Ein Schritt nach vorne gegen den HBW

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Wenn du dein Heimspiel mit 37:26 gewinnst ist eigentlich alles gut, oder? Stimmt ja schon irgendwie, doch auch beim gestrigen Auftritt der Rhein-Neckar Löwen gegen den Aufsteiger HBW Balingen-Weilstetten (Spielbericht der Löwen) war nicht alles Gold, was glänzt. Dennoch: Es war ein Schritt nach vorne für die Löwen, auch wenn die Aufzeichnung des Spiels Handball-Anfängern vielleicht lieber nicht in voller Länge gezeigt werden sollte. Warum? Dazu später mehr.

Tschüss, Filip!

So gehört sich das! Nachdem Filip Taleski erst vor wenigen Wochen zum gestrigen Gegner wechselte, bekam er vor dem Spiel seine Verabschiedung durch Geschäftsführerin Jennifer Kettemann. Hatte nur ich dabei das Gefühl, dass Taleski einen Kloß im Hals hatte? Er sah jedenfalls so aus.

Ab geht’s! Na ja, ein bisschen.

Andreas Palicka hatte Rücken, weshalb Can Adanir in den Kader rückte. Alexander Petersson hatte nicht mehr Rücken, war im Kader, kam aber gar nicht zum Einsatz. Zu Beginn im Angriff auf dem Feld waren Uwe Gensheimer, Steffen Fäth, Andy Schmid, Niclas Kirkeløkke, Patrick Groetzki, Jannik Kohlbacher sowie Mikale Appelgren im Tor. Fehlwurf Fäth, Fehlwurf Schmid – doppelte Chance zur Führung verpasst. Doppelwechsel auf Seitend er Löwen. Moment? Doppelwechsel? Ja, tatsächlich. Zum ersten Mal in dieser Saison beorderte Trainer Kristján Andrésson von Beginn an mit Jesper Nielsen und Ilija Abutovic zwei Spieler auf die Platte, die im Angriff nicht spielten. Interessant …

Fehler HBW, Treffer durch Nielsen in der ersten Welle, die Löwen liegen vorne. Appelgren hält, die Löwen mit einem Fehlpass von Schmid auf Kohlbacher. Es sollte nicht der letzte sein. Nicht nur für mich war in der Phase zu wenig Tempo im Spiel der Löwen. Lipovina trifft zum Ausgleich, dann drei Technische Fehler in Serie, Lipovina trifft erneut, und der HBW führte. Na super!

Ein Schritt nach vorne

Ja, die Löwen legten dann etwas zu. Doch noch war das nicht genug. Nach zwei Treffern von Lipovina folgte einer von Taleski zum 3:3. Drei Gegentore, alle durch Ex-Löwen. Ob sich bei denen auch der Reinkind-Effekt bemerkbar macht? Nun, Fäth musste danach raus für Lagarde, anscheinend aber wegen einer leichten Verletzung. Und dann zeigte sich: Ein Schritt nach vorne war das alles noch nicht. Zu viele Fehler auf Seiten der Löwen, nach wie vor zu wenig Tempo und Sicherheit im Spiel.

Hoppla! Andrésson kann auch energisch! habe ich bemerkt, als ich mir eben nochmal die Aufzeichnung angeschaut habe. In der Auszeit beim Stand von 3:4 wurde der Trainer so deutlich, wie ich es von ihm bisher noch nicht erlebt hatte. Gut, zu wissen, dass er auch das kann! Auch das ein Schritt nach vorne! Übrigens: Die Auszeit wirkte, brachte die 5:4 Führung.

Taleski mit dem Kempa

Selten, dass ein gegnerischer Spieler für ein Tor bejubelt wird. Als Taleski einen Kempa verwertet, passierte genau das. Verdient! Taleski war und ist unter den Fans der Löwen sehr beliebt, und ich wünsche ihm nur das Beste! Dass die Löwen danach eine Überzahl wegpassen war ein deutliches Zeichen dafür, dass ein Schritt nach vorne manchmal ganz schön schwer fallen kann.

Jetzt aber!

Aus dem 6:7 machten die Löwen das 7:7, und mit seinem HBL-Tor Nr. 2000 (!) sorgte Gensheimer für das 8:7. Es dürfte eines seiner einfachsten gewesen sein, denn alleine auf das leere Tor des Gegners zuzulaufen ist nun keine echte Herausforderung. Da in der Folge die Abwehr der Löwen immer präsenter wurde und Appelgren noch besser ins Spiel kam, setzten sich die Löwen bis auf 12:7 ab. Dabei ließen sie sich auch durch eine Auszeit der Gäste nicht stoppen.

Uwe, der Rückraum-Shooter

Ja doch, tatsächlich! Gensheimer trifft aus dem Rückraum, von Halblinks. Dass er dem Balinger Torhüter Jensen dabei fast den Scheitel noch breiter gezogen hätte, bleibt eine Randnotiz. Aber, mal ehrlich: Wenn du als Linksaußen in der Kreisliga so ein Ding auf das Tor feuerst faltet dich der Trainer zusammen. Kurz danach war Halbzeit. Das 17:12 war in Ordnung, und nach den üblichen Startschwierigkeiten kam der notwendige Schritt nach vorne bei den Löwen.

Rein in die 2. Halbzeit!

