Kreative Ideen für die Saison 2020/21 sind gefragt

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Kein Handball in den letzten Wochen, was auch zu einer längeren Pause seit meinem letzten Blog-Artikel geführt hat. Die COVID-19-Pandemie hat schließlich uns alle getroffen. Jeder hat sein persönliches Päckchen zu tragen, und für manche ist das ein ausgewachsenes Paket. Bevor ich mich dem Handball zuwende wünsche ich allen Leser*innen Gesundheit und das Durchhaltevermögen, das notwendig ist. Für den Handball selbst sind kreative Ideen gefragt, denn was vor uns steht ist eine in vielerlei Hinsicht brutale Saison 2020/21.

Wann geht es wieder los?

Oder sollte man vielleicht besser fragen: Geht es überhaupt irgendwann wieder los? Klar ist, dass bundesweit Großveranstaltungen bis einschließlich 31.08.2020 verboten sind. Der Berliner Senat hat darüber hinaus beschlossen, dass Großveranstaltungen mit mehr als 5000 Besuchern sogar bis zum 24.10.2020 untersagt sind. Ob damit die Füchse Berlin ein Heimspiel überhaupt durchführen können ist noch völlig unklar. Und ob andere Bundesländer nachziehen ebenfalls.

Was, wenn es unterschiedliche Regelungen geben sollte? Wenn z.B. in Baden-Württemberg ab Anfang September gespielt werden darf, in Berlin aber nicht? Müssen die Füchse dann zunächst etliche Auswärtsspiele absolvieren? Würden die Berliner Corona-Verordnungen das überhaupt erlauben? Und: Welche Vereine halten wie lange durch? Fragen über Fragen!

Alles noch offen, aber Planung muss sein

Die eben gestellten Fragen und einige andere, die ich hier nicht auch noch aufzählen möchte, kann ich nicht beantworten. Ich behaupte aber, dass ich damit nicht alleine bin. Die aktuelle Pandemie-Situation ist so dynamisch, so voller Ungewissheiten, dass zuverlässige Antworten derzeit nicht möglich sind. Dennoch muss geplant werden, und auch hier ist Flexibilität gefragt. Und es braucht kreative Ideen.

3×15 statt 2×30

Ein Vorschlag von Füchse-Manager Bob Hanning gehört zu den kreativen Ideen, die notwendig sind. Sein Vorschlag geht dahin, die Spielzeit von 2×30 Minuten auf 3*15 Minuten zu verkürzen, um die Belastung der Spieler durch eine Saison mit 38 Pflichtspieltagen in der HBL zu reduzieren. Die Aufstockung der Liga war notwendig geworden, da die Saison abgebrochen, keine Absteiger, dafür aber mit dem HSC 2000 Coburg und TuSEM Essen zwei Aufsteiger bestimmt wurden.

Um eins vorweg zu schicken: Ich bin nicht gerade der große Bob Hanning Fan, was bekannt sein dürfte. Warum ich gegen seinen Vorschlag bin, hat damit jedoch nichts zu tun. Das hat andere Gründe.

3×15 ändert die Charakteristik der Sportart

Abgesehen davon, dass 3*15 Minuten nun mal keine 60 Minuten sind ist eine Aufteilung auf drei Drittel eine völlige Veränderung der Charakteristik des Handballs. Dazwischen muss es ja Pausen geben, die, so denke ich, zwischen fünf und sieben Minuten lang sein dürften. Zehn Minuten wären wohl zu viel, und weniger als fünf Minuten definitiv zu wenig. Damit würden sich für Trainer gleich zwei Möglichkeiten bieten, ausführlicher darüber zu sprechen, wie es nach der Pause weiter gehen soll. An sich nicht verkehrt, aber es gehört für mich noch ein weiterer Aspekt dazu.

Wirklich weniger Belastung?

Nur mal angenommen, es wären sieben Minuten Pause zwischen den Dritteln. Wäre das nicht eine Zeitspanne, in der sich Spieler, die zuvor 13 von 15 Minuten gespielt haben, ganz passabel erholen können? Berücksichtigt man, dass der Spieler in diesen sieben Minuten ja gar nicht durch einen anderen Spieler ersetzt werden muss, weil das Spiel ja gar nicht weiter geht, könnte das schon dazu führen, dass die Topspieler schlussendlich fast genauso viel spielen wie bei 2×30 Minuten. Was bringen kreative Ideen, wenn am Ende u.U. nur eine minimale Verbesserung da ist?

Ein Problem bleibt: 38 Spiele

Auch wenn das einzelne Spiel lediglich 3×15 Minuten dauert, so sind es schlussendlich eben doch 38 Spiele, die absolviert werden müssen. Das wären also 38 Termine, die erstmal zu finden sind, da ja auch europäische Termine zu berücksichtigen sind. Das EHF Champions League Final 4 der Saison 2019/20 Ende Dezember in Köln, die WM im Januar in Ägypten, die Gruppenspiele, Playoffs und Final 4-Turniere der EHF Champions League 2020/21 und der EHF European League 2020/21 gibt es ja auch noch. Vielleicht auch noch DHB-Pokal? Wie soll das denn funktionieren?

