball! Ich rede nicht nur von nicht konsequent durchgezogenen Tempogegenstößen, sondern insbesondere vom Positionsangriff, und auch vom Spiel in Überzahl. Die Wechselwirkung zwischen der Form von Schmid und den Erfordernissen des Löwenspiels funktioniert nicht mehr richtig. Der Motor stottert. Und Hilfsmotoren sind keine in Sicht.

Hilfe naht! Oder doch nicht?

Ich meine jetzt nicht Martin Schwalb, auf den ich gleich noch eingehen werde. Es geht um den Kader für die neue Saison. Gislason ist schon da; seine Verpflichtung kam für mich überraschend (und lässt in Sachen Jesper Nielsen nichts Gutes erahnen). 22 Jahre alt, eine feste Größe in der Abwehr der isländischen Nationalmannschaft, und bei seinem ersten Spiel für die Löwen nach 48 Sekunden bereits mit der ersten Zeitstrafe belegt. Was für ein Einstand! Für mich war er seit seinem Einstand fast schon der emotionale Anführer des Teams. Erstaunlich, und ein Hoffnungsschimmer für die Zukunft. Lagergren kommt im Sommer, ist dann, wie bereits geschrieben, hoffentlich nicht mehr so oft verletzt oder krank und kann den Löwen helfen. Stand heute war es das aber auch. Gislason kann in die Fußstapfen von Gedeon Guardiola wachsen, Lagergren für Petersson übernehmen, aber wer spielt auf Halblinks? Fäth geht angeblich nach Erlangen, Mensah sicher nach Flensburg. Damit bleiben dort noch Lagarde und Nachwuchstalent Philipp Ahouansou. Das reicht nicht! Hier muss noch dringend nachgelegt werden, wenn die Löwen höhere Ziele erreichen wollen.

Das Problem auf der Mitte

Nein, ich meine dieses Mal nicht Andy Schmid, über dessen Zugehörigkeit zu den Löwen ich mich nach wie vor freue. Ja, tatsächlich! Das Problem auf der Mitte ist eher, dass hinter ihm keiner ist. Ok, es gibt Jannis Schneibel aus der 2. Mannschaft, aber ist er wirklich die Lösung? Kann er der Nachfolger von Schmid werden? Für mich nicht zu beurteilen. Vielleicht könnte ein Juri Knorr von GWD Minden helfen, wenn er noch zwei Jahre hinter Schmid lernen, nach und nach mehr Verantwortung übernehmen könnte. Das wäre aktuell der von mir favorisierte Spieler. Oder wie wäre es mit Stas Skube, wenn die Geldprobleme bei Vardar Skopje sich noch vergrößern? Knorr mit noch 19 Jahren wäre einer für die längerfristige Zukunft. Skube wäre 2022, wenn Schmid aufhört, knapp 33 Jahre alt und damit natürlich nur einer für die nächsten paar Jahre.

Und damit zu Martin Schwalb!

Das ist mal ein Kracher! Und danke, liebe Rhein-Neckar Löwen, dass ich diesen Blogbeitrag komplett umschreiben musste, denn bei einigen Betrachtungen hatte ich vorgestern beim Erstellen des Entwurfs viel zu den in Medien- und Fankreisen genannten Namen geschrieben, ob und wie diese aus meiner Sicht zu den Löwen passen würden. *hmpf*

Da waren ja auch einige durchaus interessante Namen dabei. Christian Prokop (“hmmmmm”), Benjamin Matschke (“jooaaa”), Kai Wandschneider (“interessant!”), Ljubomir Vranjes (“interessant!”) ja sogar Noka Serdarusic („hahaha“), Vlado Stenzel („MUAHAHAHA!“) und Heiko Grimm (“Nicht lustig!”). Und dann zaubern die Löwen Martin Schwalb aus dem Hut. OK, er hatte sich den Löwen am Sonntag bei seinem Einsatz für Sky ja schon mehr oder minder deutlich angeboten. Dass daraus aber tatsächlich ein Engagement würde, daran hatte ich nicht geglaubt.