Wieder war es eher ein Stotterstart, den die Löwen hinlegten. Erst in der 34. Minute gelang der erste Löwen-Treffer nach der Pause. Da die Abwehr aber ihren Job weiterhin gut machte und auch Appelgren weiter seine hervorragende Form zeigte fiel das aber nicht ins Gewicht. Gedeón Guardiola kam in der Abwehr für Nielsen ins Spiel, ohne dass es einen Bruch im Spiel gab.

Vorne war das gut, aber nicht immer überzeugend. Deshalb war es auch wenig verwunderlich, dass die Schwaben in der 40. Minute bis auf 21:17 heran kamen. Fäth kam wieder ins Spiel für den dieses Mal eher blassen Lagarde (der wohl in der Woche etwas kränkelte). Wer gar nicht gebracht wurde war Mads Mensah. Keine Ahnung, was mit ihm war. Dringend gebraucht wurde er nicht, aber es war schon ein wenig ungewöhnlich, dass Andrésson die Wechselmöglichkeit nicht nutzte.

Noch ein Schritt nach vorne

Was mir im weiteren Verlauf des Spiels auffiel: Die Löwen zeigten altbekannte, in dieser Saison aber noch recht neue spielerische Qualitäten. Da gab es mehrere sehr schön und clever herausgespielte Tore. Was wirklich auffällig ist: Die Außen sind deutlich mehr ins Spiel eingebunden als in den letzten Jahren. Nicht unbedingt, weil sie außen häufiger frei gespielt würden. Mehr in der Art, dass sie als Einläufer viel aktiver sind.

Anfänger bitte wegschauen!

Wie Uwe Gensheimer dann das 28:18 erzielte sollten sich Anfänger vielleicht besser nicht anschauen. Aus der ersten Welle, eher noch in Rückraumposition, schleudert er das Spielgerät in die Maschen des Balinger Tors. Aber wie! Als Anfänger brichst du dir den Ellenbogen, reißt die sämtliche Bänder im Arm, und zum guten Schluss holst du dir noch einen Anschiss vom Trainer, warum du so blind auf das Tor ballerst.

Dieses Tor war rund 13, 14 Minuten vor dem Ende das Signal, auf den Außenpositionen zu wechseln. Tim Ganz kam für Groetzki, Jerry Tollbring spielte für Gensheimer. Die Löwen machten dann einfach weiter. Ein wenig ließ die Intensität in der Abwehr zwar nach, sodass die letzten neuneinhalb Minuten mit einem 6:6 endeten. Doch vorne gab es noch das eine oder andere Kabinettstückchen zu sehen. Auch das ein Schritt nach vorne für die Löwen.

Genauso wie die Kracher von Fäth und Kirkeløkke aus dem Rückraum. Das Selbstvertrauen bei Fäth scheint da zu sein, und Kirkeløkke findet sich langsam besser ein. Noch eine offensive Variante wurde in der Schlussphase des Spiels getestet: Zwei Kreisläufer, ohne Schmid auf der Platte. Auch das funktionierte passabel. Ein solches Spiel kannst du für derartige Varianten auch gut nutzen.

Dass die Gäste ab und an mit den Schiedsrichtern haderten kann ich nachvollziehen. Mindestens zwei Aktionen der Löwen-Abwehr wurden nicht geahndet, und beide führten zu Gegenstoßtoren der Löwen. Spielentscheidend waren die (Nicht-)Pfiffe nicht. Genauso wenig wie der nicht gegebene Siebenmeter für die Löwen ganz kurz vor Schluss, als ein Wurf von Kohlbacher nicht vom Torhüter, sondern von einem Spieler abgewehrt wurde, der den Ball auf den Rücken bekam. Normal, meint ihr? Ja schon, aber nicht, wenn der Abwehrspieler dabei vor dem Torhüter rüber läuft. Und das etwa 1-2 Meter IM Kreis.

Um das hier klar zu stellen: Die Schiedsrichter machten einen sehr ordentlichen Job. Spielentscheidende Fehler oder Ungleichheiten in der Bewertung von Spielaktionen gab es keine. Passte also insgesamt!

Can can!

Seht es mir nach, aber den konnte ich mir nicht verkneifen. Mikael Appelgren hatte ein klasse Spiel gezeigt, und mit allem gehalten, was man als Torhüter so hat. Arme, Beine, Brust, Kopf, Körpermitte, alles! Als Can Adanir wenige Minuten vor dem Schlusspfiff für Apfel eingewechselt wurde, musste er zunächst ein paar Mal hinter sich greifen. Dann aber eine schöne Parade, und zur Krönung hielt er nach dem Schlusspfiff noch einen Siebenmeter.

Viel zu selten in den kommenden Wochen: Heimspiele der Löwen.

Jetzt wird es hart

Zwei Auswärtsspiele stehen nun auf dem Programm: Magdeburg und Melsungen. Könnte einfacher sein für die Löwen, aber da muss man jetzt halt durch. Ein Schritt nach vorne wäre es, aus den beiden Spielen mindestens drei Punkte zu holen. Auch in Sachen Meisterschaftsrennen könnten solche Punkte Gold wert sein. Nicht zuletzt, weil nach einem Heimspiel gegen Wetzlar nochmal drei Auswärtsspiele folgen. Das ist ein hammerhartes Programm für die Löwen. Ob hier ein Schritt nach vorne gemacht wird? Einer wird vielleicht nicht reichen, aber einer nach vorne wäre immer noch besser als einer zurück.

Wie auch immer die nächsten Spiele ausgehen: Am 02.10. bin ich beim Pokalspiel gegen Göppingen in der SAP Arena. #Loewenlive – immer wieder spannend.