Auf und Ab, immer wieder

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Das Auf und Ab im Spiel der Rhein-Neckar Löwen ist diese Saison wahrlich nichts, was mensch noch nie gesehen hat. Es gibt auf der einen Seite ein Auf und Ab innerhalb eines Spiel. Daneben gibt es noch das Auf und Ab über die gesamte Saison betrachtet. Und dann gibt es ein Auf und Ab, das viel zu selten vorkommt. Ja, tatsächlich. Es gibt ein Auf und Ab, das ich mir viel häufiger wünsche würde. Aber dazu später mehr.

Ein Punkt gegen Flensburg

Aktualität geht vor, weshalb ich zunächst ein paar Dinge zum gestrigen 29:29 der Löwen gegen die SG Flensburg-Handewitt loswerden möchte. Auch da gab es ein Auf und Ab. Aber: Das Ganze passierte auf einem richtig hohen Niveau, und die Ausschläge waren deutlich geringer als sonst in der Saison. Insgesamt betrachtet war das für mich ein hervorragendes Handballspiel. Gefühlt relativ wenige technische Fehler auf beiden Seiten (tatsächlich waren es insgesamt 20!), hart geführte Zweikämpfe, die aber nur sehr selten jenseits der Grenze des Erlaubten waren. Viel, viel Tempo war in diesem Spiel drin, wobei die Gäste effektiver und noch konsequenter waren als die Löwen. Unfassbar, was gerade Hampus Wanne in dieser Hinsicht zeigte. Wer sich daran nicht begeistern kann, der hat mit Handball nicht viel am Hut.

Flensburg war aber nie mehr als drei Tore weg (20:23, 43. Minute)). Die Löwen ihrerseits konnten aber auch nie mehr als zwei Tore Vorsprung heraus werfen. Der Hauptgrund dafür stand im Tor der Flensburger. Was Kevin Møller gestern zeigte, war absolute Weltklasse! Eine Quote von über 47% … Respekt! Da konnten die Torhüter der Löwen nicht mithalten. Umso erstaunlicher eigentlich, dass die Löwen immer dran waren. Sie mussten deutlich mehr für ihre Tore arbeiten, taten das aber mit ganz viel Engagement, und mit dem Willen, das Spiel zu gewinnen.

Es reicht (noch) nicht ganz

Auch wenn die Flensburger etliche Spieler nicht dabei hatten, und auch wenn einige nicht in Vollbesitz ihrer Kräfte waren: Die Löwen hatten auch ihre Ausfälle. Ahouansou kurzfristig nicht dabei, Nilsson früh raus, Gensheimer an der Achillessehne operiert, Kohlbacher – so hatte ich das gestern noch gehört – mit Rückenproblemen. Für ein Team, das wie die Löwen in dieser Saison das Selbstverständnis im Spiel verloren hat, bei dem mehrere Spieler viel mit sich selbst kämpfen, ist das eine enorme Hypothek.

Aber: Am Ende reicht es immerhin noch für ein Unentschieden. Erst unmittelbar vor der Schlusssirene traf Golla nach einem Zuckeranspiel von Gottfridsson. In meinen Augen ist das Unentschieden das gerechte Ergebnis für ein phantastisches Handballspiel.

Das Auf und Ab in den Kommentaren

Ich lese ja selten auf Instagram die Kommentare zu Spielen der Löwen. Seit gestern weiß ich wieder, warum. Die ganz große Mehrheit der Kommentare waren wirklich in Ordnung, damit wir uns nicht falsch verstehen. Doch es gibt so manche Kommentare, bei denen ich den Kopf schütteln muss. Sozusagen ein Auf und Ab in einem Kommentar. Da kommt z.B. ein Lob für den tollen Kampf der Löwen, das ich persönlich – wie gesagt meine Meinung! – als etwas vergiftet sehe. Konkret heißt es da:

… die Löwen, die mit tollem Kampf die Fans in der Arena hinter sich gebracht haben. …

