Zukunft ohne Planung bei den Löwen?

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In einem Artikel auf morgenweb.de (Paywall; nach einer Registrierung sind aber fünf Artikel pro Monat kostenlos verfügbar) war gestern zu lesen, wie die personelle Zukunft der Rhein-Neckar Löwen aussehen wird. Was da zu lesen war ist schon ein wenig beunruhigend. Oder doch nicht? Dass die Zukunft der Löwen doch recht nebulös zu sein scheint, ist Grund genug für mich, die Aussagen etwas genauer unter die Lupe zunehme.

Die Fakten

Bereits vor einigen Tagen teilten die Löwen mit, dass die Verträge von Mads Mensah Larsen und Gedeón Guardiola nicht verlängert werden. Beide werden den Verein also zum Ende dieser Saison verlassen. Meine Meinung dazu hatte ich schon vorgestern in einem Blogbeitrag nieder geschrieben. Ebenfalls sicher ist, dass mit dem Schweden Albin Lagergren (SC Magdeburg) ein neuer Spieler für den rechten Rückraum kommen wird. Stand heute würde der Rückraum der Löwen in der kommenden Saison so aussehen:
Rechtshänder – Andy Schmid, Steffen Fäth, Romain Lagarde
Linkshänder – Alexander Petersson, Niklas Kirkeløkke, Albin Lagergren.

Der seidene Faden

Nun hatte ich vorgestern ja vermutet (und erwartet), dass die Löwen zwei Neuzugänge holen werden. In der Gerüchteküche blubbern die Namen Max Darj (KM, Bergischer HC), Lukas Nilsson (RL, THW Kiel) und Fabian Böhm (RL, TSV Hannover-Burgdorf) auf kleiner Flamme vor sich hin, aber im Artikel auf morgenweb.de stand nun, dass die Löwen – Stand heute – keine weiteren Neuzugänge planen.

Etwas, das auch Andy Schmid überraschen dürfte, der in besagtem Artikel so zitiert wird, dass er von Neuzugängen ausgeht, und dass diese bereits feststehen. Oliver Roggisch, der Sportliche Leiter der Löwen, hatte anderes zu vermelden. Kein Stress! Aktuell keine konkreten Verhandlungen! Die sechs oben genannten Spieler bilden den Rückraum in der Saison 2020/21. Nachgelegt wird, wenn sich etwas Interessantes auftun sollte. Ist das die Zukunft der Löwen?

Keine Planung? Unvorstellbar!

Natürlich werden die Löwen einen Plan haben. Es wäre jedenfalls etwas ganz Neues, dass die Löwen völlig planlos voran gehen. Die Frage ist nur: Wie sieht dieser Plan für die Zukunft aus? Wenn es wirklich nur die eben genannten sechs Spieler im Rückraum sind, dann macht mir das Angst. Was, wenn sich einer der Rechtshänder verletzen sollte? Fäth und Lagarde können beide Mitte spielen, aber man hätte keine wirkliche Alternative. Das wäre derart unverantwortlich, den Kader so auf Kante zu nähen, dass ich mir das bei der derzeitigen Führung der Löwen nicht vorstellen kann. Also: Welche Alternativen gibt es?

Zukunft Billiglösung?

Das mag nun despektierlich klingen, aber ich möchte an dieser Stelle klar und deutlich sagen, dass ich nicht das Geringste dagegen einzuwenden hätte, wenn Philipp Ahouansou und Jannis Schneibel die Lösung für die Löwen wären. Ganz im Gegenteil! Zwei deutsche Jugendspieler, die im Rückraum den Sprung in den Profikader der Löwen schaffen, und das nicht nur für belanglose Spiele, sondern als echte Alternativen? Ein Traum! Ja, ein bisschen neidisch bin ich auf die Füchse Berlin, die das mit Fabian Wiede und Paul Drux bereits geschafft haben. Sowas bei den Löwen zu erleben wäre wirklich klasse! Allein … mir fehlt der Glaube.

Ahouansou und Schneibel haben beide tolle Anlagen und jede Menge Talent. Ich sehe beide zu selten, um deren Leistungsstand einigermaßen zuverlässig einschätzen zu können. Derzeit bezweifle ich aber, dass beide die Löwen einigermaßen konstant weiter bringen können. Punktuell ist das sicher möglich, keine Frage. Aber die Löwen brauchen Konstanz. Gut, die hat Romain Lagarde derzeit auch nicht, aber bei ihm weiß man schon ziemlich genau, was er kann. Und er wird wieder dahin kommen, da bin ich mir sicher.

Gibt es vielleicht finanzielle Probleme bei den Löwen, die eine solche Sparlösung erforderlich machen? Kann ich mir eigentlich nicht vorstellen, da Geschäftsführerin Jennifer Kettemann bisher so gar nicht als Geldverbrennerin aufgefallen ist und weil die Löwen in letzter Zeit auch immer wieder neue Sponsoren begrüßt haben.

Zukunft Übergangslösung

Oder sollte man besser Notlösung sagen? Vielleicht greifen die Löwen ein oder zwei Mal zu, jeweils auf Basis eines Einjahresvertrages, weil ab 2021 vielleicht schon zwei Neue fest stehen? Das wäre dann eine Lösung der Marke Lipovina. Kann man machen, ist aber sicher nicht der Idealfall, denn man müsste dann 2021 schon wieder neue Spieler einbauen. Abgesehen davon, dass dann vielleicht noch der eine oder andere Spieler mehr ebenfalls gehen wird. Für mich wäre das keine gute Lösung.

Zukunft Täuschungslösung

Nicht auszuschließen, dass die Löwen doch jemanden an der Hand haben, der in der kommenden Saison zum Team stoßen soll und wird. Es kann ja gut sein, dass der Spieler noch länger als bis zum Juni 2020 bei seinem derzeitigen Verein unter Vertrag steht, und dass die Löwen noch daran arbeiten, eine anstehende Ablösesumme zusammen zu bringen. Die weiter oben erwähnten Max Darj und Lukas Nilsson wären zwei solche Fälle. Vielleicht will man hier keine Wasserstandsmeldungen abgeben, weil das schlechter Stil wäre? Auf so etwas könnte – Spekulatius lässt grüßen! – die Aussage von The Rogg hindeuten, dass es derzeit (!) keine konkreten (!!) Verhandlungen mit Spielern gibt.

Und nun?

Zu den Ambitionen der Löwen würde es nicht passen, wenn die Abgänge von Guardiola und Mensah nicht adäquat kompensiert würden. Das könnte man den Sponsoren, aber auch den Fans nur schwer verkaufen, nachdem es da ganz andere Aussagen gab. Auch gegenüber verdienten Spielern wie Andy Schmid oder Patrick Groetzki wäre das kein gutes Zeichen. Gerade bei Groetzki oder Jannik Kohlbacher, die zuletzt verlängert haben, würde eine solche Entscheidung sicher für ein gewisses Unverständnis sorgen, denn alle wollen mit den Löwen sicher noch Titel gewinnen.

Und es könnten ja sogar zwei Spieler weniger im Kader sein, wenn Tim Ganz den Profikader wieder verlässt und Alexander Petersson, wie von mir vermutet, in der kommenden Saison Backup von Groetzki wird. Unabhängig davon, ob man in der Champions League oder in der European Handball League (so lautet ab 2020/21 der neue Name des EHF-Cups, der zudem auch einen anderen Modus erhält) antritt: Eine solche Dezimierung des Kaders wäre unverantwortlich! Deshalb:

Ihr seid am Zug, Rhein-Neckar Löwen!