Nach dem Minden-Spiel: Ein Arbeitssieg, mehr nicht

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Vorab: Die Löwen haben zwei Punkte mehr auf ihrem Konto und sie haben mit sechs Toren Vorsprung gewonnen. So in etwa hatte ich mir das ja auch gestern gewünscht. Aber war das alles so, wie gewünscht? Nein, ganz und gar nicht. Ich hatte ja mehr darauf gehofft, dass die Löwen das Spiel gegen GWD Minden sicher und souverän nach Hause bringen. Nix war’s. Ein Arbeitssieg, ja, aber mehr auch nicht. Und das noch dazu mit einigen erschreckenden Schwächen, v.a. in der ersten Halbzeit.

Los ging es ja ganz gut. Nach einem ersten Fehlwurf von Andy Schmid rollte der Löwen-Express und schnell stand es 3:0. Sauber, dachte ich, nun noch ein wenig nachlegen und die Sache ist geritzt. Pustekuchen; nix war es mit Nachlegen. Meine Güte, wie hasse ich es, mich immer wiederholen zu müssen! Aber die Abschlussschwäche, die schon in den letzten Spielen graue Haare verursachte, trat wieder deutlich zutage. Vier Minuten brauchten die Löwen für die ersten drei Tore, 16 Minuten für die nächsten drei Tore. Sicher war Gerrie Eijlers im Tor der Gäste gut aufgelegt, und es ist durchaus positiv zu sehen, dass die Löwen sich Chancen herausspielen konnten. Wenn du aber bei 20 Würfen aufs Tor elf Fehlwürfe hast, dann ist das schwach. Punkt.

Dass Schmid nicht ganz auf dem Niveau ist wie in den letzten Jahren ist offensichtlich. Ich denke, dass er sich wieder berappelt, aber er braucht mehr Hilfe seiner Rückraumkollegen. Wer gesehen hat, wie Mindes Spielgestalter Dalibor Doder seinen rechten Rückraumshooter Christopher Rambo ins Spiel gebracht, wünscht sich das auch für die Löwen. Dazu gehören aber immer zwei. Jemand, der Harald Reinkind im richtigen Moment richtig anspielt, und Reinkind selber, der dann auch mal drauf gehen muss. Aber das sage ich ja schon länger. Ob’s noch was wird? Ich hoffe es doch sehr.

Arbeitssieg der Löwen gegen Minden am 11.03.2017 in der SAP-Arena. Endstand 26:20.

Löwen gegen Minden am 11.03.2017 in der SAP-Arena. Endstand 26:20

Gut für die Löwen, dass Mikael Appelgren im Tor eine gute Leistung abliefern konnte. Er verhinderte mit einigen Paraden einen höheren Halbzeitrückstand als das 9:11. Auch gut, dass Gudjon Valur Sigurdsson so gut drauf war. Seine Tore waren die Lebensversicherung für die Löwen. Fünf Treffer bei fünf Versuchen vor der Pause, und insgesamt elf Tore! Dass ein richtig guter Spieler wie Dejan Manaskov bei den überragenden Leistungen von Sigurdsson wenig spielt ist nicht verwunderlich. Noch ein letztes Thema zur ersten Halbzeit: Filip Taleski durfte ran! Ungünstig natürlich, dass er in ein nicht funktionierendes Team kam, und das merkte man ihm an. Das eine oder andere gute Anspiel von ihm war zu sehen, ein Tor gelang ihm auch, aber in einigen Szenen wirkte er übermotiviert. Dass er darüber hinaus die ganzen Abläufe im Angriff, aber auch das Zusammenspiel in der Abwehr noch nicht so richtig drauf hat ist verständlich. Das wird sicher noch einige Zeit dauern. Dass Taleski jede Menge Talent mitbringt war allerdings auch so schon zu sehen.

Die zweite Halbzeit entschädigte ein wenig für das Grauen vor der Pause. Die Hereinnahme des angeschlagenen Alexander Petersson brachte der Abwehr nochmal mehr Stabilität als vor der Pause und v.a. auch mehr Giftigkeit. Die gesteigerte Abwehrintensität brachte Minden nun wirklich in ernsthaftere Probleme. Nach dem 9:12 zum Auftakt der Halbzeit gelang den Gästen in den folgenden zehn Minuten nur noch ein Treffer. Der bereits vor der Halbzeit gut spielende Appelgren bekam nun noch öfter irgendein Körperteil an den Ball, und da im Angriff nun deutlich konsequenter und mit mehr Tempo agiert wurde lagen die Löwen in der 41. Minute mit 16:13 vorne. Keine Vorentscheidung, das war klar, aber eine wichtige Weiche, die gestellt wurde. Bis zum 22:20 in der 55. Minute war das immer noch ein Spiel, das hätte kippen können. Dass die Löwen dann noch vier Tore drauf packen und Minden keinen weiteren Treffer erzielt war einer erneuten Steigerung der Intensität der Löwen geschuldet, die mit diesem Kraftakt den Sieg sicherstellen konnten. 26:20 lautete das Ergebnis am Ende. Sieht einigermaßen sicher aus, war aber ein Arbeitssieg aus dem Lehrbuch.

Die Frage ist: wie oft müssen sich die Löwen und wir Fans noch mit einem Arbeitssieg begnügen? Klar, auch das sind zwei Punkte, und nicht jedes Spiel gegen ein Team aus der unteren Tabellenhälfte kann locker flockig absolviert werden. So ein Spiel kostet aber Kraft und ist deutlich von dem entfernt, was die Löwen können. Damit wir uns nicht falsch verstehen: ein Arbeitssieg zeigt, dass die Mannschaft kämpfen kann und will, dass sie sich durchbeißen kann und will. Das ist auch eine Tugend, die wichtig ist. Die Löwen haben Löwenherz gezeigt. Gut so!