Handballpapasamstag – Chronologie eines Spieltags

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Lange war es hier ruhig, wofür es mehrere Gründe gibt. Jobmäßig war mehr zu tun, das Amt als Pressewart der Handballabteilung erforderte einiges an Zeit, und dann waren da noch die unzähligen Auswärtsspiele der Löwen, die ich mangels Sky nicht sehen kann. Von daher gab es nicht allzu viel zu berichten. Dafür gibt es heute mal eine persönlichere Geschichte, die mit den Löwen nichts zu tun hat. Es geht um einen fast schon typischen Handballpapasamstag, den viele andere Eltern in etwa so immer wieder erleben. Dazu sagen muss ich, dass ich normalerweise nicht alleine mit den Kids unterwegs bin. Meine bessere Hälfte hatte aber anderes zu tun, sodass ich an diesem speziellen Samstag alleine mit in der Halle war.

Der Handballpapasamstag begann damit, dass meine Tochter ein C-Jugend-Spiel in Walldorf hatte. Um 12 Uhr fuhren wir los, machten aber einen kurzen Stop in “unserer” Halle. Dort lief ein Handball-Schnupper-Trainings-Tag für Kids. Als Pressewart wollte ich kurz vorbei schauen und ein, zwei Bilder machen für einen Artikel auf unserer Website und für das örtliche Mitteilungsblatt. Das Timing war perfekt! Allerdings nur dann, wenn ich ein Bild einer wilden Horde Kinder machen wollte, die gerade eine Pause einlegt. Das war aber nun nicht mein Anliegen, weshalb ich mich mit meiner Tochter recht schnell wieder verzog.

Meine Tochter gab dann im Navi – ausgewählt war “schnellste Strecke” – die erste Adresse ein. Ab nach Heidelberg, auf die Autobahn, und dann nach Walldorf. Fahrtstrecke bis dahin: knapp 38 km. Angekommen an der Halle erinnerte ich mich daran, dass ich hier schon mal war.  Genauer gesagt: schon zwei Mal. Einmal, als ich noch Volleyball spielte (da waren wir in der Halle schräg gegenüber), und einmal, als der Große noch klein war und bei der Talentiade mitmachte. Nun denn, ein entspanntes Spiel lag vor uns, denn das Hinspiel hatte die Mannschaft meiner Tochter mich 28 Toren Unterschied gewonnen, und heute würde ich den Handballpapasamstag in aller Ruhe auf der Tribüne beginnen können.

Ähh … also … nö …

Zunächst wurde jemand gesucht, der das verantwortungsvolle Amt des Sekretärs übernimmt. Da “der übliche Verdächtige” heute nicht konnte erklärte ich mich bereit, den Laptop zu bedienen. Entspannt auf der Tribüne war damit gestrichen. Aber gut, so schlimm ist es als Sekretär auch nicht. Auch dann nicht, wenn du direkt an der Seitenlinie sitzt, mit dem Tisch neben dir, weil unmittelbar vor dir die Seitenlinie ist. Wie auch immer: Spiel beginnt, noch etwas holprig, dann setzt sich die Mannschaft meiner Tochter etwas ab, alles geht seinen Lauf.

Ähh … also … nö …

Dann doch nicht so richtig. Die Heimmannschaft holt Tor um Tor auf, die eigene Mannschaft verkrampft, würgt sich halb was ab, verzettelt sich in fruchtlosen Einzelaktionen. Da kriegst du schon schwitzige Hände. In der zweiten Halbzeit gar ein Rückstand – unfassbar! Dann kommt doch noch eine gute Schlussphase., in der die eigene Tochter sich ein Herz fasst, ein Tor erzielen will und es auch tatsächlich schafft! Das passiert nur alle paar Spiele, von daher erstmals an diesem Handballpapasamstag Jubel, Trubel, Heiterkeit, und am Ende ein 19:15 Erfolg der Mannschaft meiner Tochter.

Kurzer Blick auf die Uhr … WAAAAAAAAAAAH! Schon 15:01 Uhr! In 29 Minuten beginnt das B-Jugend-Spiel des Großen, und wir haben noch etliche Kilometer vor uns. Kurze Ansage an die Tochter: “Deo statt Dusche!”, und dann ab ins Auto, nach Heidelberg. Adresse ins Navi eingegeben, natürlich wieder “schnellste Strecke”. Navi sagt: 23 Minuten. Uhrzeit: 15:07. Also Ankunft genau zu Spielbeginn? Neeneenee, das muss schneller gehen. 17 km später steht die Uhr auf 15:26. Jetzt nur noch die richtige Halle finden. Zum Glück sind wir nicht zum ersten Mal hier, was die Suche erleichtert. Rein in die Halle, und … alles noch recht locker. Noch stehen die Mannschaften nicht auf dem Feld, und ich kann in der App auf dem Smartphone noch schnell die gegnerische Mannschaft anlegen. Warum? Für die B-Jugend führe ich (mehr oder minder für mich privat) eine genauere Statistik. Da gehen dann nicht nur Tore, Karten und Zeitstrafen ein, sondern auch Wurfversuche, Wurfposition und wo der Ball ins Tor ging bzw. wo der Torwart den Ball abwehren konnte. Wie dem auch sei: alles noch rechtzeitig erledigt, sodass ich sogar noch vor Spielbeginn die Jacke ausziehen konnte.

