EHF CL – Löwen gegen Brest

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Meine Güte, was war das wieder für ein Nervenkitzel in der Fraport Arena in Frankfurt! Ich hatte es ja schon befürchtet, dass es eine knappe Angelegenheit wird, und die Löwen wollten mich wohl nicht als falschen Propheten dastehen lassen. Am Schluss wurde gewonnen – mit 25:24, also mit gerade mal einem Tor Vorsprung. Gut, das reicht auch, denn a win is a win is a win, aber meine Nerven würden sich über einen glatteren Erfolg wirklich mal wieder freuen.

So ganz werde ich diese Saison nicht schlau aus den Löwen, und auch gegen Meshkov Brest schaute ich manches Mal recht ungläubig auf das, was sich da auf der Platte tat. Die Außen, v.a. Patrick Groetzki auf der rechten Außenbahn, werden nicht so recht ins Spiel eingebunden. Oder jedenfalls passiert das zu selten. Respekt, dass Groetzki nicht explodiert oder beleidigt vom Feld geht! Dabei gibt es ja immer weider Chancen für ein Anspiel, nur – es passiert nichts. Sorgen macht mir immer wieder auch Harald Reinkind. Er hat einen Wahnsinnswurf, er ist groß, er ist kein dünner Hering, aber was ihm zu fehlen scheint ist das absolute Selbstvertrauen. Davon hat Mads Mensah Larsen fast zuviel. Könnte er Reinkind so ca. 10% abgeben, es wäre die ideale Lösung. Ja, ich weiß, dass Reinkind ein Spieler ist, den man holen muss. Er ist kein Wühler wie Mensah oder gar wie Kim Ekdahl du Rietz – der in diesem Spiel schmerzlich vermisst wurde – aber etwas mehr Zug in Richtung Tor würde ihm gut zu Gesicht stehen.

Was das Thema “7. Feldspieler” angeht bin ich selten begeistert. Dass die Löwen diese Taktik v.a. zu Beginn des Spiels einsetzten konnte ich aber nachvollziehen. Kräfte sparen war ein Grund, und die Abwehr der Weißrussen war bei 6 gegen 6 nur selten in Bewegung zu bringen, nicht zuletzt, weil es den Löwen zu selten gelang, mit dem perfekten Timing zu kreuzen. Damit entwickelte sich eine ganz zähe Angelegenheit. Das Beste am Spiel der Löwen vor – wieder einmal – weniger als 2000 Zuschauern: sie gaben nie auf, bissen sich ins Spiel rein und bogen einen 2-Tore-Rückstand kurz vor Schluss doch noch in einen Sieg um. Brest hätte definitiv einen Punkt verdient gehabt, auch wenn das Spiel Weißrussen recht schwerfällig und behäbig wirkte. Ausnahme: Artisom Kulak. Der Junge – er wurde am Tag nach dem Spiel in Frankfurt 21 – bereitete den Löwen echt Kopfzerbrechen, denn mit seiner Schnelligkeit und seinen blitzartigen Täuschungen spielte er der Löwenabwehr fast schon Knoten in die Beine. Glück für die Löwen, dass der Rest der Mannschaft nicht auf dem Niveau spielte. Der lettische Riese Dainis Kristopans – 2,15 m groß, 135 kg schwer, Hände wie Bratpfannen – erzielte zwar sechs Tore, war aber meinem Eindruck nach trotzdem nicht die große Gefahr, die er hätte sein können. In der Abwehr aber musst du gegen ihn erstmal ankommen. Und das gelang den Löwen nur selten.

Nun gut, weitere 2 Punkte sind auf dem Konto der Löwen gelandet. Ob das zu Platz 1 reicht? Ich glaube eher nicht, denn dass Vardar Skopje einen Punkt abgibt kann ich mir nicht vorstellen. Noch ein kurzes Wort zum Publikum in Frankfurt. Wie bereits erwähnt waren es erneut nicht einmal 2000 Zuschauer, aber die Stimmung war gegen Ende, als es darauf ankam, nicht schlecht. Schade, dass hier nicht mehr Zuschauer für die Champions League begeistert werden können. Hoffentlich wird die neue Halle in Heidelberg gebaut. Davon könnten die Löwen wirklich profitieren.