Testspiel gegen Nußloch – Saisonvorbereitung 19/20

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Nur ein einziges Testspiel der Rhein-Neckar Löwen findet zuhause statt. Bzw., es fand schon statt. Gestern Abend ging es gegen den Drittligisten SG Nußloch, und die Löwen gewannen standesgemäß mit 39:20 (16:8). Endlich konnte ich ein Spiel live in der Halle sehen. Da kann man auch schon mal genauer hinschauen.

Das Vorspiel

Es ging sehr früh los. Zu früh für mich, denn wenn du erst um 16:00 Uhr Feierabend und dann noch ca. 35 Minuten mit dem Auto zu fahren hast wird es schnell etwas später. So konnte ich nicht das ganze Vorspiel zweier Inklusionsmannschaften sehen, sondern lediglich den Großteil der 2. Halbzeit. Ich fand das großartig, mit welchem Engagement, mit welcher Fairness und mit wie viel Spaß die Tornados Durlach gegen die Habichte aus Bruchsal antraten.

Wer sich jetzt sagt “Da war doch mal was …”, der hat Recht. Bereits im April 2015 traten die beiden Teams zu einem Vorspiel für die Löwen an. Damals in der SAP Arena vor dem HBL-Spiel gegen den VfL Gummersbach, gestern in Östringen vor dem Testspiel gegen die SG Nußloch.

Nußloch? Da war doch was …

Richtig, in Nußloch spielt ein gewisser Christian Zeitz. Der war gestern mit von der Partie. Er wirkte auf mich fitter und austrainierter als in der letzten Saison. Immer noch mit einem knallharten Wurf ausgestattet konnte er gegen die Löwen jedoch nur wenige Akzente setzen. Vor dem Spiel aber wurde er von Badischen Handball-Verband geehrt. Genau wie “Konny”, der Mann für alle Fälle bei den Löwen. Und jetzt zum Spiel …

Die Abwehr – Der Mittelblock

Verbessert gegenüber dem Spiel beim HSC Suhr Aarau, wie ich finde, präsentierte sich der Mittelblock der Löwen. Wobei es dabei eine Einschränkung gibt. Vor etwas mehr als einer Woche kritisierte ich, dass zu oft Anspiele an den Kreis durch kommen. Das hat sich nicht geändert, leider. Ich habe jetzt nicht nachgezählt, aber von den 20 Toren der SGN kamen mindestens fünf durch Anspiele an den Kreis zustande. So ganz klappte also auch in diesem Testspiel die Abstimmung noch nicht.

Die Abwehr – Mittelblock erneut mit französischer Note

Wieder wurde Romain Lagarde im Mittelblock eingesetzt, dieses Mal sogar von Anfang an mit Ilija Abutovic. Das sah insgesamt schon besser aus (Ausnahme: s.o.). Die Dynamik von Lagarde in der ersten Welle blitzte im Testspiel gegen Nußloch aber nicht ganz so oft auf.

Nach wie vor agieren die Löwen ausschließlich aus einer 6-0-Abwehr heraus. Diese ist jedoch unterschiedlich aggressiv. Sie kann eher flensburgerisch defensiv spielen oder eher mit deutlicherem Heraustreten. Mittlerweile bin ich fast schon davon überzeugt, dass Kristjan Andresson die 5-1 (oder eine 3-2-1) nur ganz langsam und behutsam einführen wird. Wenn überhaupt!

Der Angriff – Ohne Schmid geht’s (im Testspiel) auch

Gut, es war jetzt nur ein Testspiel, und das nur gegen einen Drittligisten. Dennoch gab es im Angriff auch ohne den leicht angeschlagenen Andy Schmid einige gute Szenen zu sehen. Mads Mensah spielte die meiste Zeit auf Rückraum Mitte und machte seine Sache sehr ordentlich. Dass er in der 2. Halbzeit drei Siebenmeter (bei drei Versuchen) eiskalt verwandelte sei am Rande noch erwähnt. Dass ab und an auch Niclas Kirkeløkke auf der Mitte auftauchte hat meiner Meinung nach nicht allzu viel zu sagen. Ist wie bei Schmid: Mensah begann den Angriff auf Halb und wechselte dann auf die Mitte. Eine leicht steigende Tendenz bei Mensah scheint es auch zu geben.

Der Angriff – Die Halbpositionen

Neues Testspiel, neue Startformation. Petersson war genauso angeschlagen wie Schmid und spielte daher gar nicht. Kirkeløkke spielte dafür sehr viel und zeigte, dass er ein ganz wertvoller Teil der Löwenmannschaft sein kann. Von den ersten 12 Toren der Löwen erzielte er zwar nur eines selbst, aber zu vier Treffern leistete er mit einem sauberen Pass die Vorarbeit. Auch was die erste Welle anging fand ich Kirkeløkke dieses Mal dynamische rund überzeugender als Lagarde.

Im weiteren Verlauf ging Kirkeløkke in der Abwehr raus und spielte dann nur noch im Angriff. In der zweiten Halbzeit kam gegen Ende Patrick Groetzki etwas Einsatzzeit auf Rückraum rechts, ehe dann Filip Taleski als dritter Rechtshänder im Rückraum agierte.