Gruppenturniere als letzter Ausweg?

Für eine Änderung der Spieldauer müsste die Spielordnung geändert werden. Ob das durchsetzbar ist? Ich kann auch nicht sagen, ob hier die IHF ihre Zustimmung geben müsste. Kreative Ideen sind natürlich notwendig, aber sie müssen auch realisierbar sein. Frank Bohmann, Geschäftsführer der HBL, sagte im weiter oben verlinkten Artikel, dass verkürzte Spielzeiten nur über Gruppenturniere möglich wären, und dass das alles andere als ein Königsweg sei.

Maik Machulla, Trainer der SG Flensburg-Handewitt, bringt das in demselben Artikel das Thema “intelligente Spieltage” auf. Gemeint ist damit, dass z.B. die SG ihr Spiel bei den Eulen Ludwigshafen am Donnerstag und das bei den Rhein-Neckar Löwen zwei Tage später am Samstag durchführt. Reisekosten und eine extra Vorbereitung könnten dadurch gespart werden.

Gruppenturniere, evtl. auf neutralem Boden?

Das ist auch ein Vorschlag von Maik Machulla für den Fall, dass ohne Zuschauer gespielt werden müsste. Die Vereine könnten sich die Hallenmiete teilen, keiner hätte auch ohne Zuschauer einen Vorteil wegen Heimhalle. Könnte das gehen? Möglich, wenngleich sicher unbefriedigend, was ja auch Frank Bohmann so sieht (s.o.).

Kreative Ideen? Ja, aber …

Ja, das sind tatsächlich kreative Ideen, die da von Hanning und Machulla geäußert wurden. Dass über allem die Fragen stehen, ob und wie der Gesundheitsschutz gewährleistet werden kann, wie es weiter gehen soll, wenn es doch zu einem Corona-Fall eines beteiligten Spielers, Trainers oder anderen Mitwirkenden kommt, ist sicher klar. Dennoch muss es Überlegungen geben, um nicht irgendwann von heute auf morgen etwas auf die Beine stellen zu müssen, ohne eine ausreichende Vorbereitung darauf zu haben.

Nicht nur kritisieren!

Das will ich tatsächlich nicht. Ich hatte ja vergangenen Samstag bereits auf Twitter angekündigt, das sich durchaus eigene Ideen hätte. Ob dies wirklich kreative Ideen sind oder eher Hirngespinste müssen andere beurteilen.

Kreative Ideen, Teil 1: Zwei Gruppen!

Weiter oben hatte ich ja schon angemerkt, dass der 3×15-Minuten-Vorschlag von Bob Hanning die Gesamtzahl der Spiele nicht reduzieren würde. Selbst wenn der Vorschlag der intelligenten Spieltage von Maik Machulla berücksichtigt wird bleiben es 38 Spiele. Das sind zu viele! Daher mein Vorschlag: Die HBL wird in zwei Gruppen zu je zehn Vereinen aufgeteilt. Innerhalb jeder Gruppe spielte jeder in Hin- und Rückspiel gegen jeden (18 Spiele). Danach spielen die beiden Erstplatzierten der Gruppen in Hin- und Rückspielen (1. N/W gg 2. S/O und 1. S/O gg 2. N/W) die Finalteilnehmer aus. Auch das wird in Hin- und Rückspiel ausgetragen (4 Spiele). Damit kämen diese Mannschaften auf 22 Spiele. Für die Aufteilung kann ich mir zwei Möglichkeiten vorstellen: A) Geographisch, und B) nach Platzierungen der Vorsaison.

Idee 1A: Geographische Aufteilung

Es würde sich z.B. folgende Aufteilung ergeben:

Gruppe Nord/West: Kiel, Flensburg-Handewitt, Nordhorn-Lingen, Hannover-Burgdorf, Minden, Lemgo, Essen, BHC, Melsungen, Wetzlar

Gruppe Süd/Ost: Berlin, Magdeburg, Leipzig, Coburg, Erlangen, Löwen, Ludwigshafen, Stuttgart, Balingen-Weilstetten, Göppingen

Vielleicht nicht der Weisheit letzter Schluss, aber ein Anfang, denn über die genaue Zusammensetzung kann man diskutieren.

Idee 1B: Aufteilung nach Vorjahresplatzierung

Eine solche Aufteilung könnte z.B. so aussehen:

Gruppe A: Kiel (1. der Saison 2019/20), Hannover-Burgdorf (4.), Löwen (5.), Leipzig (8.), Wetzlar (9.), Stuttgart (12.), BHC (13.), Balingen-Weilstetten (16.), Ludwigshafen (17.), Essen (2. der HBL2).