Quelle: instagram

Hmmm. Ich glaube, ich habe ein anderes Verständnis davon, was “Fan sein” bedeutet. Mich müssen die Löwen nicht “hinter sich” bringen. Aus meiner Sicht ist es die Aufgabe der Fans, die Mannschaft zu unterstützen, sie anzutreiben, sie aufzubauen, ihr den Rücken zu stärken. Nicht falsch verstehen: Ich behaupte nicht, dass mein Verständnis von “Fan sein” das einzig richtige ist! Was aber, wenn alle Fans darauf warten, bis die Mannschaft gut spielt, um sich dann erst hinter sie zu stellen? Das kann es doch eigentlich auch nicht sein, oder?

Manchmal gibt es gar kein Auf und Ab

Ja, das gibt es auch. Kommentare, bei denen es kein Auf und Ab gibt, sondern nur ein Ab. Da bringt jemand als einzigen Kommentar zu diesem Hammerspiel nur, wie schlecht Juri Knorr war. Ja, Knorr hatte nur 5 Tore bei 14 Würfen. Das ist echt nicht gut. Aber muss man das unbedingt heraus kramen? Muss das unbedingt betont werden? Zumal mit der Frage verbunden, warum Knorr durchspielen durfte? Ja meine Güte, wer hätte den reingehen sollen? Wie oben schon geschrieben gab es keine echte Alternative. Und immerhin hat ja Nilsson auf der linken Rückraumposition angefangen!

Mir geht es hier nicht darum, dass Fans unkritisch sein sollten; auf gar keinen Fall! Kritik ist richtig, Kritik ist wichtig. Und als Fan ist man normalerweise emotional dabei. Da spielt, gerade während und unmittelbar nach dem Spiel, der Verstand nicht unbedingt die erste Geige. Ganz frei davon bin ich ja auch nicht. Dennoch: Es gibt, gerade in der aktuellen Situation der Löwen, anderes, was betont werden sollte. Suchen wir doch mal nach dem Positiven. Nach dem, was das Team weiter bringt. Und nicht immer nach dem Ab beim Auf und Ab.

Das fehlende Auf und Ab

Weg von den zum Glück wirklich wenigen negativen Kommentaren hin zu einem Auf und Ab, das für mein Gefühl viel zu selten kommt. Es ist das Auf und Ab der Sitzplatzzuschauer. Oder eher das Nicht-Auf. Vielleicht ist bei vielen der Gedanke “Ich habe für einen Sitzplatz bezahlt, dann sitze ich auch!” bestimmend? Es gab etliche Situationen, in denen ich mir so sehr gewünscht habe, dass die Zuschauer von sich aus, ohne Aufforderung durch Hallensprecher Kevin Gerwin, aufstehen, wenn es der Mannschaft gut tun würde. Beispiele gefällig? Die Löwen liegen 5:3 vorne, und kurz danach steht es 5:7. Aufstehen, um den Spielern zu zeigen, dass man hinter ihnen steht? Fehlanzeige. 20:23 hinten, kritische Phase. Aufstehen, um den Spielern zu zeigen, dass man hinter ihnen steht? Fehlanzeige.

Später gab es das Auf und Ab dann doch noch, als die Löwen dann 26:24 geführt haben. Das ist in Ordnung. Aber warum nicht öfter? Es würde der Mannschaft helfen, davon bin ich absolut überzeugt! Erwarte ich da zu viel? Mannheim ist nicht Kiel, Flensburg, Magdeburg oder Göppingen. Dort gibt es Traditionen, die sich in Mannheim erst noch entwickeln müssen. Ich würde mir halt nur wünschen, dass es schneller geht. Dass es dieses Auf und Ab in den Sitzplatzblöcken häufiger gibt. Dass die Fans in der SAP Arena ihrer Mannschaft dadurch häufiger zeigen, dass sie hinter ihr stehen.

Ohne, dass die Mannschaft uns Fans hinter sich bringen muss. Sondern einfach nur so.