Im linken Rückraum begann wie bereits geschrieben Romain Lagarde. Einige kluge Anspiele, aber kein Tor, so lautet seine Bilanz in diesem Testspiel. Steffen Fäth kam später und erzielte einige sehr schöne Treffer aus der Distanz. So hilft er den Löwen tatsächlich weiter. Mit ihm und Kirkeløkke haben die Löwen auf den Halbpositionen endlich Spieler, die für den Gegner eine ernsthafte Bedrohung aus dem Rückraum darstellen.

Der Angriff – Die Außenpositionen

Fangen wir bei diesem Testspiel auf der rechten Seite an. Groetzki mit einer tadellosen Leistung (außer einem verworfenen Siebenmeter), Tim Ganz ebenfalls mit nur einem Fehlwurf aber mit insgesamt sechs Toren (davon in der zweiten Halbzeit mal drei hintereinander). Ein toller Gegenstoßspieler. Ja, er muss noch lernen, und ich sehe ihn noch nicht als Stammspieler oder als ernste Bedrohung der Position von Groetzki. Aber das war gestern eine gute Leistung und für mich eine Verbesserung gegenüber dem Spiel in Aarau.

Links war Taleski die Nummer 1. Gensheimer und Tollbring waren leicht angeschlagen und wurden geschont. Taleski machte seine Sache recht ordentlich, aber er ist nun mal kein Linksaußen. Es wird so langsam Zeit, dass Gensheimer ein Testspiel mitmachen kann. Gerade in Sachen Tempogegenstoß wäre das schon hilfreich. Später und auch einige Zeit in der zweiten Halbzeit kam Maximilian Kessler aus der 2. Mannschaft. Er machte seine Sache sehr ordentlich; steuerte sogar zwei Treffer bei.

Der Angriff – Die Kreisläufer

Jannik Kohlbacher wartete erneut mit einer starken Leistung auf. Sechs Tore, den einen oder anderen Siebenmeter erzwungen, immer gefährlich, auch im Tempogegenstoß. Großartig, was er auf die Platte bringt! Liebe Löwen, bitte verlängert rechtzeitig mit ihm, damit keiner der ganz großen Klubs ihn abwerben kann. Jesper Nielsen vorne gewohnt treffsicher und eine gute Alternative zu Kohlbacher, wenn der mal eine Pause braucht.

Das Testspiel – Der Gesamteindruck

Bereits nach dem Testspiel in Aarau hatte ich geschrieben, dass meiner Meinung nach noch (verständliche) Timingprobleme bestehen. Die gibt es immer noch, keine Frage, Dass sich die Mannschaft aber auch ohne Andy Schmid durchaus zu helfen weiß ist eine positive Erkenntnis des Spiels gegen Nußloch. Genau wie die Tatsache, dass Kirkeløkke die erste Welle durchaus passabel initiieren kann. Dass er darüber hinaus dieses Mal deutlich mehr Zug zum Tor hatte als letzte Woche ist ein gutes Zeichen.

Wirklich Neues im Angriffsspiel, im Sinne von “Das hat es unter Jacobsen nicht gegeben”, habe ich nicht erkennen können. Allerdings habe ich das Gefühl, dass die einfachen und vor allem die doppelten Kreuzungen mit mehr Tempo gespielt werden. Dass die Löwen nun mit einem anscheinend gesunden und fitten Fäth sowie mit Kirkeløkke von beiden Halbpositionen Gefahr aus der Distanz ausstrahlen, ist jedoch schon eine Veränderung zu den letzten Jahren. Da waren diese Kreuzungen fast ausschließlich die Vorbereitung zu einem Pass an den Kreis oder auf Außen (das gibt es immer noch) oder auch für einen Durchbruch (der ebenfalls nicht abgeschafft wurde).

Vor rund einer Woche hatte ich geschrieben, dass eine zweite Abwehrformation noch implementiert werden muss. Dazu stehe ich, denn meiner Meinung nach muss eine Top-Mannschaft heutzutage mehr als eine Formation beherrschen. Der THW macht das z.B. oft sehr gut. Der Wechsel von der 6-0 zu einer 3-2-1 kann jedem Gegner des THW echt weh tun. Das würde ich mir für die Löwen eben auch wünschen. Aber: Sollte die 6-0 in ihren unterschiedlichen Interpretationen funktionieren, so wird das 95% der Löwen-Gegner schon ausreichend beschäftigen.

Noch ein Wort zu den Flamingos …

… oder, wie manche auch sagen, zu den Torhütern. Appelgren am Anfang sehr stark, und er bot eine überzeugende Leistung. Palicka agierte ein, zwei Mal ein bisschen unglücklich. Er hatte außerdem mit einer Abwehr zu kämpfen, die in der zweiten Halbzeit (in der er spielte) phasenweise nicht mehr ganz so aktiv/aggressiv war wie vor dem Seitenwechsel. Dennoch war das ein gutes Testspiel von Palicka, der zusammen mit Appelgren erneut ein starkes Gespann bilden wird.

Bald wird es Ernst. Und am 25.08. sind wir in Ludwigshafen beim Saisonstart in der LiquiMoly HBL dabei; Anfahrt mit der Sonder-Straßenbahn inklusive!

Es kribbelt mehr und mehr …