Der Plan war, diesen Teil Handballpapasamstag auf der Tribüne zu verbringen und entspannt die Statistiken der B-Jugend einzugeben. Als Tabellenführer angereist, die Gastgeber eher im unteren Mittelfeld der Tabelle, da brennt nichts an. Und: Es brannte tatsächlich nichts an! Zwar tat sich die B-Jugend zu Beginn ein wenig schwer, konnte den Vorsprung dann aber bereits vor der Pause auf 10 Tore schrauben. Interessant, dass bei den Gegnern ein Beidhänder mitspielte. Pässe mit rechts, Siebenmeter mit rechts, sonstige Würfe auf’s Tor mal mit rechts, mal mit links. Hatte ich bis dahin auch noch nicht gesehen. Ihr?

Die Geschichte der zweiten Halbzeit ist schnell erzählt. Die Überlegenheit  unserer B-Jugend wurde immer deutlicher, genau wie das Ergebnis. Eine gute Gelegenheit, die drei, vier Spieler, die später noch in der A-Jugend spielen sollten, für längere Phasen zu schonen.  So ging der Handballpapasamstag wirklich ruhig und entspannt mit einem klaren 41:18 Auswärtssieg weiter, ehe es dann hieß: Sattelt das Auto, ab nach Mannheim!

Es war klar, dass das nun der schwerste Brocken des Tages wird. Wenn du beim ungeschlagenen Tabellenführer antreten musst, der im Schnitt knapp über 40 Tore pro Spiel erzielt, dann ist das schon nicht allzu ermutigend. Wenn dann noch einige A-Jugend-Spieler etwas anderes vorhaben, und der eine oder andere B-Jugend-Spieler warum auch immer nicht (mehr) in der A-Jugend aushelfen will, dann wird’s doppelt schwer für diejenigen, die am Start sind. Keine guten Voraussetzungen also, um nach den nächsten 30 km auf Landstraße, Autobahn und innerorts anzutreten. So waren es dann acht aufrechte Spieler, davon vier, die zuvor das Spiel der B-Jugend mitgemacht hatten, die sich dem Tabellenführer entgegen stellten. Ist wohl das Los kleiner Vereine, die eine Jugendarbeit erst aufbauen, dass es ohne Aushilfe in älteren Mannschaften nicht geht. Aber wir arbeiten daran, dass mehr Kinder zum Handball kommen!

Ich hatte jetzt so langsam, aber sicher etwas Hunger. Kurz checken, was so angeboten wird, und dann die spontane Entscheidung für eine Feuerwurst. War ok. Kein Feinschmeckerhighlight an diesem Handballpapasamstag, aber gegen den Hunger half es. Schließlich war das Mittagessen ausgefallen, und das Frühstück lag auch schon länger zurück. Konnte also los gehen mit dem Spiel.

Ich versuche, es kurz zu machen. Was die acht Aufrechten im Trikot unserer A-Jugend boten war aller Ehren wert! Es wurde gekämpft um jeden Ball, vorne wurde alles versucht, und besonders die B-Jugend-Spieler mobilisierten die noch vorhandenen Kräfte. Bis zum 13:10 für die Gastgeber blieb es eng, ehe die Kräfte dann eben zu schwinden begannen. Junge, Junge, waren die Jungs am Ende platt! Am Schluss stand ein 40:24 für die Gastgeber auf der Anzeigetafel, aber alle mitgereisten Eltern und Geschwister waren hochzufrieden und zollten den Jungs den Applaus, den diese sich für ihren aufopferungsvollen Kampf verdient hatten.

Im Auto ließ dann der Große ein “Ich mache heute nix mehr!” verlauten. Gut, Essen natürlich! Wir haben da eine Anlaufstelle, bei der wir ab und an nicht einfach so vorbei kommen. Ortsansässige werden es kennen, das “Mandy’s” in Heidelberg. Aber: Alle Parkplätze besetzt! Hmpf, das war jetzt nicht so der Plan. Glücklicherweise gibt es einen Drive-In-Schalter. Den hatte ich zwar noch nie genutzt, aber es gibt immer ein erstes Mal. Nun denn, alles bestellen, auch für meine bessere Hälfte, warten, Essen bekommen, bezahlen, losfahren. Rund 25 Minuten waren es bis nach Hause, mit dem Duft der Burger, der das Auto mehr und mehr erfüllte. Und das, wenn man Hunger hat! Leute, das ist nicht einfach!

Von Mannheim bis nach Hause, inklusive Umweg über das Mandy’s, waren es nochmal ca. 45 km. Insgesamt waren es also rund 130 km, die unser Auto an diesem Handballpapasamstag innerhalb von rund neun Stunden bewegt wurde. Für manche, deren Kinder in höheren Klassen spielen, mag das wenig sein. Wenn die Kiddies aber beide in der Bezirksliga spielen, dann sind das nicht wenige Kilometer. Aber auf die Gesamtkilometer kommt es ja auch gar nicht an. Das machen hunderte, tausende Mamas und Papas an jedem Wochenende.

Was tut man nicht alles für die lieben Kleinen!