Gruppe B: Flensburg-Handewitt (2.), Magdeburg (3.), Berlin (6.), Melsungen (7.), Lemgo (10.), Göppingen (11.), Erlangen (14.), Minden (15.), Nordhorn-Lingen (18.), Coburg (1. der HBL2)

Auch das nur ein Vorschlag. Kreative Ideen, wie man das anders gestalten könnte, sind willkommen.

Was machen die Mannschaften ab Platz 3 der Gruppen?

Nein, deren Saison ist nicht direkt vorbei. Da es nach meinem Kenntnisstand drei Startplätze in der EHF European League geben wird wären die Verlierer der Halbfinalspiele zwischen den Erst- und Zweitplatzierten dafür qualifiziert. Die Mannschaften auf den Plätzen 3 und 4 jeder Gruppe könnten ebenfalls Überkreuzspiele durchführen, und die Sieger spielen nochmals in Hin- und Rückspiel den letzten verbleibenden Platz aus. Für diese beiden Vereine würde das 22 Spiele bedeuten, für die Verlierer 20.

Wie werden die Absteiger ermittelt?

Zunächst spielen die Mannschaften auf den Plätzen 9 und 10 beider Gruppen über Kreuz in Hin- und Rückspiel. Die beiden Verlierer steigen ab (20 Spiele). Die beiden Sieger spielen gegen die Mannschaften, die in den Gruppen auf Platz 8 gelandet sind, in Hin- und Rückspielen, wobei die Verlierer ebenfalls absteigen. Das wären dann zwischen 20 und 22 Spiele für die beteiligten Mannschaften.

Kreative Ideen gefragt für die Plätze 5-7

Für diese Mannschaften geht es eigentlich um nichts mehr. Keine Abstiegsgefahr, keine Chance auf Europa. Dennoch sollten auch diese Mannschaften noch die Gelegenheit zu zwei bis drei zusätzlichen Spielen bekommen. es wären Hin- und Rückspiele gegen die Mannschaft auf demselben Platz denkbar, wobei der Sieger einen Bonus bekommt, sodass er z.B. mit einer Tordiffderenz von +10 in die kommende Saison startet. Oder es gibt vom Fernsehgeld ein bisschen mehr, was auch immer. Kreative Ideen wären hier also auch gefragt.

Kreative Ideen auch bei EHF und IHF? Ja: Idee 2!

Die große Frage ist, ob es auch bei der EHF oder gar bei der IHF kreative Ideen gibt, wie mit der Situation umgegangen werden kann. Oder genauer: Sind kreative Ideen überhaupt gefragt? Eine, zugegeben recht radikale Idee hätte ich ja: Alle bereits vergebenen Weltmeisterschaften und kontinentalen Meisterschaften werden um ein Jahr verschoben. Danach kann man entscheiden, ob einmal auf eine WM oder EM verzichtet wird, um wieder in den normalen Rhythmus zu kommen.

Ob das mit der IHF oder der EHF zu machen ist? Schwer zu sagen, und ich bezweifle es auch. Doch ich bleibe dabei, dass eine solche Verschiebung durchaus sinnvoll und darüber hinaus eine klare und sinnvolle Entscheidung wäre. Ob es Regressansprüche geben könnte weiß ich nicht natürlich nicht, aber ich denke, diese sollten, wenn sie klug kommuniziert werden, zumindest teilweise aus der Welt zu schaffen sein.

Noch mehr kreative Ideen? Ja: Idee 3!

Eine hätte ich da noch, wobei diese jedoch eine hohe Bereitschaft v.a. der Spieler voraus setzt. Da mein Vorschlag zu weniger Spielen führen würde bedeutet das für alle Vereine geringere Einnahmen. Im Handball stellen diese Einnahmen aber einen hohen Anteil an den Gesamteinnahmen dar. Fehlt dieses Geld, so muss an verschiedenen Stellen gespart werden. Da kommen nun die Spieler mit ins Boot, deren Gehälter sich an dem orientieren müssen, was realistisch darstellbar ist. Das wäre für manchen schmerzhaft, aber notwendig. Wobei die Gehaltseinschnitte ja nicht für alle gleich groß sein müssen. Wenn alle prozentual gleich verzichten, wobei ein noch festzulegendes Minimum nicht unterschritten wird, wäre das jedoch denkbar. Zumindest für mich.

Zum Schluss: Das Wetter

Nein, anders. Was ich noch loswerden wollte hat mit dem Wetter nämlich nichts zu tun. Alle Vorschläge, die ich gemacht habe, sind mehr aus der Hüfte geschossen als ausgiebig durchdacht. Ich wollte mir jedoch nicht nachsagen lassen, Vorschläge wie 3×15 nur abzulehnen, selber aber keine Vorschläge zu haben. Ob meine Ideen gut sind, ob sie realisierbar sind, ob sie zielführend sind, das müssen andere entscheiden. Ihr dürft mir gerne auf Twitter schreiben, was ihr von meinen Ideen haltet. Und ihr dürft eigene Ideen einbringen.

Vielleicht ist dann irgendwann mal DIE Idee schlechthin dabei.