Die Wechselwirkung zwischen Trainer, Mannschaft und Fans

Schwalb ist in der aktuellen Situation der Löwen zumindest auf dem Papier der (fast) perfekte Trainer. Auch hier bleiben Fragen, auf die ich etwas weiter unten kurz eingehen werde. Er beherrscht die deutsche Sprache, hat Erfolge als Spieler und als Trainer aufzuweisen, er versteht Handball, und er strahlt eine natürliche Autorität aus. Ich bin mir sehr sicher, dass es keine Akzeptanzprobleme geben wird. Für die Wechselwirkung zwischen Trainer und Mannschaft ein Wunschszenario!

Und für die Wechselwirkung zwischen Trainer und Fans ebenfalls! Wenn sogar in Berlin die Spiele der Löwen nun als „wichtig“ eingestuft werden, wenn sogar Fans des THW die Entscheidung gut finden, dann haben die Löwen mit diesem Paukenschlag vieles richtig gemacht. Bis zum Sommer 2021 hat Schwalb wohl unterschrieben. Läuft alles so, wie es sich die Verantwortlichen bei den Löwen und wir Fans uns das wünschen, dann dürfte Schwalb gerne auch noch länger bleiben.

Ruhe im Karton

Mit der Verpflichtung von Schwalb haben Geschäftsführerin Jennifer Kettemann und Oliver Roggisch erst mal für Ruhe gesorgt. Klar wird auch er liefern müssen, aber man wird ihm eine holprige Anfangsphase eher nachsehen als manch anderem Trainer. Auch unter den Fans dürfte das zuletzt doch sehr laute, missmutige Grummeln verstummen. Gefordert ist jetzt aber insbesondere die Mannschaft, die zeigen muss, dass es besser geht. Die Ausrede „Trainer“, die, auch wenn sie nicht offen vorgebracht wurde, doch immer irgendwie mit schwang, ist nun weg. Treten die Spieler wieder wie EIN Team auf, dann wird die sicher wieder deutlich auflebende Wechselwirkung zwischen Spielern und Fans zusätzliche Kräfte frei setzen.

Es bleiben Fragen

War Martin Schwalb zu lange weg vom (Trainer-)Fenster? Immerhin hat er jetzt seit fünfeinhalb Jahren kein Team mehr trainiert. Will er den erforderlichen Umbruch bei den Löwen einleiten? Oder geht es jetzt darum, kurzfristig wieder Erfolg zu haben, eventuell auf Kosten der Jahre danach? Steht Martin Schwalb überhaupt für ein modernes Spielsystem? Schafft es Schwalb, der Mannschaft ein anderes, weniger von der Form eines Andy Schmid abhängiges Spielsystem zu verpassen? Fragen, die z.B. im Rhein-Neckar-Löwen-Thread auf handballecke.de gestellt wurden, und die absolut ihre Berechtigung haben! Es liegt an den Verantwortlichen der Löwen, sich diese Fragen zu stellen und auch zu beantworten.

Die Probleme, vor denen die Löwen in den nächsten Jahren stehen, sind durch die Verpflichtung von Martin Schwalb nämlich keineswegs gelöst. Ein personeller Umbruch steht an, denn neue Helden braucht das Badnerland! Vielleicht sind einige schon da, aber es werden noch einige dazu kommen müssen, damit man wieder ernsthaft um jeden Titel mitspielen kann. Vielleicht gehen die Löwen den Weg über die nächsten Jahre mit Schwalb, vielleicht endet seine Zeit aber auch 2021, und er geht dann tatsächlich schon zurück zu seinem Herzensprojekt in Hamburg. Falls letzteres passiert hoffe ich, dass er seinem Nachfolger ein Team übergeben kann, das vorbereitet ist auf die Herausforderungen der nächsten Jahre.

Wie auch immer das läuft: Ich bin auf alle Fälle mit dabei! #EinmalLöweImmerLöwe #1team1ziel