Vom Jäger zum Gejagten – Frohe Ostern!

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So schnell kann das gehen. Da gehen die Löwen als Zweitplatzierter der DKB HBL in das Osterwochenende und erobern am Ostersamstag die Tabellenführung und der THW Kiel verliert in Lemgo. Als Löwen-Fan denkst du “Ja ist denn heut’ schon Weihnachten, pardon, Ostern”? Dann der Ostersonntag. Die SG-Flensburg-Handewitt zu Gast in Berlin. Schwieriges Spiel, ganz sicher, aber Flensburg ist diese Saison so souverän, dass sie das wuppen werden. Aber sie wuppten es nicht. Du reibst dir am TV verwundert die Augen, v.a. als die Füchse Mitte der zweiten Halbzeit einen Vorsprung sehr zackig aus der Hand gaben, nur, um dann doch nochmal zurück zu kommen. Und dann: Abpfiff in Berlin. #loewenauf1.

Und nun mal der Reihe nach.  Der THW Kiel spielte am Samstag bei TBV Lemgo. Ein Champions League Viertelfinalist und frisch gebackener DHB-Pokalsieger zu Gast bei einem Abstiegskandidaten. Klare Sache eigentlich. Eigentlich. Der THW noch in Feierlaune? Oder, das ist meine Vermutung, nach der Kraftanstrengung vom Final-4-Wochenende in Hamburg einfach ausgelaugt, zumal auch ohne Domagoj Duvnjak. Da ich kein DAZN-Abo habe musste ich ohne Bewegtbilder auskommen. Am Ticker zu sehen, wie das Spiel lange recht ausgeglichen ist und der TBV sich dann absetzen kann war schon ein seltsames Gefühl. Ich rechnete ja dauernd damit, dass der TBV einbricht, dass der THW wieder in die Spur findet. Aber nein, der THW verliert. Irre! Klar, die Löwen hatten vorher schon drei Punkte Vorsprung auf den THW, aber zwei weitere Punkte Abstand können nicht schaden. Der 2. Platz in der Tabelle scheint damit sicherer zu sein.

Noch während das Spiel in Lemgo lief legten die Löwen in Göppingen los. Ich konnte es umständehalber nicht sehen, aber die Zwischenstände im Ticker waren schnell beruhigend. Mittlerweile bin ich dabei, mir das Spiel der Löwen anzuschauen, und was ich von der ersten Halbzeit bisher gesehen habe gefällt mir außerordentlich. Was auch gegen Göppingen Wirkung zeigte war der Einsatz von Andy Schmid in der Abwehr. OK, das hört sich jetzt im ersten Moment vielleicht völlig schräg an. Schmid in der Abwehr zeigt eigentlich nicht selten eher Wirkung für den Gegner. Schmid spielte bereits in der zweiten Halbzeit gegen Gummersbach in der Abwehr auf Rechtsaußen. Das machte er gar nicht schlecht, und vor allem war er dann direkt auf der Platte, wenn der Ball erobert wurde. Diese Maßnahme brachte erheblich mehr Tempo und Struktur in die erste Welle. Auch in Göppingen hatte ich den Eindruck, dass diese taktische Maßnahme mit entscheidend war für den 19:9-Halbzeitstand. Überragend! Überragend ist auch das Stichwort, das mir zur Leistung von Mikael Appelgren einfällt. Was hat der am Samstag alles gehalten! Großartig, und natürlich enorm wichtig, solange Andreas Palicka noch verletzungsbedingt ausfällt. Dass es im Lauf der zweiten Halbzeit nochmal enger wurde ist wohl dem Umstand geschuldet, dass die Löwen es nach dem 25:15 (etwas zu) ruhig und lässig angehen ließen. Ich habe letztlich aber kein Problem damit, denn im Kampf um die Meisterschaft wird es sowieso nur über die Punkte gehen. Dazu ist die Tordifferenz der Flensburger einfach zu gut. Übrigens: Schmid spielte in der zweiten Halbzeit in der Abwehr dann entsprechend auf Linksaußen, ersetzte dort Sigurdsson.

Womit wir bei der SG wären. Das Spiel bei den Füchsen Berlin war eine Werbung für den Handballsport. Zwei Mannschaft begegneten sich auf Augenhöhe, spielten hart, aber nicht brutal, schenkten sich nichts und beide wollten den Sieg unbedingt. Darüber hinaus war auch das Niveau der Begegnung ziemlich hoch. Tolle Anspiele, schöne Tore, überraschende Anspiele, irre Torhüterleistungen, und ein Spiel, das einer Achterbahnfahrt glich, Als die SG einen Zwei-Tore-Rückstand Mitte der zweiten Halbzeit in einen Zwei-Tore-Vorsprung drehte dachte ich, die SG würde sich nun absetzen. Weit gefehlt! Die Füchse kamen wieder ran, kämpften um jeden Ball. Heinevetter steigerte sich im Tor der Füchse nochmals, und Petar Nenadic … nun ja, Nenadic ist Nenadic. Weiß er eigentlich immer selbst, was er macht? Ich glaube nicht. Die Gegenspieler wussten es jedenfalls nicht allzu oft. Und am Schluss war es dann ein 34:32 für die Füchse Berlin. Gratulation auch auf diesem Weg. 32 Tore gegen die Flensburger Mauer – das ist schon eine Hausnummer.

Was heißt das nun für die noch verbleibenden Spiele in der DKB HBL? Nun, zunächst einmal darf der Hashtag #loewenauf1 wieder ausgemottet werden. Hat sich durch die Ergebnisse des Osterwochenendes aber wirklich etwas geändert, was den Kampf um die Meisterschaft angeht? Bis zum Ostersonntag war klar, dass die Löwen, um Meister zu werden, jedes Spiel gewinnen müssen. Nun genügt den Löwen eigentlich ein Unentschieden in Flensburg, um dennoch Meister zu werden. Wenn alle anderen Spiele gewonnen werden, natürlich! Im Handball auf Unentschieden zu spielen ist jedoch bedeutend schwieriger als im Fußball. Von daher hat sich nicht wirklich etwas geändert. Für die SG gilt das alles entsprechend umgekehrt. Alle Spiele gewinnen und Unentschieden gegen die Löwen, so war der Plan unter der Voraussetzung, dass die Löwen alle anderen Spiele gewinnen. Nun muss Flensburg jedes Spiel gewinnen. Ein Unentschieden gegen die Löwen reicht nicht, wenn diese ansonsten alle Spiele gewinnen. Die Saison bleibt also spannend.