Vor einem Jahr in Mannheim

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Ein Jahr ist es nun her, dass die Rhein-Neckar Löwen den Meistertitel geholt haben. Gestern hatte ich geschildert, wie dieser “Tag der Tage” für meinen Sohn und mich ablief. Das heißt: so ganz hatte ich das nicht geschildert. Aufgehört hatte ich mit den unmittelbaren Momenten nach dem Schlusspfiff des Spiels in Lübbecke. Wie es dort und später in Mannheim weiter ging bin ich euch noch schuldig.

Diese unbegreiflich überwältigende Glückseligkeit nach dem Schlusspfiff. Hammer! Dann erstmal weiter feiern auf der Tribüne. Kollektives Ausrasten, Klatschen, Singen, Schreien war angesagt. Dass die Kreissporthalle in Lübbecke noch steht grenzt an ein Wunder. Die Spieler feiert unten auf der Platte mit den Trainern und Betreuern, und langsam aber sicher wurde die kleine Bühne aufgebaut, auf die die neuen Meister sollten, um die Schale aus den Händen von HBL-Präsident Uwe Schwenker entgegen zu nehmen. Fragt mich nicht nach der Uhrzeit, wann es soweit war, aber als Uwe Gensheimer die Schale bekam und in die Höhe reckte entlud sich bei uns mitgereisten Fans die Anspannung der Tage und Stunden davor. Die ganzen letzten Jahre, mit all ihren vergeblichen Hoffnungen, mit all den irrwitzigen Entwicklungen im Verein – ich sage nur: Perlenkasper – und die ganzen Enttäuschungen wie im Jahr zuvor in Gummersbach, all der Spott und die abwertenden Kommentare, die man als Löwenfan immer wieder zu lesen und zu hören bekam, dieses “Ihr gewinnt ja doch nix!”, all das war weg. Alles vorbei. Das alles fiel einfach so ab. Zumindest bei mir war das so, aber ich bin sicher, das ging vielen anderen ähnlich.

Irgendwann durften wir Fans auch auf die Platte. Was für ein Durcheinander! Überall sprangen feiernde Fans umher, die Spieler mittendrin, völlig aus dem Häuschen, wildfremde Menschen fielen sich schweißgebadet und vor Glück strahlend um den Hals. Es war heiß, noch heißer als zuvor, es war laut, es war ein Tohuwabohu. Anders gesagt: es war geil! Dass es Anett Sattler schaffte, in dieser riesigen Jubetraube noch ordentliche Interviews für Sport 1 durchzuführen – Respekt!

Jubeln und Feiern ist ja schön, aber auf uns warteten noch 450 km Rückweg. Die Mannschaft, soviel wussten wir, würde sich demnächst schon auf den Weg zum Flughafen machen, um nach Mannheim zu fliegen. Wir hatten auch für dieses Event Karten und wollten auch noch dorthin. Natürlich so rechtzeitig, dass noch was los ist im Friedrichspark, dass wir die Mannschaft dort nochmal feiern konnten. Also: ab nach draußen, auf dem Weg noch eine Frei-Cola getrunken – Danke, nicht nur deswegen, für die Gastfreundschaft nach Lübbecke! – noch ein kurzes Schwätzchen mit einem Lübbecke-Fan gehalten, der nicht unerfreut war, dass Flensburg-Handewitt nicht Meister wurde – da war doch mal was … – und dann ab ins Auto. Übrigens, Anja und Nadine, jetzt kann ich es ja sagen: wir haben uns an eure Anweisung gehalten, vorsichtig zu fahren! Also, meistens jedenfalls …

Die Fahrt bis zur Autobahn war dann wieder lustig. Da war ja diese Baustelle, die wir von der Hinfahrt kannten und wenige Stunden später immer noch da war. Dieses Mal aber hatte ich den Eindruck, dass wir zielführender darum herum kamen und uns bald auf der Autobahn wiederfanden. Tempo 140 als Normaltempo war machbar, denn es war nicht allzu viel los. Auch wettertechnisch war alles bestens. bis wir dann vom Taunus runter einen Blick in Richtung Frankfurt am Main bekamen. Mein lieber Schieber, das sah gleichermaßen imposant und bedrohlich gleichermaßen aus. Tiefschwarzer Himmel über Frankfurt, dachten wir, stellten dann aber fest, dass das eher hinter Frankfurt war. Es wurde zusehends dunkler, Blitze zuckten teilweise sekundenlang über den Himmel und wir befürchteten schon, in ein schlimmeres Unwetter zu geraten. Da dann plötzlich der Gedanke: Ach du Sch?6%$! Die Mannschaft fliegt ja durch dieses Unwetter! Hoffentlich geht alles gut!

Je näher wir an Mannheim waren desto dunkler und windiger wurde es. Regen fiel nicht allzu viel, was das Fahren durchaus erträglich machte. Über Telefon gab meine Frau durch, dass sie auf dem Weg zum Friedrichspark mit einigen anderen Leuten in der Unibibliothek Mannheim gestrandet war. Sie kamen nicht weiter, weil es draußen heftig blitzte und donnerte und weil ein Wolkenbruch nieder ging. Eieiei, so ein sonniger Tag in Lübbecke, und dann sowas!

Schlussendlich waren auch mein Sohn und ich in Mannheim. Das Parkhaus, das wir ansteuerten, war leider voll belegt, sodass wir uns ein anderes suchen mussten. Auf dem Weg dorthin habe ich dann ein anderes Auto geschnitten, was mir der andere Fahre mittels Hupen klar machte. Ein nachträgliches Sorry an den anderen Fahrer! Knappe 14 Stunden unterwegs, gut 900 km gefahren, in der Halle gestanden und ordentlich gefeiert – ohne Alkohol natürlich! – das hatte Spuren hinterlassen. Ging aber gut, wie praktisch alles an dem Tag. Wir fanden ein anderes Parkhaus, und als wir durch das Gewitter am Friedrichspark ankamen war meine Frau bereits dort. Die Löwen auch, was wir kurz vorher erfahren hatten, und was uns sehr beruhigte.

Ticket für das Saisonfinale 2015/16 in Mannheim

Ticketl für das Saisonfinale 2015/16 im Friedrichspark Mannheim

Die Mannschaft war auf der Bühne, als wir in die Halle kamen, und hier in Mannheim wurde genauso laut und ausgelassen gefeiert wie zuvor in Lübbecke. Ich will euch gar nicht mit Einzelheiten langweilen wie den unzähligen Bierduschen, die alle ab bekamen, die auf der Bühne waren, mit den Gesängen und Sprechchören, die immer wieder aufkamen, aber eins muss ich loswerden. Wie Alexander Petersson abgefeiert hat ist unbeschreiblich! Ich gebe zu, dass ich sowieso ein ganz großer Fan von ihm bin, weil mir seine Einstellung auf und neben der Platte unglaublich imponiert. Ihn so völlig losgelöst zu erleben – herrlich! Dass wahrscheinlich alle Spieler einen Alkoholpegel hatten, der jedes Messgerät an und über seine Grenzen gebracht hätte – es sei ihnen allen gegönnt! Für mich als Fan der Löwen ging ein Traum in Erfüllung. Wie muss es da erst den Spielern gegangen sein? Vor allem den Spielern, die in den zwei Jahren zuvor so knapp dran waren an der Meisterschale? Diese Bilder aus Gummersbach, die sich in meinen Erinnerungen eingebrannt hatten, sind nicht weg. Aber sie werden überstrahlt durch diesen Meistertitel.

Nun denn, auch die Feier im Friedrichspark ging irgendwann zu Ende und wir machten uns zu dritt auf den Heimweg. Nachdem ich das Auto in der Garage abgestellt hatte war kurz Zeit für eine Bilanz:

  • rund 17 Stunden unterwegs
  • stundenlang vor und v.a. in der Halle in Lübbecke gestanden
  • in Mannheim längere Zeit gestanden
  • knapp 1000 km mehr auf dem Tacho
  • ein paar Euro fuffzich weniger im Geldbeutel
  • fix und alle von dem Tag

Ob sich das gelohnt hat? Meine Antwort: Deutscher Meister, Deutscher Meister, Hey! Hey!

Noch Fragen?

Ein kurzer Hinweis: Wie bereits gestern geschrieben gibt es meinen Senf zum zweiten Deutschen Meistertitel – ich muss mir immer wieder sagen, dass das wahr ist, sonst glaube ich das noch nicht – gibt es aller Voraussicht nach in der nächsten Woche, wenn die Saison gelaufen ist.